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Lärm: So wirkt sich Lärmverschmutzung auf uns alle aus

Lärm
Foto: CC0 / Pixabay / Pexels

Zur Lärmverschmutzung kommt es, wenn Lärm sich negativ auf die Gesundheit und Umwelt auswirkt. Was es genau damit auf sich hat und welche Maßnahmen es gegen Lärmverschmutzung gibt, erfährst du hier.

Was ist Lärmverschmutzung?

Im Alltag sind wir ununterbrochen von Geräuschen umgeben. Einige von ihnen – wie das Klackern angeschlagener Tasten auf der Computertastatur, Vogelgezwitscher oder das Zischen des Kaffeeautomaten – können wir so gut ausblenden, dass sie in den Hintergrund treten und uns kaum stören. Andere Geräusche ersehnen wir sogar: das Lieblingslied in der Playlist, die Stimme eines Freundes oder beruhigendes Meeresrauschen. 

Doch neben solch angenehmen oder neutralen Geräuschen gibt es auch Lärm. Laut BMU ist jedes laute unerwünschte Geräusch Lärm. Daher wird Lärm stark subjektiv wahrgenommen. Was wir als störende Geräusche empfinden, kann von Person zu Person unterschiedlich sein. Doch es gilt meistens: Je lauter ein Geräusch ist, desto mehr Menschen nehmen es als Lärm war.

Starke Lärmeinwirkungen können das Wohlbefinden beeinträchtigen und bei Andauern sogar krank machen oder die Leistungsfähigkeit reduzieren. Auch auf die Umwelt wirkt sich Lärm negativ aus. Wenn Lärm in einer Umgebung solch schädliche Pegel erreicht, ist die Rede von Lärmverschmutzung. 

Die Quellen des Lärms

Die meisten Menschen fühlen sich von Straßenverkehrslärm gestört.
Die meisten Menschen fühlen sich von Straßenverkehrslärm gestört.
(Foto: CC0 / Pixabay / al-grishin)

Lärm kann als ganz unterschiedliche Schallereignisse auftreten: Mal sind es Maschinen wie Pumpen oder Gebläse, die kontinuierlichen Lärm erzeugen. Dann sind es Ereignisse, die mit Unterbrechungen auftreten, wie das Klingeln vom Wecker oder das Starten eines Flugzeugs, welche sogenannten intermittierenden Lärm verursachen. Auch sehr kurze Geräusche können Lärm erzeugen, nämlich Impulslärm. Dieser entsteht beispielsweise durch eine Explosion oder einen Schuss.

Wir sind also häufig einer Lärmverschmutzung aus gleich mehreren Lärmquellen ausgesetzt. Das Umweltbundesamt führt eine Befragung an, laut derer etwa die Hälfte der Bevölkerung im Jahr 2018 gleichzeitig von Lärm durch den Straßen-, Schienen- und Luftverkehr betroffen war. Der Straßenverkehr ist dabei die am häufigsten störende Lärmquelle. So gaben 75% der Befragten an, dass sie sich durch den Straßenverkehr gestört oder belästigt fühlen. 

 

Lärm macht krank

Eine Umgebung voller Lärm kann weitreichende negative Folgen auf die Lebensqualität sowie die Gesundheit vieler Menschen haben. Laut Angaben der Europäische Umweltagentur sind mehr als 100 Millionen Menschen in Europa langfristig einem Lärmpegel ausgesetzt, der für ihre Gesundheit schädlich ist. Die Weltgesundheitsorganisation gibt sogar an, dass Lärmverschmutzung – nach Luftverschmutzung – die zweitgrößte umweltbedingte Ursache für Gesundheitsprobleme in der EU ist.

Folgen können Hörschäden, Tinnitus, langanhaltender Stress und daraus resultierende physische und psychische Probleme sein. Der EUA zufolge verursacht dauerhafter Lärm Schlafstörungen sowie negativen Auswirkungen auf den Stoffwechsel und das Herz-Kreislauf-System. Bei Kindern kann es zu kognitiven Beeinträchtigungen kommen. Die von der EUA erhobenen Daten zeigen das Ausmaß der gesundheitlichen Probleme an, die der Umgebungslärm verursacht:

  • Pro Jahr verursacht Lärm 48.000 neue Fälle koronarer Herzkrankheiten
  • und trägt zu 12.000 vorzeitigen Todesfällen bei.
  • Außerdem leiden sechseinhalb Millionen Menschen an durch Lärm verursachten schweren Schlafstörungen.
  • Die EUA geht davon aus, dass störender Fluglärm der Grund ist, warum 12.500 Kinder eine Leseschwäche entwickelt haben.

Lärm ist Umweltverschmutzung

Menschengemachter Lärm wirkt sich auch negativ auf die Tierwelt aus.
Menschengemachter Lärm wirkt sich auch negativ auf die Tierwelt aus.
(Foto: CC0 / Pixabay / kasjanf)

Schiffe, die mit brummenden Motoren durch Gewässer pflügen und Straßen, auf denen sich Autos und Lastkraftwägen durch Wälder hindurchschlängeln: (Menschengemachten) Lärm gibt es nicht nur in städtischen Räumen, sondern auch in der Natur. Dort richtet Lärm unter der Tierwelt genauso Schäden an wie unter Menschen. 

