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Neue Regel bei „Personen im Gleis“? Polizei übt heftige Kritik

Bei "Personen im Gleis" stoppen Züge: Das könnte sich ändern
Copyright: Deutsche Bahn AG / Volker Emersleben

„Personen im Gleis“ sind ein häufiger Grund für Verspätungen der Bahn. Bislang werden in einem solchen Fall alle Züge der Strecke gestoppt. Doch die Bahn zeigt sich offen für ein neues Vorgehen. Die Gewerkschaft der Polizei zeigt sich entsetzt.

Bei „Personen im Gleis“ wird die Zugfahrt für Fahrgäste oft zur Geduldsprobe – denn bislang stoppt die Bahn in einem solchen Fall alle Züge auf der betroffenen Strecke. Das Unternehmen äußert sich nun offen dafür, die Züge langsam „auf Sicht“ weiter fahren zu lassen, wenn Menschen lediglich am Gleis und nicht auf den Gleisen gesichtet wurden.

Das sei denkbar, sagte eine Sprecherin am Freitag auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur (dpa). „So könnte die Anzahl der Sperrungen bzw. deren Auswirkungen auf den Zugverkehr verringert werden, indem nach Personen im Gleis, Personen am Gleis sowie Kindern im/am Gleis unterschieden wird.“ Im Fall von Kindern und bei Personen auf den Gleisen müssten Strecken aber weiterhin zur Sicherheit gesperrt werden.

GdP-Vorsitzender: „Wir sprechen hier von Gefahrensituationen“

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) spricht sich allerdings gegen den Vorstoß aus. Gegenüber der Welt erklärte der GdP-Vorsitzender bei der Bundespolizei, Andreas Roßkopf, es handle sich bei den Vorschlägen um „sehr erschreckende und absolut falsche Gedanken“. „Wir sprechen hier von Gefahrensituationen, bei denen unter Umständen Menschenleben auf dem Spiel stehen“, wird Roßkopf zitiert.

Er betont: Statt das bisherige Vorgehen zu lockern, müsse – auch mit staatlicher Hilfe – in die Technik investiert werden, um zu verhindern, dass es zu immer mehr Fällen von Personen am und im Gleis kommt. „Der Schutz der Strecken und auch die Sicherung besonderer Gefahrenbereiche obliegt in allererster Linie dem Betreiber, hier der Bahn.“

Der Gewerkschafter schlägt Drohnen oder zusätzliche Kameras vor, um Strecken besser zu überwachen.

Personen im Gleis „oft nur Leute, die Pilze suchen“?

Zuvor hatte der Grünen-Abgeordnete Matthias Gastel seine Forderungen bekräftigt, bei „Personen im Gleis“-Situationen Züge nicht mehr generell zu stoppen, sondern sie langsam weiter fahren zu lassen. „Oft sind das nur Leute, die an der Böschung nach Pilzen suchen oder Müll aufsammeln“, sagte er der Mediengruppe Bayern. „Andere laufen verbotenerweise über die Gleise, sind aber längst schon wieder weg, wenn Alarm ausgelöst wird.“

Derzeit werden im Falle von „Personen im Gleis“ stets sämtliche Züge auf dem Abschnitt gestoppt. Dann ruft die Bahn die Bundespolizei, die den jeweiligen Streckenabschnitt überprüfen muss. „Das führt zum Teil zu erheblichen Verspätungen für zahlreiche Züge, die in der Folge auch über den ganzen Tag spürbar sein können“, teilte die Bahn mit. Allein im vergangenen Jahr habe es aus diesem Grund mehr als 4.000 Gleissperrungen gegeben. Die Tendenz ist steigend. In den beiden Vorjahren waren es der Bahn zufolge knapp 3.900 (2021) und 3.600 (2020) Fälle.

„Wesentliche Gründe für diesen Anstieg sind aus unserer Sicht das sinkende Gefahrenbewusstsein, eine geringere Hemmschwelle Verbotenes zu tun sowie die größere Bereitschaft, sich an (gefährlichen) Trends wie Selfies im Gleisbereich zu beteiligen, gerade bei jüngeren Menschen“, teilte die Bahn weiter mit.

Weitere Quelle: Welt

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