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Analyse: Bahn teurer als Fliegen – krasseste Preisdifferenz 30-mal kostspieliger

Bahn
Foto: CC0 Public Domain / unsplash - Markus Winkler; alexey starki

In 70 Prozent der Fälle ist eine Reise mit dem Flugzeug günstiger als mit der Bahn. Laut einer Untersuchung von Greenpeace ist das Flugzeug in einigen Fällen sogar 30-mal günstiger als der Zug. Es gibt jedoch auch Gegenbeispiele.

Bei Reisen durch Europa ist die klimafreundliche Bahn häufig teurer als das Flugzeug. Zu diesem Ergebnis kommt die Umwelt-Organisation Greenpeace, die europaweit die Ticketpreise für beide Verkehrsmittel auf 112 Strecken zu jeweils mehreren Buchungszeitpunkten verglichen hat.

Auf zwei Strecken ist die Bahn günstiger

Dabei sei die Bahn zu 71 Prozent für die Kund:innen kostspieliger als die klimaschädlicheren Flugverbindungen, teilte die Organisation am Donnerstag mit. Bei den 31 Verbindungen mit Start- oder Endpunkten in Deutschland war die Bahn in der Hälfte der Fälle teurer.

Die krasseste Preisdifferenz registrierten die Tester:innen auf der Strecke Barcelona-London, die mit dem Zug bis zu 384 Euro kosten sollte. Das seien 30-mal mehr als mit dem Flugzeug bei einem Ticketpreis von 12,99 Euro.

Es gibt auch Gegenbeispiele. In dem untersuchten Zeitraum war der Zug auf folgenden Strecken an allen Tagen günstiger als der Flug: Hamburg-Brüssel und Hamburg-München. Auf der Strecke Hamburg-Brüssel kosten Züge zwischen 29,90 und 178,90 Euro, Flüge dagegen zwischen 62,61 und 272,21 Euro. Die Zugfahrt zwischen Hamburg und München war laut Greenpeace immer um die Hälfte günstiger als der Flug.

Forderung nach einer Kerosinsteuer

Greenpeace-Verkehrsexpertin Marisa Reiserer verlangte eine europaweite Kerosinsteuer von 50 Cent pro Liter, die jährliche Einnahmen von 46,2 Milliarden Euro bringe. Diese Mittel müssten in die Bahninfrastruktur gelenkt werden.

Reiserer erklärte: „Immer mehr Menschen wollen mit der Bahn reisen und auf Flüge verzichten, doch die fehlende Kerosinsteuer und weitere klimaschädliche Subventionen für die Flugindustrie verzerren die Preise. Das ist eine Bruchlandung für viele gute Vorsätze und den Klimaschutz.“

Reaktionen aus der Politik und von der Deutschen Bahn

Grünen-Politiker Anton Hofreiter verlangte, das Fliegen teurer zu machen. „Es bleibt ein Problem, dass klimaschädliche Subventionen und das Fehlen einer europäischen Kerosinsteuer weiterhin die Preise verzerren“, sagte er den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Ein weiterer Vorschlag Hofreiters: „Mit dem 49-Euro Ticket ist Bahnfahren bereits in Regionalzügen deutlich günstiger geworden. Jetzt ist es an der Zeit, auch den Fernverkehr zu verbessern.“

Die Deutsche Bahn zeigte sich zufrieden, dass gerade auf innerdeutschen Top-Relationen die Bahnfahrt in der Regel günstiger sei. Zudem könnten Kinder und Gepäck ohne zusätzliche Kosten mitgenommen werden, erklärte eine Unternehmenssprecherin. Zu fairen Rahmenbedingungen gehöre eine Energiebesteuerung, die in erster Linie die Folgen für Klima und Umwelt berücksichtige.

Ob zum Einkaufen, zur Arbeit oder in den Urlaub: Ständig bewegen wir uns von A nach B. Wie wir das tun, hat einen direkten Einfluss auf die Umwelt und das Klima. Utopia legt deshalb diese Woche einen Fokus darauf, wie wir „besser unterwegs“ sein können.  Dabei stellen wir uns Fragen wie „Wie kann man nachhaltig(er) verreisen?“, „Wie werden Städte zu Fahrradstädten?“ und „Wie ist es, auf dem Land auf das Auto zu verzichten?“ Alle Beiträge aus der Themenwoche findest du unter dem Tag „Besser unterwegs“.

Verwendete Quelle: Greenpeace

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