So hat eine Gruppe an Forscher:innen in einem Experiment herausgefunden, dass Lärm im Wald zur Verschlechterung des Lebensraums der dort beheimateten Vogelpopulation beiträgt. Die Wissenschaftler:innen installierten in einem Waldstück eine akustische „Phantomstraße“, indem sie eine Reihe von Lautsprechern anbrachten, aus welchen Straßengeräusche dröhnten. Der Lärm hatte zur Folge, dass ein Drittel der Vogelpopulation die laute „Straße“ komplett mied. Einige Vogelspezies blieben zwar im betroffenen Waldstück, doch sie waren nervöser und hielten länger nach potentiellen Feinden Ausschau anstelle Futter zu suchen, wodurch sie weniger Winterspeck anfressen konnten. Aber auch in Städten bringt Straßenlärm für Vögel Probleme mit sich: Es kann beispielsweise vorkommen, dass sie die Warnrufe ihrer Artgenossen nicht hören und so häufiger Fressfeinden zum Opfer fallen. 

Lärm dringt ebenso in die Tiefen der Ozeane vor. Eine Studie belegt, dass Schiffsverkehr, der Bau und Betrieb von Windparks auf hoher See, Öl- und Gasplattformen, sowie unterseeische Untersuchungen und Explosionen  Unterwasserlärm verursachen, welcher ganze Ökosysteme stören kann. Die Wissenschaftler:innen stellten fest, dass Fische, Meeressäuger, Krebse und sogar wirbellose Tiere unter dem Lärm leiden. Er kann unter anderem ihre Kommunikation untereinander erschweren, ihren Orientierungssinn durcheinanderbringen, und das Fressverhalten ändern. Außerdem könne Unterwasserlärm im Extremfall sogar tödlich sein: Dann nämlich, wenn die Tiere vor bestimmten Geräuschen wie die eines Militär-U-Bootes fliehen, zu schnell in warme Gewässer schwimmen und an den Folgen der entstandenen Überhitzung sterben. 

Mit besonderem Asphalt und mehr Grünzeug zu weniger Lärmverschmutzung

Begrünte Dächer und Dachgärten wie hier in London bieten Ruhe vor dem Lärm.
Begrünte Dächer und Dachgärten wie hier in London bieten Ruhe vor dem Lärm.
(Foto: CC0 / Pixabay / franky1st)

Lärmverschmutzung hat bereits jetzt desaströse Konsequenzen und wird sich der Einschätzung der Europäischen Umweltagentur nach in Zukunft auch nicht verringern. Städte wachsen nämlich weiter, wodurch auch der Mobilitätsbedarf steigt.

Verkehrs- und Infrastrukturplanung und Stadtentwicklung sind daher die größten Stellschrauben, an denen gedreht werden kann, um die städtische Lärmverschmutzung zu reduzieren. Zahlreiche Maßnahmen befinden sich bereits in der Umsetzung. Dazu gehören laut EUA:

  • das Aufbringen geräuscharmen Asphalts auf Straßen
  • die Ausstattung öffentlicher Verkehrsmittel mit geräuscharmen Reifen
  • die Verbesserung der Infrastruktur für Elektroautos in Städten
  • die Förderung von nicht-automotorisierten Fortbewegungsarten wie Laufen oder Radfahren
  • die Umwandlung von Straßen in Fußgängerzonen
  • die Einrichtung von Ruhezonen, meistens Grünflächen wie Parks oder Naturschutzgebiete

Auch Design, Architektur und Landschaftsbau können dazu beitragen, dass Lärmverschmutzung reduziert wird:

  • Das Plätschern von Wasserelemente in städtischen Umgebungen kann störende Geräusche maskieren. 
  • Bäume, Gras und andere Begrünung helfen dabei, Geräusche abzudämpfen. Ein Vorbild für begrünte Städte könnte Singapur sein, welche sich als eine „Stadt in einem Garten“ versteht. 
  • Dächer von Hochhäusern könnten ebenfalls in begrünte Ruhezonen verwandelt werden, zu denen der Lärm der Straße nicht so stark vordringt.

Neben einer verringerten Lärmverschmutzung hätten diese Maßnahmen zudem den positiven Nebeneffekt, dass sie auch zur Verringerung der Luftverschmutzung beitragen.

Hinzu kommt außerdem, dass diese Schritte zur Reduzierung von Lärm auch das soziale Wohlbefinden steigern können: Je weniger motorisierten Verkehr es in Städten gibt, desto mehr Platz für das gesellschaftliche Miteinander entsteht. Das haben unter anderem die Schanigärten – Freischankflächen auf Parkplätzen – gezeigt, die während der Corona-Pandemie nicht nur eine Entlastung für die Gastronomie darstellten, sondern den öffentlichen Raum auch lebenswerter und zugänglicher gestalteten. 

Auch die Forschung beschäftigt sich mit möglichen Lösungen des Lärmverschmutzungsproblems: Forscher:innen haben ein Lärmschutz-System, entwickelt welches Lärm mit Lärm bekämpft. An Fenstern werden kleine Lautsprecher angebracht, die einen Gegenschall erzeugen und so den Lärm von draußen „abbremsen“ beziehungsweise neutralisieren. Es steht allerdings noch nicht fest, wann ein solches System auf den Markt kommt.

Fazit: Weniger Verkehr, weniger Lärm

Lärm gehört unweigerlich zum Alltag und kann Mensch und Umwelt massiv Schaden zufügen. Ihn komplett zu beseitigen ist unmöglich, denn irgendwo wird immer gebaut, gefahren, gebohrt oder geflogen. Der Ausbau von Städten, Infrastruktur und Verkehr muss also zukünftig immer eine Reduzierung der Lärmverschmutzung mitdenken.

Kurzfristige Lösungen sind beispielweise das Einsetzung von geräuschabsorbierenden Materialien oder das Einrichten von Ruhezonen. Doch langfristig sollte das Ziel sein, die Hauptlärmquelle – den Straßenverkehr – zu verringern. Dies wäre nicht nur einer angenehmeren städtischen Geräuschkulisse zuträglich, sondern würde sich auch positiv auf die Luft und den öffentlichen Raum auswirken. 

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