Eier mit Bio-Siegel deuten Verbraucher:innen als gutes Zeichen: die Tiere werden angeblich artgerecht gehalten und seien glücklicher als in konventioneller Haltung. Dass die Realität ganz anders sein kann, zeigt eine neue Recherche.
Inhaltswarnung: In diesem Artikel geht es um Tierleid. Es wird explizit in Bild und Wort dargestellt.
Hennen, die kaum noch laufen können, eitrige Kloaken und kahlgepickte Bäuche haben: Mit solchen Bildern verbinden Verbraucher:innen wohl kaum Bio-Betriebe. Schließlich gelten Eier mit dem Bio-Siegel als vertrauenswürdig, Konsument:innen assoziieren damit sogar glückliche Tiere, wie eine Straßenumfrage des rbb-Verbraucherformats Super.Markt zeigt.
Doch die Realität kann anders aussehen. Das untermauern jüngste Aufnahmen der Tierrechtsorganisation Animal Rights Watch e.V., die ihr Videomaterial dem rbb zugespielt haben. Es stammt laut Bericht aus einem Bio-Hennen-Betrieb der „Deutsche Frühstücksei GmbH“ in Wittstock/Dosse in Brandenburg. Aufgenommen wurden die verwahrlosten Hennen demnach Ende Juli 2023.
„Enge und sozialer Dauerstress“ im Bio-Betrieb für Eier?
In einer Pressemitteilung erklärt Animal Rights Watch e.V., dass die Haltungszustände in besagtem Betrieb „nicht von denen in konventioneller Haltung zu unterscheiden“ seien.
„Tausende Hennen drängen sich dicht an dicht in einem Stallabteil“, heißt es weiter. Die Organisation kritisiert die dort verwendeten Volieren, käfigartige Begrenzungen, in denen die Tiere gehalten werden. So kämen zwölf Hühner auf einen Quadratmeter Hallenfläche. Das Gesetzt sieht jedoch vor, dass bei bio-zertifizierten Eiern sich nur sechs Hennen einen Quadratmeter teilen dürfen – drei weniger als bei der konventionellen Haltung.
Zu wenig Platz habe Folgen, wie die Tierschutzorganisation erklärt: „Enge und sozialer Dauerstress machen die Tiere aggressiv und führen dazu, dass sich die Tiere gegenseitig kahlpicken.“ Legten sie keine Eier mehr, landeten die Hühner auf dem Schlachthof.
„Egal ob sie bei Alnatura, Kaufland, REWE, Aldi oder im Bioladen verkauft werden“
Die Tierschützer:innen appellieren daher an Konsument:innen, auch den Konsum von Bio-Eiern zu hinterfragen: „Egal welches Siegel auf den Eiern klebt, egal ob sie bei Alnatura, Kaufland, REWE, Aldi oder im Bioladen verkauft werden: Es sind immer die gleichen Bilder. Daher sind Eier nie eine gute Idee, auch nicht mit Bio-Siegel. Wer es mit dem Wohl der Tiere ernst meint, lässt sie leben und ernährt sich einfach vegan“, sagt Sandra Franz, Pressesprecherin von Animal Rights Watch e.V.. Gegenüber Utopia teilte Alnatura mit, dass die dort erhältlichen Eier in keinem Zusammenhang mit den aufgedeckten Missständen stehen würden.
Auch Anne Zinke, Landestierschutzbeauftrage in Brandenburg, erklärt im Gespräch mit dem rbb, dass ein Bio-Siegel kein Garant für Tierwohl sei. „Das bedeutet nicht, dass die Tiere ihren Bedürfnissen entsprechend gehalten werden.“
Das dürfte daran liegen, dass Bio-Eier oft ebenfalls in Massenbetrieben produziert werden. Bis zu 3000 Tiere darf ein Bio-Stall halten. Pro Gebäude sind mehrere Ställe erlaubt.
Quellen: rbb Super.Markt, Animal Rights Watch e.V.
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