Lange hielt sich die Vorstellung, die eigene Persönlichkeit wäre nach dem Kindes- und Jugendalter ausgebildet. Laut der Psychologin Eva Asselmann entwickeln sich Menschen jedoch ein Leben lang. Wer etwas an sich ändern möchte, sollte nicht in blinden Aktionismus verfallen.
Die menschliche Psyche ist komplex, so auch die eigene Persönlichkeit. Sie lässt sich ein Leben lang weiterentwickeln, erläutert die Psychologin Eva Asselmann im Interview mit dem Wissenschaftsmagazin Spektrum.
Asselmann sagt: „Ein beachtlicher Anteil an Unterschieden zwischen Menschen lässt sich mit fünf Persönlichkeitsmerkmalen erklären.“ Wissenschaftler:innen verwenden das sogenannte Big-Five-Modell, um Persönlichkeiten kategorisieren zu können. Anstatt verschiedene Persönlichkeitstypen wie in der Typenlehre klar voneinander abzugrenzen, steht hier die Ausprägung von Merkmalen im Fokus.
Gene und Umwelt beeinflussen die Persönlichkeit im Wechselspiel
Offenheit für Erfahrungen, Gewissenhaftigkeit, Extraversion, Verträglichkeit und emotionale Stabilität formen laut Asselmann Persönlichkeiten. Allerdings betont sie, dass Menschen sich auf einer Skala bewegen – es gebe also zum Beispiel nicht die Introvertierten. Offene Personen sind nach dem Big-Five-Modell jene Personen, die sich vor allem für Neues interessieren. Verträgliche Menschen hingegen sind besonders harmoniebedürftig und extro- bzw. extravertierte Menschen gelten als gesellig sowie aktiv.
Mehr dazu: Persönlichkeitstypen: Das sind die 3 populärsten Ansätze
Lange hielt sich die Vorstellung, die eigene Persönlichkeit wäre nach dem Kindes- und Jugendalter ausgebildet. Laut der Psychologin ist dem nicht so. „Es tut sich erstaunlich viel im frühen Erwachsenenalter und dann noch mal im ganz hohen Alter. Eine wichtige Rolle dabei spielen einschneidende Lebensereignisse. Welche wir davon erleben und wie wir diese verarbeiten, hängt wiederum auch von unserer Persönlichkeit ab.“ Deshalb lässt sich die Persönlichkeit aktiv verändern, wie Asselmann sagt. „Wir sind keine Opfer unserer Gene oder dem, was in der Kindheit möglicherweise schiefgelaufen ist.“ Unser ganzes Wesen sei zu gut einem Drittel genetisch bedingt. Gene und Umwelt beeinflussen die Persönlichkeit aber im Wechselspiel.
„Ich rate dazu, das erst mal kritisch zu hinterfragen“
Die Psychologin empfiehlt Menschen, die etwas an sich ändern möchten, sukzessiv Dinge in den Alltag zu integrieren, die andere Persönlichkeiten auszeichnen. Beispielsweise das Ordnunghalten und genaue Planen, das charakteristisch für gewissenhafte Personen ist. Allerdings warnt sie, man solle sich dabei nicht übernehmen.
„Bevor man nun anfängt, ins Blaue hinein die eigene Persönlichkeit umkrempeln zu wollen, etwa weil man genauso erfolgreich und beliebt sein möchte wie die beste Freundin, rate ich dazu, das erst mal kritisch zu hinterfragen“, so Asselmann. Die Expertin sagt, gewissenhafte Menschen seien im Schnitt gesünder, weil sie sich abwechslungsreicher ernähren, mehr Sport treiben und häufiger Ärzt:innen aufsuchten. „Aber möglicherweise sind weniger gewissenhafte Menschen besser dran in Situationen mit extrem vielen Aufgaben: weil sie nicht so perfektionistisch sind und weniger Gefahr laufen, sich zu übernehmen.“
Zielführender sei es, den Alltag so zu gestalten, dass er zur eigenen Wesensart passt. Grundsätzlich müsse man sich fragen, wo Dazulernen aufhört und problematische Selbstoptimierung anfängt. „Das Ganze kann ja sehr exzessiv werden – so stark, dass Menschen sich selbst komplett ablehnen, so wie sie sind.“
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