Minimalistisch leben heißt: sich auf das Wesentliche beschränken. Dafür muss man aber nicht gleich in eine Blockhütte im Wald ziehen. Jede:r kann den eigenen Konsum etwas reduzieren, jeden Tag und auch jetzt sofort.
Ein einfaches Leben, Freiheit, Unbeschwertheit – irgendwie wünschen wir uns das alle. Doch in unserer modernen Welt bleibt diese Einfachheit oft auf der Strecke: Konsum, Besitz und Leistung scheinen zumindest vordergründig die wichtigeren Werte zu sein.
Konsequenter Minimalismus hört sich nach Verzicht und Aussteiger:innen-Leben an. Wir haben da eine gute Nachricht: Selbstverständlich kann man an der modernen Gesellschaft teilhaben und sich dennoch durch Minimalismus-Strategien Freiräume schaffen. Unsere Tipps sollen helfen, ab und zu Entscheidungen zu treffen, die das Leben ein klein wenig einfacher und uns ein klein wenig freier machen – und dazu beitragen, ein bisschen glücklicher zu sein.
1. Minimalistisch leben: Geh einfach mal zu Fuß
So bequem es auch sein mag – lass dein Auto einfach mal stehen und steig nicht in die U-Bahn. Wenn möglich, nimm dir vor, an mindestens einem festen Tag pro Woche zu Fuß zur Arbeit, zum Einkaufen oder zur Verabredung zu gehen. Warum? Wer zu Fuß unterwegs ist, braucht sich nicht über den Verkehr oder die überfüllte Bahn zu ärgern, benötigt keinen Sprit und keinen Strom und kann sich ganz auf sich selbst und das eigene Leben konzentrieren. Minimalistischer geht es nicht.
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2. Frag dich: Brauche ich das wirklich?
Das ist nicht so banal, wie es sich anhören mag. Denn wir alle kaufen ständig Dinge, die wir nicht wirklich brauchen, nur weil sie gerade billig, verfügbar oder „in“ sind. Doch (frei nach dem Fight-Club-Charakter Tyler Durden): Die Dinge, die wir besitzen, besitzen eines Tages uns – weil wir uns um sie sorgen, uns mit ihnen beschäftigen, uns um sie kümmern müssen. Wer einfacher leben möchte, kauft auch einfach mal nichts.
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3. Koch selbst mit frischen Zutaten
Fertig- und Halbfertiggerichte sind alles andere als minimalistisch: Sie stecken voller Zusatzstoffe, die zum Beispiel als E-Nummern auf der Liste der Inhaltsstoffe aufgelistet sind. „Echtes“ Essen braucht das nicht. Darum koch lieber selbst: mit frischen, einfachen Zutaten aus der Region, mit Zeit, Muße und Ruhe. Das ist besser für dich und den Planeten – und gutes Essen macht bekanntlich glücklich. Genau wie ein minimalistisches Leben.
4. Iss kein/weniger Fleisch
Die Billigpreise in den Discountern lassen es uns vergessen, aber Fleisch ist eigentlich ein Luxusprodukt. Auch hier heißt es: wenn überhaupt dann wenig, dafür Fleisch aus möglichst artgerechter Haltung und bessere Qualität. Wer so handelt, spart Geld, Aufwand und kann sich ganz neue Perspektiven eröffnen. Und macht der Gedanke, dass für dich kein Tier sterben muss, nicht auch irgendwie glücklich? Nicht umsonst leben viele bekannte Minimalist:innen fleischlos…
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5. Bau dein eigenes Essen an
Selbst auf dem kleinsten Balkon oder Fensterbrett kann man ein wenig Gemüse oder Kräuter anbauen. Die so entstehenden Lebensmittel sind auf jeden Fall frei von Zusatzstoffen, Verpackungen und benötigen keine langen Transportwege – und du isst, was eben gerade wächst. Und auch wenn es nur Sprossen oder ein paar Tomaten sind – eigenes Essen macht Freude und ziemlich stolz.
