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Fahrradurlaub: Was ich auf meiner Radreise nach Prag gelernt habe

Fahrradurlaub: Radreise von Deutschland nach Prag
Fotos: lr, utopia

Statt mit Auto oder Zug einfach mal mit dem Fahrrad in den Urlaub? Unsere Redakteurin hat es zum ersten Mal ausprobiert und festgestellt: Fahrradreisen sind für sie unvergesslich schön, erfordern aber Flexibilität – und Durchhaltevermögen. Ihre wichtigsten Tipps liest du im Reisebericht.

Im Urlaub eines meiner Hobbys ausleben und nebenbei eine Städtereise machen – ich habe geschafft, beides zu realisieren: mit einer mehrtägigen Radreise nach Prag. Was meine schönsten Erlebnisse unterwegs waren, woran ich fast gescheitert wäre und was ich beim nächsten Mal anders machen würde, habe ich im folgenden Erfahrungsbericht zusammengefasst.

Abenteuer Radurlaub – ganz ohne E-Bike

Die Rahmendaten zu meiner Fahrradreise: Ich fuhr gemeinsam mit meiner Schwester in drei Tagen mit dem Mountainbike von Regensburg nach Prag. Insgesamt legten wir 288 Kilometer zurück und pro Tag rund 800 Höhenmeter. Dafür benötigten wir jeden Tag knapp sieben Stunden. Zurück ging es mit dem Zug direkt zurück nach München. Die Strecke im Detail:

Lenkertasche, Satteltäschen und Rucksack: Mit recht wenig Gepäck ging es auf Fahrradtour
Lenkertasche, Satteltäschen und Rucksack: mit recht wenig Gepäck ging es auf Fahrradour (Foto. lr, utopia)
  • Tag 1: Von Regensburg in den Bayrischen Wald und über Furth im Wald nach Babilon in Tschechien (104 km, 1130 hm)
  • Tag 2: Weiter durch den Böhmischen Wald nach Pilsen und zu einem kleinen See in der Nähe (88 km, 650 hm)
  • Tag 3: Weiter über die tschechischen Kleinstädte Rokycany (Rokytzan) und Horovice (Horowitz) in die Hauptstadt Prag (96 km, 760 hm)

Der Weg ist das Ziel – und kann trotzdem anstrengend sein

Die Strecke führte uns durch sehr viel Natur, aber auch durch kleine Ortschaften, Städtchen und die Bierstadt Pilsen. Ehrlicherweise haben wir uns zwar vorab die Distanz sowie den Streckenverlauf angesehen, um unsere Tagesetappen grob planen zu können. Allerdings war die Strecke vor allem an den ersten beiden Tagen bergiger als erwartet – vor allem, wenn man sich an den Radwegweisern orientiert.

„Wo sind wir hier eigentlich?“ Diese Frage stellten wir uns während der Reise immer wieder. (Foto: lr, utopia)

In Deutschland fuhren wir bis zur Grenzstadt Furth im Wald ausschließlich auf guten Fahrradwegen. Dadurch machten wir allerdings mehr Kilometer, als die vorher über die App Komoot und Google Maps geplante Strecke veranschlagt hatte.

Auch auf tschechischer Seite ist die Fahrradstrecke nach Prag im Großen und Ganzen sehr gut beschildert (wir folgten dem Radweg 3). Sobald wir aber unsere geplante Route mit den Wegen verglichen, die wir tatsächlich fuhren, merkten wir: Wir radeln sämtliche Dörfer und Ecken aus – und müssen dadurch viel weiter fahren. Deshalb orientierten wir uns bewusst öfter an Komoot und Maps, um gut asphaltierte Landstraßen zu fahren und damit „Meter zu machen“.

Wo war noch gleich der Weg?

Die Orientierung war die größte Herausforderung auf der Fahrradreise nach Prag. Da wir beide die Gegend im Bayrischen Wald nicht kannten, mussten wir uns vollkommen auf die Wegweiser und Apps verlassen – die wie oben geschildert oft nicht übereinstimmten.

