Die 100 beliebtesten Mineralwasser Deutschlands hat Öko-Test im Labor auf Schadstoffe untersucht. Denn auch wenn Mineralwasser „ursprünglich rein“ sein soll, gibt es vermehrt menschengemachte Verunreinigungen. Nitrat und Pestizide sind zwei der Probleme.
Sprudeliges Mineralwasser gilt als typisch deutsch. Über 500 Mineralwasser gibt es in Deutschland und die gesetzlichen Vorgaben sind streng: Das Wasser muss aus unterirdischen, vor Verunreinigung geschützten Wasservorkommen stammen. Fachleute sagen dazu „ursprünglich rein“.
Doch wie steht es wirklich um die Reinheit? Öko-Test hat 100 Mineralwasser aus ganz Deutschland getestet und kommt zu einem ernüchternden Fazit: 20 Quellen sind durch menschengemachte Verunreinigung beeinträchtigt. Besonders von Pestizid-Rückständen sind viele dieser Mineralwasser belastet.
„Mit der ursprünglichen Reinheit ist es unserer Meinung nach damit vorbei.“
Mineralwasser bei Öko-Test: Die Hälfte ist „sehr gut“
Öko-Test hat schon im Mineralwasser-Test 2019 (spritziges Wasser) auf Rückstände von Uran, Arsen und Pestiziden hingewiesen. Diesmal hat sich das Verbrauchermagazin Medium-Mineralwasser vorgenommen und erneut erhöhte Schadstoffwerte gemessen. Doch das zum Glück nur bei wenigen Wassern – die Hälfte hat „sehr gut“ abgeschnitten.
Unter den 51 „sehr guten“ Produkten finden sich teure Marken, zahlreiche regionale Anbieter und die günstige Eigenmarke einer Supermarktkette. Discounter-Wasser hat etwas schlechter abgeschnitten. Die Test-Ergebnisse findest du gratis auf www.ökotest.de.
Pestizide und Uran im Mineralwasser-Test entdeckt
In 15 Mineralwassern hat Öko-Test Rückstände von Pestiziden nachgewiesen. Eine Gesundheitsgefahr gehe von ihnen zwar nicht aus, doch mit der ursprünglichen Reinheit haben die Wasser nicht mehr allzu viel zu tun. Auch Süßstoffe hat Öko-Test in fünf Wassern gefunden. Sie können zum Beispiel durch eine schlechte Reinigung der Flaschen ins Mineralwasser gelangen.
Besonders bedenklich sind laut Öko-Test aber vor allem die erhöhte Mengen Bor und Uran in mehreren Mineralwassern. Zwar kommen beide Elemente auch in der Natur vor, sie sind für den Menschen aber trotzdem alles andere als harmlos. Erhöhte Urangehalte stecken zum Beispiel im Medium-Mineralwasser der Anhaltiner Bergquelle sowie im Vöslauer Mild.
Nitrat ist nur in wenigen Wassern ein Problem, allerdings auch in einem Mineralwasser, das für die Zubereitung von Säuglingsnahrung empfohlen wird. Andere Mineralwasser zeigen, dass es besser geht.
Bor im Mineralwasser von Apollinaris
Mit Bor ist besonders stark das Apollinaris Medium von CocaCola belastet. Der Bor-Gehalt ist so hoch, dass er die Grenzwerte für Trinkwasser überschreitet. Zwar gelten für Mineralwasser andere Grenzwerte, doch Öko-Test orientiert sich – in Anlehnung an eine Empfehlung des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) – an den strengeren Trinkwasser-Grenzwerten. Das Apollinaris-Wasser ist deshalb bei Öko-Test durchgefallen. In vier anderen Mineralwassern haben die Expert*innen ebenfalls erhöhte Bor-Gehalte nachgewiesen. Diese waren aber nicht so hoch wie beim Wasser von Apollinaris.
Warum Mineralwasser nicht die beste Wahl ist
Obwohl mit 51 Mineralwassern mehr als die Hälfte der Wasser mit „sehr gut“ abgeschnitten haben, können wir kein einziges so richtig empfehlen. Das hat zwei Gründe: Zum einen haben auch viele Mineralwasser in PET-Plastikflaschen die Bestnote „sehr gut“ erhalten und wir sehen PET kritisch. Denn auch wenn teilweise recyceltes PET eingesetzt wird, ist trotzdem neues Plastik und damit umweltschädliches Erdöl für jede Flasche nötig. Werden die Plastikflaschen nicht ordnungsgemäß recycelt, tragen sie unter Umständen auch zum Plastik- und Mikroplastik-Problem in der Umwelt bei.
Öko-Test weist zwar darauf hin, dass auch Mikroplastik, welches aus PET-Flaschen ins Wasser gelangt, ein wichtiges Thema ist. Doch da es noch keine unumstrittene Untersuchungsmethode für Mikroplastik in Mineralwasser gibt, konnte Öko-Test dies im Test nicht berücksichtigen.
Zum anderen ist Flaschenwasser hierzulande genau genommen überflüssig. Das Wasser aus dem Wasserhahn ist fast überall in Deutschland problemlos trinkbar und mit einer Trinkflasche auch transportabel. So sparen wir uns auch die Transportwege des Flaschenwassers, die für eine schlechte Öko-Bilanz des Wassers sorgen – vor allem bei schweren Glasflaschen über weite Strecken. Darauf weist zwar auch Öko-Test hin, hat dies aber in der Bewertung nicht berücksichtigt.
Mehr dazu: Wir sollten endlich aufhören, Wasser in Plastikflaschen zu trinken
Wir empfehlen, ganz auf Flaschenwasser zu verzichten und einfach Leitungswasser zu trinken. Das spart jede Menge Geld, Material, Transporte und aufwendiges Schleppen von Wasserflaschen. Wer unbedingt ein Mineralwasser aus der Flasche will, sollte zu regionalem Mineralwasser aus Glasflaschen greifen.
Alle Details findest du in der Ausgabe 06/2020 von Öko-Test sowie gratis online auf www.ökotest.de.
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