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Abholzung, Armut, Wildtiere: Studie untersucht Brutstätte neuer Pandemien

Die nächste Pandemie: In den Fokus der Forscher:innen rückt Brasilien.
Foto: Unsplash / Lucas Marcomini

Wo könnten neue Pandemien entstehen? Forscher:innen haben sich mit dieser Frage beschäftigt. Das Ziel: Aussagekräftige Modelle zur Prävention. In den Fokus einer Studie rückte nun Brasilien.

Wenn Infektionskrankheiten von Tieren auf Menschen überspringen, handelt es sich um sogenannte Zoonosen. Ausgelöst wird eine Ansteckung durch Bakterien, Parasiten, Pilze, Prionen oder wie bisher angenommen im Fall der Corona-Pandemie durch ein Virus.

Nahezu zwei Drittel aller bekannten humanpathogenen Erreger – Erreger, die beim Menschen eine Krankheit auslösen können – werden vom Tier zum Menschen weitergegeben, schreibt das Bundesamt für Risikobewertung. Dabei begünstigt eine Reihe von Faktoren neue Krankheitserreger und ihre Ausbreitung.

Eine neue Studie vom Oswaldo Cruz Institute in Rio de Janeiro hat deshalb unterschiedliche Parameter analysiert. Das Team um Cecilia S. Andreazzi kommt zu dem Ergebnis, dass abgelegene Städte in Regionen mit hohem Waldverlust das größte Risiko haben, zur Brutstätte für Krankheitserreger zu werden, die zunächst Epidemien verursachen. Also eine Ausbreitung, die lokal oder regional begrenzt ist.

Gegenstand ihrer Untersuchung, die in der Fachzeitschrift Science Advances veröffentlicht wurde, war die brasilianische Amazonasregion. Insbesondere die Jagd und der Verzehr von Wildtieren („Bushmeat“), sei ein Hauptfaktor für die Entstehung von Zoonosen. „Bushmeat“ würde den Autor:innen zufolge von bestimmten Communities gegessen, in denen dies Tradition sei. Solche Gemeinschaften fänden sich „über alle Regionen in Brasilien hinweg“.

Zoonosen: Ist Fleischkonsum schuld an Pandemien? Schaut hier unser Video mit Eckart von Hirschhausen

Extreme Armut und Hunger treiben Problematik voran

Extreme Armut und Hunger im Land würde die Wildtierjagd verstärken, heißt es in der Studie. Die Menschen würden die Regionen ausweiten, auf der Suche nach Beute. Die Corona-Pandemie habe die prekäre Lage einiger verschärft, merken die Autor:innen an.

Hinzukommt, dass Tieren durch die voranschreitende Urbanisierung in Kombination mit Abholzung der natürliche Lebensraum genommen wird. Das hat zur Folge, dass immer häufiger Wildtiere auf die Bevölkerung treffen.

Die zunehmende Mobilität der Menschen macht es zudem Krankheitserregern einfacher, sich über größere Distanzen auszubreiten. Immer mehr Menschen reisen von entlegenen Gemeinden in dicht besiedelte Städte – auch, weil es für Menschen dort erst reguläre medizinische Versorgung gibt.

Neun meldepflichtigen Zoonosen untersucht

Die Analyse bezieht sich bisher nur auf Brasilien. Allerdings geben die Forscher:innen einen Ausblick, dass die Erkenntnisse auch auf andere tropische Regionen zutreffen könnten. Sie bergen das Risiko, sich von Epidemie hin zu einer Pandemien zu entwickeln. Letztere ist nicht mehr regional auf eine Population begrenzt, es handelt sich um die globale Ausbreitung einer Infektionskrankheit.

„Brasilien verbindet derzeit sozioökologische Verwundbarkeit mit einer anhaltenden wirtschaftlichen und politischen Krise, die das Land zu einer möglichen Brutstätte der nächsten Pandemie machen“, kommt die Studie zu dem Schluss.

Das Team verglich die regionale Verteilung der Ausbrüche von neun in Brasilien meldepflichtigen Zoonosen, darunter Hantavirus, Gelbfieber und Malaria, mit sozialen, ökologischen und geografischen Faktoren, um die Zusammenhänge aufzudecken. Ziel müsse es sein, ein Vorhersagemodell zu entwickeln, mit dem man kritische Bereiche identifizieren und zum Zwecke der Prävention monitoren kann.

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