6. Minimalistisch leben und erholen: Raus aus der Stadt
Gilt vor allem für Großstädter:innen: Entflieh ab und zu der Stadt und dem Alltag und verbringe ein Wochenende draußen – und zwar nicht im Überfluss eines Luxushotels: Am See, in den Bergen, in einer Berghütte oder im Zelt, weit weg von allem. Die Ruhe, Einfachheit und Nähe zur Natur tut gut und hilft zur Ruhe zu kommen. Und diese Erfahrung gibt dir einen kleinen Eindruck, wie ein wirklich minimalistisches Leben aussehen könnte.
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7. Trink mehr Leitungswasser
Warum Flaschen schleppen, wenn das einzig wirklich überlebenswichtige Getränk zuhause aus dem Wasserhahn kommt? Mach doch einfach mal Schluss mit teuren Getränken in Plastikflaschen und trinke Leitungswasser – das spart Geld und macht dein Leben ein kleines bisschen einfacher.
8. Schalt einfach mal ab
Der Fernseher ist auf Stand-by, der Wäschetrockner läuft, das Smartphone lädt und alle Lichter brennen – schalt doch einfach mal ab. Bewusst Energie zu sparen ist nicht nur minimalistisch sondern auch ökonomisch. Und es macht glücklich – wenn nicht sofort, dann spätestens, wenn die Stromrechnung kommt. Auch deinen PC oder Laptop kannst du minimalistisch einrichten.
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9. Minimalistisch leben heißt Dinge reparieren
Minimalistisch leben heißt nicht nur, mit wenigen Dingen auszukommen, sondern auch, die Dinge möglichst lange zu nutzen. Versuch doch selbst zu reparieren, wenn das nächste Mal etwas kaputt geht. Oft ist das viel einfacher als man denkt, gibt uns aber eine ganz neue Wertschätzung für alltägliche Gegenstände und Fähigkeiten. Hilfe findest du zum Beispiel in Repair Cafés.
10. Miste deinen Kleiderschrank aus
Wetten, du findest dabei Teile, die du ewig nicht getragen hast und wahrscheinlich auch nicht mehr tragen wirst? Du musst deinen Schrankinhalt ja nicht gleich wie manche Minimalismus-„Profis“ auf eine Handvoll Teile reduzieren („Capsule Wardrobe“).
Aber einfach mal radikal auszumisten (ohne den Schrank hinterher gleich wieder aufzufüllen!) ist sehr befreiend. Und ein Schritt auf dem Weg zum einfacheren Leben: Je weniger in deinem Kleiderschrank hängt, desto weniger lange musst du dich am Morgen mit der Frage quälen, was du wohl anziehen willst – und desto mehr Zeit hast du für wichtigere Dinge.
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11. Kauf verpackungsfrei
Weniger Verpackung bedeutet weniger Müll – also weniger überflüssigen Kram. Und zudem weniger Zeitverschwendung fürs Entpacken, Entsorgen usw. Das geht natürlich nicht immer und überall, aber zum Beispiel auf Wochenmärkten oder in Unverpackt-Läden klappt das Einkaufen auch ohne Plastikmüll.
12. Nimm dir Zeit für dich, um achtsam und minimalistisch zu leben
Minimalistisch leben heißt auch: Nicht immer nach Unterhaltung und Gesellschaft streben zu müssen. Nimm dir mehr Zeit für dich ganz alleine und für Dinge, die dir gut tun. Mach Yoga, geh spazieren oder tu einfach mal absolut gar nichts. Entspannung und Ruhe findet jede:r auf seine Weise – wichtig ist nicht wie, sondern dass man hin und wieder zur Ruhe kommt. Wenn du es nicht anders schaffst, plane feste Zeiten dafür ein. Ein, zwei Stunden pro Woche für dich ganz alleine sind ganz bestimmt drin.
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