Elf Sneakerpaare von bekannten Persönlichkeiten wie Louisa Dellert und Fynn Kliemann wurden mit GPS-Trackern ausgestattet und bei Altkleidersammelstellen abgegeben. Wo sind die Schuhe jetzt?
„Die sind noch gar nicht abgeranzt, die kann man auf jeden Fall noch tragen und umso spannender finde ich es, was jetzt mit diesen Paar Sneaker passiert.“ Louisa Dellert hält in einem Ankündigungsvideo ihre weißen Sneaker der Marke Veja in den Händen. Die Schuhe spendete sie der sogenannten Sneakerjagd – einer Recherche von der Zeit und dem Redaktionsnetzwerk Flip.
Insgesamt elf Prominente haben ihre Sneaker gespendet – unter anderem Fynn Kliemann, Jan Delay und Caroline Kebekus. Mit GPS-Trackern ausgestattet wurden die Schuhe entweder in Altcontainer und Recyclingboxen gelegt oder neue Schuhe als Retoure zurückgeschickt. Das Ziel der Sneakerjagd: Herausfinden, wo die Schuhe hingebracht werden und was genau mit ihnen passiert.
Hier landen Louisa Dellerts Sneaker
Die Reise von Louisa Dellerts Sneakerpaar startete in einem Altkleidercontainer von Soex, einem der größten Textilrecycler Deutschlands. Das Sortierwerk von Soex liegt in Sachsen-Anhalt, dort kamen die Sneaker aber nie an. Stattdessen umkreisten sie Hamburg, machten einen Zwischenstopp bei einem Autohändler in Mülheim an der Ruhr und landeten etwa 1000 Kilometer weit entfernt in der Kleinstadt Czernowitz im Südwesten der Ukraine.
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Das Team von Flip und Zeit reiste in die Ukraine zu riesigen Lagerhallen, in denen Schuhe sortiert und von da aus weiterverkauft wurden. Letztendlich fand das Team die Sneaker von Louisa Dellert in einem Second-Hand-Laden und kaufte sie zurück.
Warum gelangten die Sneaker aber nie ins Sortierwerk von Soex? Das Team fragte bei Soex nach. Angeblich seien in der letzten Zeit viel kleinere Mengen aus Hamburg bei Soex angekommen als üblich. Das Unternehmen geht nun von Diebstahl aus und schaltete bereits einen Anwalt ein. In der Regel würde Soex die Sneaker in Deutschland sortieren und dann recyceln oder weiterverkaufen.
Louisa Dellert antwortete auf unsere Nachfrage, dass sie das Projekt Sneakerjagd „super wichtig und super gut“ findet. Es würde Aufmerksamkeit in der Gesellschaft generieren. „Wo gehen denn eigentlich meine alten Kleidungsstücke hin? Wie muss ich vielleicht auch mit meiner Kleidung umgehen? Und wo kann ich auch wirklich Kleidung abgeben, damit sie dann andere Menschen, die bedürftig sind und mit diesen Kleidungsstücken noch etwas anfangen könnten, dass die da auch wirklich ankommen.“
Nike zerstört Neuware
Außerdem findet Louisa Dellert die Sneakerjagd wichtig, um Druck auf Unternehmen auszubauen, in Bezug auf das Thema Greenwashing. „Diesen Druck braucht es, damit Unternehmen anfangen sich nicht nur einen grünen Stempel zu geben, sondern intern danach wirklich zu leben und zu handeln. Das passiert, meiner Meinung nach, noch zu wenig.“ Es würde zu viel über einzelne Produkte und Recycling gesprochen, was aber dann doch nie passiert. Das hätten wir ja bei Nike gesehen.
Im Online-Store von Nike bestellte das Team von Flip und Zeit Sneaker, versah diese ebenfalls mit einem GPS-Tracker und schickte die nagelneuen Schuhe wieder zurück. Das Team folgte dem Signal zu einer Halle in Belgien und fand neben getragenen auch makellose Schuhe, bei denen teilweise sogar noch der Retourenschein beigelegt war.
Obwohl sie noch problemlos verkauft und getragen werden könnten, werden die Schuhe dort geschreddert und zu „Nike Grind“ verarbeitet – Material, das Nike angeblich nur aus alten Schuhen herstellt und das Teil des Nachhaltigkeitsprogramms von Nike ist. Das Unternehmen rühmt sich damit, Recyclingkunststoff für Sportplätze zu produzieren – die Tatsache, dass dafür auch neue Schuhe herhalten müssen, hinterlässt einen mehr als bitteren Beigeschmack.
Jan Delays Sneaker enden auf der Deponie statt beim Roten Kreuz
Auch die Sneaker von Jan Delay kamen nicht unversehrt wieder zum Vorschein. Der Sänger überließ dem Rechercheteam seine heiß geliebten blauen Nikes, die das Team zu Zara in eine Sammelbox vom Deutschen Roten Kreuz brachte. Auf der Box stand: „Schenken Sie der Kleidung, die sie nicht mehr tragen, ein neues Leben“. Ob das wirklich so ist?
Das letzte GPS-Signal sendeten die Schuhe aus einer Halle des Entsorgungsunternehmens Otto Dörner. Das Team geht davon aus, dass die Schuhe zerstört wurden, denn Otto Dörner entsorgt vieles – unter anderem Bauschutt, Elektroschrott und Asphalt, wäre aber nicht bekannt dafür, Textilien zu recyceln.
So kannst du mit deinen alten Sneakern umgehen
Die Sneakerjagd zeigt, dass gut gemeinte Altkleiderspenden nicht immer dort ankommen, wo man es erwartet. Deshalb sollten wir bewusst und sorgsam mit unseren (Alt-)Kleidern umgehen. Wir haben hier Tipps für dich, was du am besten mit deinen alten Sneakern machen kannst.
- Hier findest du eine Liste mit Rückgabestellen, die wir laut unseren Recherchen empfehlen können. Außerdem geben wir die eine Hilfestellung, wie und wohin du deine Altkleider spenden kannst: Kleiderspende statt Altkleidercontainer: Gebrauchte Klamotten sinnvoll spenden
- FairWertung: So erkennst du faire Altkleidercontainer
- Kaputte Kleidung und alte Stoffreste entsorgen: so geht’s
- Trage deine Sneaker – und auch andere Kleidung – so lange wie möglich.
- Kaufe Schuhe am besten nicht online, sondern im Einzelhandel. Dort kannst du sie nämlich direkt anprobieren. Wenn sie nicht passen, kannst du sie wieder ins Regal zurückstellen und jemand anders freut sich darüber. Dadurch musst du nichts zurücksenden und Angst haben, dass die Neuware zerstört wird.
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