Bei der Kleinstadt Evart im US-amerikanischen Bundesstaat Michigan pumpt Nestlé jedes Jahr Millionen Liter Wasser aus dem Boden, füllt es in Plastikflaschen und verkauft es als „Ice Mountain Natural Spring Water“. Mit diesem abgefüllten Quellwasser macht der Konzern viel Geld – fast ohne etwas dafür zu bezahlen. Nun regt sich Widerstand.
Trinkwasser in Flaschen ist ein riesiges Geschäft: In den USA wird inzwischen mehr abgefülltes Wasser als Softdrinks verkauft.
Nestlé ist einer der größten Trinkwasserkonzerne der Welt. In Michigan will er nun noch mehr Wasser als bisher abpumpen. Wo der Konzern bisher bereits fast 500 Millionen Liter Quellwasser pro Jahr abfüllt, will er die Wassermenge nun noch einmal um 60 Prozent erhöhen. Das schreibt die New York Times.
Die örtliche Bevölkerung wehrt sich nun gegen Nestlés Pläne – auch, weil Nestlé so gut wie nichts für all das Wasser bezahlt. Gerade einmal 200 US-Dollar jährlich zahlt das Unternehmen an die zuständige Behörde für die Nutzung der Wasserquellen.
Aus 200 Dollar Jahresgebühr werden Millionen Dollar Profit
Nach Informationen der New York Times befüllt Nestlé in seiner Abfüllanlage in Evart durchschnittlich 4,8 Millionen Flaschen – pro Tag.
Es sei schon eine große Sache, wenn jemand das Wasser entnehme, das eigentlich in die Bäche, Flüsse und Seen fließen solle, zitiert die New York Times Jeff Ostahowski, den Vizepräsidenten einer lokalen Bürgerbewegung zum Wasserschutz („Michigan Citizens for Water Conservation“). „Dass Nestlé das umsonst tut? Das ist einfach verrückt.“
Unklare Umweltauswirkungen
Dabei ist das Vorgehen in den USA laut New York Times durchaus üblich: Die Landbesitzer können dort traditionell so viel Wasser nutzen wie sie möchten, solange sie es selbst aus dem Boden pumpen. Von diesem Recht machen teils sogar kommunale Versorger Gebrauch.
Doch während Privathaushalte, lokale Wasserversorger, Landwirtschaft und Fabriken das Wasser größtenteils nur „benutzen“ und es anschließend wieder in den Kreislauf zurückführen, entnehmen Unternehmen wie Nestlé es einfach. Welche Auswirkungen das längerfristig auf die Umwelt hat, ist (noch) schwer zu sagen. Die wissenschaftlichen Daten, die laut dem Unternehmen belegen, dass seine Aktivitäten keinen „bedeutenden Einfluss“ haben, durften die Gegner offenbar bisher nicht einsehen.
Die New York Times zitiert zum einen eine Anwohnerin, deren Bach hinter ihrem Haus um die Hälfte geschrumpft sei, seit Nestlé vor Ort ist. Zum anderen lässt die Zeitung Arlene Anderson-Vincent, Nestlé’s “Natural Resources Manager” für Michigan zu Wort kommen, die behauptet: “Wir entnehmen nie mehr, als die Natur wieder zurückbringen kann.“ Auch der „City Manager“ der Kleinstadt findet die „Partnerschaft“ mit Nestlé gut.
Die Entscheidung, ob das Unternehmen für sein „Natural Spring Water“ hier bald noch mehr Wasser aus der Erde pumpen darf, soll voraussichtlich in den kommenden Monaten fallen.
Utopia meint: Auch wenn unklar ist, ob und welche negativen Umweltauswirkungen das industrielle Abpumpen von Wasser hat – dass hunderte Millionen Plastikflaschen dramatische Auswirkungen haben, steht leider außer Frage. Damit Milliarden-Profite aus einem fast kostenlosen Allgemeingut zu schlagen, bleibt milde gesagt ein fragwürdiges Geschäftsmodell.
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