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Babypuder-Skandal: Johnson & Johnson trickst mit Insolvenz

Babypuder Johnson Johnson
Foto: "Johnsons Baby Powder Talc" von Mike Mozart unter CC-BY 2.0

Von einem Babypuder der Firma Johnson & Johnson ging ein erhöhtes Risiko für Eierstock-Krebs aus. Der Pharmakonzern wurde darum zu einer Geldstrafe von fast fünf Milliarden Dollar verurteilt. Das Unternehmen versucht jetzt, dieser mit einem Trick zu entgehen.

Johnson & Johnson ist nicht nur der Hersteller eines Corona-Impfstoffes, sondern gehört auch zu den größten Unternehmen der Kosmetikindustrie – in Deutschland vor allem bekannt mit den Tochterfirmen Penaten, bebe, ob, Listerin und Neutrogena. Finanziell steht das Unternehmen gut da, trotzdem meldete es vergangene Woche im US-Bundesstaat North Carolina Insolvenz an. Was war passiert?

Tausende Frauen verklagten Johnson & Johnson

Bereits 2018 wurde der Konzern zu einer Geldstrafe von 4,69 Milliarden Dollar (etwa 4 Milliarden Euro) verurteilt. 22 Frauen hatten geklagt. Ihr Vorwurf: Sie seien an Eierstockkrebs erkrankt, weil sie Johnson’s Babypuder oder kosmetisches Puder jahrelang verwendet hatten. Der Talk (Talkum) im Puder sei mit Asbest verunreinigt gewesen.

Die Klägerinnen beschuldigten Johnson & Johnson, seit den 70er Jahren von dem Asbest gewusst zu haben, ohne die Verbraucher:innen zu warnen. Die 22 Frauen waren mit ihren Vorwürfen nicht allein. Seit dem Gerichtsurteil verklagten 38.000 Opfer den Hersteller.

Es ist davon auszugehen, dass die Zahl in den nächsten Jahren noch weiter steigen wird, da Krebs auch erst nach Jahrzenten ausbrechen kann. Einige Frauen benutzten den Puder bei der täglichen Hygiene, erkrankten und starben teilweise an den Folgen.

Mehr zu den Ereignissen 2018 findest du hier: Johnson & Johnson verurteilt: Milliardenstrafe wegen potenziell krebserregender Produkte

Johnson & Johnson wendet Insolvenztrick an

Nun hat der Pharmakonzern die Abteilung ausgegliedert, die sich um die Klagen kümmert. Die damit entstandene Tochterfirma „LTL Management“ hat sogleich Insolvenz angemeldet. Dieses Vorgehen ist nicht neu, sondern in den USA unter dem Namen „Texas Two-Step“ bekannt. Der Trick ist nur in wenigen Staaten anerkannt und selbst in diesen höchst umstritten. North Carolina gehört zu ihnen – dort hat LTL seinen Sitz.

Durch die Insolvenz sind momentan alle Prozesse auf Eis gelegt. Außerdem darf der Konzern die Entschädigungssummen in einen Fond übertragen, aus dem dann später die Zahlungen durchgeführt werden.

Anwält:innen von Opfern haben bereits Klage gegen diesen juristischen Trick eingereicht. Dieser wurde bisher noch nie von einem US-Gericht überprüft. Wenn aber in diesem Fall der „Texas Two-Step“ erlaubt werden sollte, könnten weitere Firmen mit ähnlichen Klagen wie Johnson & Johnson nachziehen und ebenfalls so vorgehen.

Utopia rät: Babypuder kann vielseitig eingesetzt werden – nicht nur für Babys. Beispielsweise kann Babypuder Trockenshampoo oder Deo ersetzen, auch gegen Pickel soll der Puder ein echter Geheimtipp sein. Für die spezifischen Anwendungsgebiete empfehlen wir jeweils Naturkosmetik-zertifizierte Alternativen.

Hier findest du beispielsweise Trockenshampoo bei Öko-Test: Trockenshampoo im Test – und wie du es selber machen kannst.

Hier findest du weitere Alternativen für Deos und Tipps gegen Pickel:

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