EU-Finanzinstitute tragen laut einem Bericht von Greenpeace und anderen NGOs massiv zur Zerstörung von Ökosystemen bei. Auch deutsche Akteure wie ING, Allianz und die Deutsche Bank investieren demnach viele Milliarden in Großunternehmen, die Wälder vernichten.
Dass konventionelle Banken bei ihren Krediten und Investitionen oft zugunsten des Profits anstatt der Umwelt handeln, ist schon lange bekannt. 2023 erschien etwa der Bericht „Banking on Climate Chaos“, der den 60 weltweit größten Banken vorwarf, seit der Unterzeichnung des Pariser Klimaabkommens im Jahr 2016 weitere 5,5 Billionen US-Dollar in fossile Energien investiert zu haben.
Nun haben Greenpeace, die Deutsche Umwelthilfe und weitere Nichtregierungsorganisationen (NGOs) einen Bericht verfasst, der sich speziell auf die Rolle der EU-Finanzinstitute bei der Zerstörung von Wäldern fokussiert.
Der Vorwurf: Von 2016 bis Anfang 2023 hätten EU-Finanzinstitute Kredite und Investitionen in Milliardenhöhe in Sektoren gesteckt, die im großen Stil zur Entwaldung und Walddegradierung beitragen. Untersucht wurden in dem Bericht keine gesamten Branchen, sondern eine Stichprobe von Großunternehmen, die hauptsächlich in folgenden Risikobereichen tätig sind:
- Herstellung von Agrarrohstoffen, die mit dem Risiko der Entwaldung verbunden sind, wie Palmöl und Soja
- Herstellung oder Verbrauch von Tierfutter mit großen Mengen jener Rohstoffe
- Hersteller und Verarbeiter von Holz und Zellstoff
Ein Datensatz des Forschungsinstituts Profundo habe dann Verbindungen derjenigen Unternehmen mit globalen Finanzinstituten hergestellt.
Milliardenkredite und -investitionen
Insgesamt seien weltweit seit der Unterzeichnung des Pariser Klimaabkommens Kredite in Höhe von rund 1,2 Billionen Euro in die betreffenden Sektoren geflossen. Etwa 260 Milliarden Euro – also circa ein Fünftel – stammte von EU-Finanzinstituten. Hinzu kämen circa 640 Milliarden Euro an laufenden Investitionen. 60 Milliarden, rund ein Zehntel davon, stammen ebenfalls aus der EU.
Fast 90 Prozent der Kredite, die der EU zugeordnet werden konnten, kommen von Finanzinstituten, die ihren Sitz in Frankreich, der Niederlande, Deutschland oder Spanien haben. Unter den deutschen Akteuren nennt der Bericht explizit die Allianz Gruppe, die Deutsche Bank, die ING und die DZ Bank Gruppe.
Deutsche Banken zählen zu den größten Investoren
Die Deutsche Bank liegt mit Krediten in Höhe von 33,2 Milliarden und Investitionen von 5,4 Milliarden in beiden Kategorien auf Platz 2. Nur die französische BNP Paribas hat mit 37 Milliarden mehr Geld an Großunternehmen in den genannten Sektoren verliehen. Und nur die ebenfalls in Frankreich ansässige Crédit Agricole hat mit 5,7 Milliarden mehr als die Deutsche Bank investiert.
ING stelle mit 23,3 Milliarden Euro die vierthöchste Kreditsumme zur Verfügung. Bei den Investitionen sind es 138 Millionen. Die DZ Bank Gruppe, zu der die Volksbanken, Raiffeisenbanken und Sparda-Banken gehören, hat Kredite in Höhe von 2,1 Milliarden in die untersuchten Risikosektoren getätigt und 2,4 Milliarden investiert.
Allianz verteile als Vermögensverwalter und Versicherungsunternehmen zwar keine Kredite, habe mit einer Summe von 3,6 Milliarden Dollar allerdings von allen EU-Finanzinstituten das dritthöchste Investitionsvolumen in diese Ökosystemrisikosektoren gesteckt.
Die Forderung der NGOs
Die NGOs fordern eine Regulierung des Finanzsektors in der EU. Finanzierungen sollen mit dem 1,5-Grad-Ziel und den Zielen zur Erhaltung der Artenvielfalt in Einklang gebracht werden. Konzerne, die zur Zerstörung der Natur beitragen, sollen überhaupt keine Finanzdienstleistungen mehr erhalten dürfen.
Laut Bericht stelle die im Mai 2023 verabschiedete EU-Verordnung für entwaldungsfreie Produkte (EUDR) einen ersten wichtigen Schritt zum Schutz der Wälder dar. Die EUDR legt fest, dass bestimmte Rohstoffe – nämlich Soja, Palmöl, Rinder, Holz, Kakao, Kaffee und Kautschuk – sowie daraus hergestellte Produkte nur noch dann innerhalb der EU verkauft werden dürfen, wenn sie nachweislich von Flächen stammen, für die seit dem 31. Dezember 2020 kein Wald zerstört wurde. Das Gesetz gilt ab dem 30. Dezember 2024.
Die NGOs kritisieren jedoch, dass das Gesetz nur den Verkauf von Produkten innerhalb der EU regelt. EU-Finanzinstitute könnten weiterhin weltweit Kredite an Unternehmen verteilen, die im großen Stil Wälder roden.
In dem Bericht heißt es: „[D]ie EU riskiert, dass sie sich in eine paradoxe Situation begibt, in der der EU-Finanzsektor auch weiterhin die zerstörerischen Aktivitäten von Unternehmen finanziert, die Rohstoffe und Produkte, die mit der Zerstörung von Ökosystemen in Zusammenhang stehen, auf die globalen Märkte liefern, während eben diese Produkte in der EU nicht verkauft werden können.“
Utopia empfiehlt Alternativen zu Deutsche Bank und Co.
Wenn man nicht auf eine strengere Regulierung von EU-Finanzinstituten zum Schutz der Wälder warten will, dann gibt es schon jetzt Alternativen. Nachhaltige Banken haben es sich zum Auftrag gemacht, ethisch fragwürdige und umweltschädliche Investitionen und Kredite zu vermeiden. Mehr dazu in folgendem Ratgeber:
Verwendete Quelle: Banking on Climate Chaos, Greenpeace
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