Wetterumschwünge, darunter auch Hitze, schlagen bekanntlich aufs Gemüt. Doch machen heiße Temperaturen auch emotionaler – genauer: aggressiver? Zwei Expert:innen geben einen Einblick.
Viele Menschen freuen sich über warme Temperaturen, doch bei Hitze klagen einige darüber, dass sie ihnen aufs Gemüt schlägt. Ob Hitze emotionaler, genauer gesagt aggressiver macht, wird seit Jahren von Expert:innen untersucht. Tatsächlich gibt es einen Zusammenhang zwischen warmen Temperaturen und steigender Aggressivität. Die Psychologin Sandra Jankowski sagte gegenüber Redaktionsnetzwerk Deutschland: „Wir sind tendenziell wirklich aggressiver, wenn es draußen sehr heiß ist.“
Hitze sei genau wie Lärm, Hunger, Schlafmangel oder auch Kälte ein Stressfaktor, der den Organismus strapaziert. „Haben wir dann nicht genügend Ressourcen und sind dehydriert oder sehr müde, dann haben wir schlechte Laune und sind gereizt“, erklärte Jankowski.
Der „Long-Hot-Summer-Effekt“
In der Psychologie gibt es sogar einen Namen, um den Zusammenhang zwischen vermehrtem aggressivem Verhalten und steigender Außentemperatur zu beschreiben: Den „Long-Hot-Summer-Effekt“. Unter anderem sei der Effekt bei Sportler:innen beobachtet worden, so Jankowski, die während eines Wettkampfs andere Teilnehmer:innen mehr foulten.
Man könne aber nicht pauschalisieren, dass Menschen aggressiv werden, sobald es heiß ist, wie der Umweltpsychologe Gerhard Reese in einem Spiegel-Interview erklärte. Stattdessen spielen „immer auch noch andere Faktoren eine Rolle“, so Reese. Die Hitze wirke dabei wie ein Verstärker für die Emotionen.
Hitze kann laut Reese zu Wut führen, wenn Menschen abends beispielsweise länger draußen bleiben und mehr Alkohol trinken. Städte würden sich bei Hitze zudem noch enger anfühlen und auch Testosteron kann eine Rolle spielen. Aber dennoch sei es immer ein Zusammenspiel: „Weder Alkohol, noch Testosteron, noch Hitze allein führt sofort zu aggressivem Verhalten. Aber die Kombination ist tückisch.“
Laut Reese ist Hitze für den Körper allerdings „sehr anstrengend“, unter anderem, weil sich der Puls erhöht. „Wir können uns schwer konzentrieren und blenden rationale, beruhigende Faktoren aus“, so Reese. Bei einer gewissen Temperatur verändere sich das aber wieder. „Ab etwa 33 Grad beruhigen wir uns aber wieder – es ist einfach zu anstrengend“, sagte Reese.
Gewöhnungseffekt bei Hitze?
In südlichen Ländern wie Spanien, Portugal oder Griechenland sind die Sommer schon immer heiß und lang. Doch laut Reese sind Menschen, die dort leben „nicht per se aggressiver oder gewaltbereiter als in Nordeuropa.“ Man habe sich aber Tricks ausgedacht: Beispielsweise eine lange Siesta zur Mittagszeit. Außerdem halte Reese es für wahrscheinlich, dass es Gewöhnungseffekte bei Hitze gibt.
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