Wenn man nach 30 Kilometern – und dann nach 40 erneut – feststellt, dass man sich schon wieder mindestens fünf Kilometer von der eigentlichen Route entfernt befindet, kann das ziemlich frustrieren. Schließlich muss man jeden Tag eine ziemliche Distanz radeln und eine halbe Stunde mehr oder weniger auf dem Sattel kann einen großen Unterschied machen.

7 Stunden täglich im Sattel: hatte ich schlimmer erwartet

Im Vorfeld der Reise hatte ich mir weniger Gedanken um die Strecke und Orientierung gemacht als um meine körperliche Verfassung und die Ausstattung. Meine Schwester und ich bringen beide eine gute Grundfitness mit und fahren im Alltag viel Fahrrad. Ein weiterer Pluspunkt: Für sie war es bereits die zweite Radreise.

Durch den bayrischen Wald zu radeln, bietet wunderbare Natur.
Durch den bayrischen Wald zu radeln, bietet wunderbare Natur. (Foto: lr)

Davor, jeden Tag stundenlang in die Pedale zu treten, hatte ich allerdings Respekt. Sportlich traute ich mir das Ganze zu, das lange Sitzen im Sattel fürchtete ich dagegen. Glücklicherweise ging es mir damit ziemlich gut und meine Bedenken bestätigten sich nicht.

Ich konnte das Fahren die meiste Zeit genießen und mich über den Wald, die Stille und hübsche Kleinstädte freuen. Auch Kaffeestopps kamen auf der Tour nicht zu kurz. Und das Wetter? Das spielte sehr gut mit: Am ersten Tag starteten wir mit Sonnenschein, Tag zwei und drei war es hauptsächlich bedeckt und zum Radeln sehr angenehm. Obwohl der Wetterbericht Regen und Gewitter vorhergesagt hatte, hatten wir Glück. Die Unwetter verzogen sich und nur in der zweiten Nacht und am Morgen des letzten Fahrradtages regnete es. Den Regen konnten wir gut abwarten und starteten einfach eine halbe Stunde später als geplant.

Machen die Knie die Höhenmeter mit?

Einzig meine Knie machten mir auf der letzten Tagesetappe Sorgen. Am Tag zuvor hatten wir ab mittags kräftigen Gegenwind und traten deshalb stärker in die Pedale. Das hat meine Oberschenkel und wohl auch die Knie ganz schön gefordert. Bei jedem Anstieg spürte ich das. Ich spielte mit dem Gedanken, die letzten 50 Kilometer mit dem Zug zurückzulegen und wir hielten uns bewusst an eine Strecke nahe der Bahnlinie.

Nach einer längeren Mittagspause beschloss ich, erstmal weiterzufahren und auf der Strecke zu entscheiden, wie weit ich noch fahre. Mein Ehrgeiz, die gesamte Tour zu fahren, war inzwischen groß. Und was soll ich sagen? Die letzten Stunden wurden wir mit zahlreichen Abfahrten belohnt und konnten das Rad teils kräfteschonend rollen lassen. So schafften wir es, am Spätnachmittag glücklich und bei Sonnenschein entlang der Moldau mitten nach Prag zu radeln.

Prag
Prag empfing uns mit Sonnenschein und angenehmen Temperaturen. (Foto: lr, utopia)

Reisehighlights: Hilfsbereite Menschen, süße Cafés & Slow Traveling

Die Einfahrt nach Prag war definitiv ein Highlight der Fahrradreise – aber nur eines von vielen. Unterwegs wiesen uns immer wieder Anwohner:innen den Weg, sogar ungefragt. Als wir einmal am Wegrand standen und auf dem Handy den richtigen Weg suchten, kam sofort ein Paar zu Hilfe, das uns sogar zu Kaffee und Kuchen eingeladen hätte. Doch wir wollten weiter, denn zu diesem Zeitpunkt waren wir erst 30 Kilometer gefahren.

Kaffee und kleine Pausen kamen auf der Radtour aber keinesfalls zu kurz. Wir frühstückten jeden Tag in einem anderen süßen Café und spätestens am Nachmittag überlegten wir, worauf wir abends Lust hätten zu essen. Auch hier war ich positiv überrascht: In Tschechien kann man sehr gut vegan essen. In Prag probierte ich sogar veganes Gulasch – und war begeistert.

