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Peter Wohlleben: „Unser heimischer Wald brennt nicht“

Peter Wohlleben: „Unser heimischer Wald brennt nicht“
Foto: © Wohllebens Waldakademie / Ramon Haindl

Der Förster und Autor Peter Wohlleben erklärt in einem Watson-Interview, warum Plantagen schaden und warum wir den Wald am besten in Ruhe lassen sollten.

Diesen Sommer haben wir es miterlebt: Hitze, Dürre und Waldbrand. Wie wir den Wald in Deutschland vor erneuten Bränden schützen können, erklärt Peter Wohlleben in einem Watson-Interview. Laut dem Förster und Autor müssen wir „unsere Wälder endlich wieder zu Wäldern werden lassen“, um Waldbrände erfolgreich zu verhindern.

Mehr Plantagen als heimischer Wald

In Deutschland machen Wohlleben zufolge Plantagen, also angelegte Flächen, einen Großteil unserer Wälder aus – mehr als 50 Prozent. Fichten und Kiefern auf diesen Plantagen seien jedoch voller ätherischer Öle. Dadurch, so Wohlleben, brennen sie als lebender Baum schon leichter. Zudem seien trockene Überreste wie „Zunder“.

Anders sehe das mit natürlichen Waldökosystemen aus. „Unsere heimischen Wälder brennen nicht, Plantagen schon“, so Wohlleben. „Und selbst die brennen nur, wenn sie jemand anzündet.“

Jede:r könne selbst ausprobieren, dass frisches, nasses Laubholz aus dem Wald nicht brennt, erklärt Wohlleben. Auch Totholz brenne demnach nicht. Man könne noch im trockensten Sommer Wasser aus vermoderndem Holz pressen. „Totholz ist also eine Waldbrand-Bremse“, betont der Förster.

Klimaresistenter Wald kann nur von alleine entstehen

Ein klimaresistenter Wald könne laut des Experten nur von alleine entstehen. Kein angelegter Wald sei besser als ein natürlicher Wald. Daher gehe es nicht darum neue klimaresiliente Wälder auf- oder umzubauen, sondern den Wald in Ruhe zu lassen. „Er kann sich herunterkühlen, die Bäume können lernen und dieses Wissen über epigenetische Effekte an den Nachwuchs oder direkt über Wurzelverbindungen weitergeben“, erklärt Wohlleben.

An den ältesten Eichen Deutschlands könne man dem Waldexperten zufolge sehen, dass Bäume über einen Wissensspeicher verfügen und sich „umgestellt“ haben. Obwohl dieses Jahr trockener war als die zuvor, gehe es den Eichen besser. „Sie haben ihr Verhalten geändert.“ Beispielsweise durch eine Änderung des Wasserkonsums, wodurch die Bäume hitze- und dürreresistenter würden.

Gesamtes Ökosystem wichtig

Doch nicht nur die Bäume spielen eine wichtige Rolle, sondern das gesamte Waldökosystem. Um zu überleben, stelle sich laut Wohlleben das ganze System um. Dazu gehören Bakterien und Pilzarten, die ihren Stoffwechsel ändern, um Bäume zu unterstützen. Daher mache es für den Experten wenig Sinn Bäume zu pflanzen. „Wer jetzt meint, klimaresiliente Wälder pflanzen zu wollen, der pflanzt ja nur Bäume und nicht ein gesamtes System. Das kann der Mensch nicht.“ Stattdessen müsse man „so viele heimische und gut funktionierende Waldökosysteme erhalten und zulassen, wie möglich.“

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