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Air Protein: Startup macht Hühnchen, Rind und Meeresfrüchte aus Luft

Air Protein
Foto: Air Protein

Air Protein hat sich auf eine ganz neue Art von Fleischersatzprodukten spezialisiert. Das Start-up stellt vegane Fleischalternativen aus Kohlenstoffdioxid aus der Luft her. Wie das genau funktioniert und welche Vorteile die Herstellung hat, erfährst du hier.

Die Fleischindustrie ist ein Katalysator für die globale Erwärmung. Denn die Aufzucht, Fütterung, Transportwege, die Schlachtung und die anschließende Verarbeitung verursachen hohe Mengen an Treibhausgasemissionen. Besonders das stark wirkende Treibhausgas Methan, das von Rindern ausgestoßen wird, hat dabei fatale Folgen. Zudem verbraucht die Fleischindustrie viel Fläche und benötigt große Wassermengen.

Dass vegane Ernährung ressourenschonender und klimafreundlicher ist, ist mittlerweile kein Geheimnis mehr. Um auch Fleischliebhaber:innen diese Ernährungsform schmackhaft zu machen, gibt es auf dem Markt bereits eine Vielzahl an Fleischersatzprodukten. Diese basieren in der Regel auf Soja, Weizen oder Erbsen.

Air Protein nutzt einen anderen Ausgangsstoff: CO2, das sich in der Luft findet. So möchte das Start-up vegane Fleischersatzprodukte besonders emissionsarm herstellen.

Air-Protein: Wie wird CO2 zu Nahrung?

Vegane Jakobsmuscheln aus Luft: Eins der Meeresfrüchte-Produkte von Air Protein.
Vegane Jakobsmuscheln aus Luft: Eins der Meeresfrüchte-Produkte von Air Protein. (Foto: Air Protein)

Air Protein bezeichnet die eigenen Produkte als das „Fleisch von morgen“. Denn das Start-up braucht keine Tiere und (im Gegensatz zu herkömmlichem Fleischersatz) nicht einmal Anbaufläche, um pflanzliches Steak, Hühnchen oder vegane Meeresfrüchte herzustellen. Denn während Soja und Weizen erst einmal angebaut werden müssen, ist der Ausgangsstoff für Air Protein schon vorhanden und fällt sogar täglich als Nebenprodukt an.

So nutzt das Start-up für die Produktion CO2, das von der Industrie verursacht wird. Dieses fängt es direkt bei den jeweiligen Fabriken ab. In Zukunft möchte das Unternehmen auf „Direct Air Capturesetzen. So heißt eine Methode, mit der CO2 direkt aus der Umgebungsluft extrahiert und für andere Zwecke genutzt werden kann.

Mithilfe von Fermentationsprozessen ist es dem Start-up gelungen, das Treibhausgas in essbares Protein zu verwandeln. Dafür setzen Mitarbeitende dem CO2 Mikroorganismen zu. Diese Mischung kann in Bioreaktoren gemeinsam mit Wasser und unter den optimalen Temperaturen und ph-Werten fermentieren. Die Reaktoren können Mitarbeiter:innen regelmäßig kontrollieren und anpassen. So entsteht das ideale Milieu für die Fermentation. Dadurch ist auch die Ausbeute am Ende höher. Laut Angaben des Start-ups werden die Reaktoren mit Wind- und Sonnenenergie betrieben.

Air Protein: Entstanden aus Nahrung der NASA

"Meat made from air": Der Slogan von Air Protein verspricht, was unmöglich scheint.
„Meat made from air“: Der Slogan von Air Protein verspricht, was unmöglich scheint. (Foto: Air Protein)

Air Protein vergleicht die Herstellung des CO2-Fleisches mit der Produktion von Joghurt, Wein oder Käse. Denn auch diese Produkte entstehen nur durch Fermentation. Am Ende der Fermentation trocknen Mitarbeiter:innen das fermentierte Kohlenstoffdioxid. So entsteht schließlich ein Pulver. Ähnlich läuft die Herstellung auch bei tierischem Proteinpulver, zum Beispiel Whey Protein ab.

Diesem Pulver fügt Air Protein dann Öl, Gewürze und andere Inhaltsstoffe hinzu. So entsteht aus dem fermentierten Pulver je nach Rezept ein veganer Ersatz für Rindersteak, Schweinfleisch, Huhn oder Meeresfrüchte. Welche Zutaten das Unternehmen dafür genau verwendet, hat Air Protein noch nicht veröffentlicht.

Die Idee für das Herstellungsverfahren geht übrigens auf die NASA zurück. In den 1970er Jahren mussten NASA-Mitarbeiter:innen ein Konzept entwicklen, mit dem sie ihre Astronaut:innen auf langen Reisen durch das All ernähren konnten. Sie kamen erstmals auf die Idee das CO2, das die Astronaut:innen täglich ausstießen, durch Fermentation in essbares Protein umzuwandeln.

Wie nachhaltig ist Air Protein wirklich?

Die Produkte von Air Protein weisen im Vergleich zu herkömmlichen Fleischersatzprodukten tatsächlich einige Vorteile auf: Sie verbrauchen keine Landwirtschaftsfläche und deutlich weniger Wasser. Eigenen Angaben folgend verursacht die Herstellung zudem keine Treibhausgasemissionen. Schließlich recycelt das Start-up freigesetztes CO2 und verwendet für die Bio-Reaktoren und weitere Produktionsschritte Strom und Wärme aus erneuerbaren Energien.

Air Protein bezeichnet die eigenen Produkte deshalb als „CO2-negativ“. Das bedeutet eigentlich, es wurden mehr Treibhausgase aus der Atmosphäre entnommen, als bei der Produktion freigesetzt wurden. Das ist zwar richtig für das Air-Protein-Endprodukt. Wenn wir es jedoch essen, stoßen wir diese recycelte CO2-Menge durch unsere Atmung wieder aus. Das CO2 gelangt dann wieder in die Atmosphäre.

Und schließlich setzt das Unternehmen dem fermentierten CO2-Pulver weitere Zutaten (wie Öl, Gewürze und Zusatzstoffe) zu, für die wiederum Fläche, Wasser und Energie nötig waren.

Doch auch angesichts dieser Aspekte sind Air-Protein-Produkte in jedem Fall deutlich emissionsärmer und ressourcenschonender als tierische Produkte und schlagen bei diesem Vergleich vermutlich auch die meisten anderen Fleischersatzartikel.

Ab wann Air Protein mit seinen Produkten in den Verkauf geht, ist bislang noch unklar. Infos und News dazu findest du auf der Webseite oder den sozialen Kanälen des Start-ups.

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