Mir gefiel es auch, vergleichsweise sehr langsam unterwegs zu sein. Beim Radfahren kann man einerseits sehr gut abschalten, andererseits fokussiert man sich stark auf das Treten und nimmt die Landschaft um sich herum viel bewusster wahr als etwa beim Autofahren.

Radtouren sparen Geld

Im Vergleich zu Reisen mit dem Auto, Zug oder Flugzeug spart man beim Radfahren zudem Geld. Schließlich muss man für keinen Transport bezahlen, sondern erarbeitet sich die Strecke allein durch Muskelkraft.

Nur für die Rückfahrt benötigten wir Bahntickets. Für zwei Fahrräder plus zwei Erwachsene bezahlten wir insgesamt pro Person 60 Euro.

Kleine Blockhütte auf dem Campingplatz als Schlafplatz
Der Schlafplatz nach Tag 2: eine kleine Blockhütte am See (Foto: lr, utopia)

Wir waren nicht mit dem Zelt unterwegs, sondern suchten uns auf der Strecke zwei Unterkünfte. Obwohl wir in den Pfingstferien unterwegs waren, klappte das spontan sehr gut. Wir wollten bewusst nicht im Vorhinein buchen, sondern am Reisetag selbst entscheiden, wie weit wir radeln möchten und wo wir schlafen. Dies zahlte sich aus: In der zweiten Nacht fanden wir eine kleine Blockhütte auf einem Campingplatz am See – direkt am Fahrradweg nach Prag.

Mit dem Fahrrad in den Urlaub: die wichtigsten Learnings

Insgesamt hat bei meinem ersten Radurlaub alles geklappt, meine wichtigsten Erkenntnisse sind:

  • Eine gute Fahrrad(unter-)hose ist das wichtigste Kleidungsstück. Du solltest sie vorher bereits getragen haben, um zu wissen, ob sie wirklich gut passt.
  • Je weniger Gepäck, desto besser: Dass mein Rucksack so leicht war, hat sich ausgezahlt. Ich hatte an Lenker und Sattel je eine kleine Tasche befestigt und dort Kleidung verstaut.
  • Ein guter Fahrradhelm gibt Sicherheit – und schützt vor der Sonne.
  • Ein spezieller Fahrradrucksack zahlt sich aus, ich konnte mir einen ausleihen.
  • Weitere Must-haves: Fahrradschloss, eine immer griffbereite Trinkflasche, Sonnenbrille, Sonnencreme, bequeme Schuhe, dünne Regenjacke. Lies dazu auch: Fahrradtour planen: Tipps zur Ausrüstung und Route
  • Pausen sind wichtig! Kurz stehenzubleiben, abzusteigen und in Ruhe zu trinken geben neue Energie.
  • Trinken und Snacken nicht vergessen! Wir hatten Bananen, Studentenfutter und Fruchtriegel dabei, Wasser füllten wir unterwegs auf.
  • Wenn man lange auf dem Rad sitzt, die Position immer wieder leicht ändern und die Arme regelmäßig kreisen lassen (beugt Rückenschmerzen vor).
  • Den Rückweg mit dem Zug finde ich besonders schön, denn so sieht man, wie weit man mit dem Fahrrad gekommen ist und durchlebt die Reise gedanklich nochmal.

Fazit: Ich kann die Fahrradtour nach Prag absolut empfehlen. Wer mehr Zeit hat, kann auch schon im Allgäu oder in München starten. Für mich wird es keinesfalls die letzte Radreise gewesen sein – ich habe die nächste schon im Kopf. Denn ich habe festgestellt: Die Mischung aus körperlicher Anstrengung und Natur kann fast nichts toppen.

Allerdings würde ich mir die Strecke vorab genauer anschauen und versuchen, sie mir besser einzuprägen. Immer wieder stehen bleiben zu müssen, um den Weg zu überprüfen, kann auf Dauer nerven.

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