Meditation soll nicht nur entspannen. Ihr werden zahlreiche gesundheitliche Vorteile nachgesagt. Zwei Studien haben untersucht, wie sich Meditation auf die Darmgesundheit auswirkt und ob sie bei der Bewältigung von Ängsten helfen kann.
Kürzlich veröffentlichte Studien liefern neue Erkenntnisse dazu, wie sich Achtsamkeitsübungen auf unsere Gesundheit auswirken können. Eine Studie aus China deutet darauf hin, dass sich regelmäßige, lange Meditation positiv auf den Darm auswirken kann. Eine zweite Studie hat Achtsamkeitstraining als Behandlungsansatz gegen Angststörungen getestet – mit positiven Ergebnissen.
Meditation und Gesundheit: Studie untersucht tibetische Mönche
Der Alltag ist oft mit Stress verbunden und verlangt Multitasking. Achtsamkeit ist eine Art Gegenentwurf dazu: Das Ziel ist, bewusst im Hier und Jetzt zu bleiben. Dabei helfen verschiedene Übungen, zum Beispiel die Meditation. Ihr werden auch viele weitere positive gesundheitliche Effekte nachgesagt.
Eine chinesische Studie liefert dazu neue Erkenntnisse: Sie hat 37 buddhistische Mönche aus Tibet untersucht und analysiert, wie sich deren Meditationspraxis auf den Darm auswirkt. 19 weitere Anwohner der Region dienten als Vergleichsgruppe. Die Studie wurde im British Medical Journal veröffentlicht.
Die tibetischen Mönche meditieren mindestens zwei Stunden pro Tag über einen Zeitraum von drei bis 30 Jahren. Sie verwenden dabei die Medidationspraktiken Samatha und Vipassana. Bei Samatha konzentriert man die Aufmerksamkeit auf ein Objekt oder Mantra. Bei Vipassana spielen Atemübungen und das Wahrnehmen des eigenen Körpers eine zentrale Rolle.
Wegen Meditation? Unterschiede bei Darmbakterien
Die Wissenschaftler:innen sammelten für ihr Experiment Stuhl- und Blutproben und analysierten diese. In den Stuhlproben der Mönche fanden sie bestimmte vorteilhafte Bakteriengattungen häufiger als in der Vergleichsgruppe. Die angereicherten Gattungen brachten die Forscher:innen mit Vorteilen für die körperliche und geistige Gesundheit in Verbindung – sie erwähnen ein geringeres Risiko für Angstzustände und Depressionen. Außerdem sprechen sie von einer möglichen verbesserten Immunfunktion und einem geringeren Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen durch die Mikrobiota.
Allerdings wurde die Studie an vergleichsweise wenigen, ausschließlich männlichen Probanden durchgeführt, die alle in großen Höhen leben. Die Wissenschaftler:innen stellten sicher, dass diese drei Monate vor der Entnahme der Stuhlproben unter anderem keine Antibiotika eingenommen hatten und keinen Joghurt konsumierten. Trotzdem ist der Zusammenhang zwischen Meditation und gesundheitlichen Vorteilen nicht eindeutig bewiesen. Laut den Forscher:innen deuten die Ergebnisse aber darauf hin, dass Meditation eine positive Rolle bei psychosomatischen Beschwerden und Wohlbefinden spielt.
Studie: Kann man Angstzustände mit Achtsamkeitstraining behandeln?
Eine zweite Studie befasst sich mit den Auswirkungen von Achtsamkeitsübungen auf die Psyche. Sie wurde im November 2022 im Fachjournal Jama Psychiatry veröffentlicht und an 208 Teilnehmer:innen durchgeführt, bei denen Angststörungen diagnostiziert wurden.
Die Hälfte der Testpersonen wurde im Rahmen des 8-Wochen-Experiments mit Medikamenten behandelt. Die andere Hälfte nahm an einem geführten Training für Achtsamkeitsbasierte Stressreduktion (MBSR) teil. MBSR basiert auf der buddhistischen Achtsamkeitsmeditation und wird bereits teilweise zu medizinischen Zwecken eingesetzt.
Vor Beginn des Experiments wurde per Fragebogen gemessen, wie viel Angst die Teilnehmenden verspürten. Beide Gruppen befanden sich am Anfang des Experiments auf einem ähnlichen Level: 4,44 von 7 in der Achtsamkeitsgruppe; und 4,51 in der Gruppe mit medikamentöser Behandlung. Nach acht Wochen und bei Nachuntersuchungen nach 12 und 24 Wochen füllten die Teilnehmer:innen erneut einen Fragebogen aus: Dabei gaben beide Gruppen durchschnittlich 3,09 an. Ihre Angstzustände hatten sich also ähnlich verbessert.
Achtsamkeitstraining gegen Ängste: Wieso es helfen kann
Wieso hilft Achtsamkeitstraining scheinbar gegen Ängste? Jud Brewer, Direktor für Forschung und Innovation am Mindfulness Center der US-amerikanischen Brown University, stellt gegenüber der Washington Post eine mögliche Erklärung vor. Achtsamkeitsübungen können ihm zufolge eine negative Rückkopplungsschleife im Gehirn unterbrechen. Er nimmt an, dass Angst eine Gewohnheit ist, die durch negative Verstärkung im Gehirn gesteuert wird.
Wer Angst verspürt, der macht sich Sorgen. Wieso? Für das Gehirn könne sich das Sorgen lohnend anfühlen, erklärt Brewer. „Es kann den Menschen ein Gefühl der Kontrolle geben, obwohl sie nicht mehr Kontrolle haben, als wenn sie sich nicht sorgen würden.“ Achtsamkeit könne dazu beitragen, das Gehirn auf neue Gewohnheiten zu trainieren. Sie helfe, zu erkennen, dass Sorgen sich nicht lohnen.
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