Manche Menschen legen eine Blumenwiese im Garten oder dem Balkon an, um damit Bienen zu helfen. Umweltschutzorganisationen haben aber herausgefunden, dass viele der vermeintlich bienenfreundlichen Pflanzen den Tieren eher schaden. Welche das sind, erfährst du hier.
Zierpflanzen sind gar nicht so bienenfreundlich, wie häufig angenommen. Zu dem Ergebnis kommen der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und die Umweltschutzorganisation Global 2000. Bei einem Pflanzentest konnten die Organisationen in fast allen Pflanzen Rückstände gefährlicher Pestizide nachweisen.
Fast alle Pflanzen mit Pestiziden befallen
Untersucht wurden 44 Pflanzen, die als bienenfreundlich deklariert, vom Personal als Bienenweiden empfohlen wurden, oder allgemein als attraktiv für Bienen gelten. Die Blumen stammen aus Gartencentern, Blumenläden, Baumärkten, Lagerhäusern, Lebensmittelhändlern, Möbelhäusern und Gärtnereien sowohl aus Deutschland als auch aus Österreich.
Das Labor untersuchte das Gewächs mittels einer Multi-Analysemethode auf Pestizidrückstände und wies bei 42 der 44 Pflanzen Pestizide nach. Der Höchstwert dabei lag bei 19 verschiedene Pestizide auf einer Pflanze. Insgesamt befanden sich 64 verschiedene Pestizide auf den angeblich bienenfreundlichen Pflanzen – elf davon sind für Bienen hochgiftig.
„Der Zierpflanzenanbau hat katastrophale Auswirkungen auf Bienen und andere Insekten“, sagte BUND-Pestizidexpertin Corinna Hölzel in einer Pressemitteilung. „Verbraucherinnen und Verbraucher wollen Bienen retten und das Insektensterben stoppen. Sie kaufen Blühpflanzen, die vom Handel als bienenfreundlich angepriesen werden. Pflanzen wie Sonnenblumen, Lavendel oder Hyazinthen können jedoch Rückstände bienengefährlicher Pestizide enthalten. Bienen nehmen diese schädlichen Insektengifte über Nektar und Pollen auf. So wird die gewünschte Bienenrettung zur Giftfalle.“
Liste der betroffenen Pflanzen
Bei folgenden Pflanzen aus Deutschland fand das Labor pro Exemplar mehr als zehn für Bienen hoch giftige Pestizide:
- Schopflavendel, Hornbach
- Bitterwurz, Obi
- Goldmarie, Blume 2000
- Hyazinthen, Dehner
- Narzissen, Hornbach
- Glockenblume, Stanze
- Polsterglockenblume, Obi
- Schweizer Schöterich, Obi
- Polsterglockenblume, Hornbach
- Traubenhyazinthen, Hornbach
- Steinsame, Stanze
- Lobelie, Rewe
- Goldlack, Geldhaar
Pflanzen aus Deutschland mit weniger als zehn Pestiziden pro Exemplar:
- Rosmarin, Hornbach
- Tulpen, Dehner
- Blaukissen, Stanze
- Sonnenblume, Edeka
- Eisenkraut, Geldhaar
- Margerite, Blume 2000
- Salbei, Geldhaar
- Glockenblume, Rewe
- Wilde Malve, Obi
- Flammenblume, Obi
- Sonnenblume, Rewe
- Margerite, Rewe
Eine ausführliche Liste mit den getesteten Pflanzen findest du hier.
BUND fordert Pestizidverbot
Auf fast 40 Prozent der in diesem Jahr getesteten Pflanzen befanden sich Pestizide, die zum Zeitpunkt der Probenahme keine EU-Zulassung mehr besaßen. „Skandalös ist die Tatsache, dass europäische Herstellerfirmen Pestizide in Länder des globalen Südens verkaufen, die aufgrund ihrer Gefahr für Mensch und Umwelt in Europa nicht mehr zugelassen sind. Sie werden dort zum Beispiel im Zierpflanzenbau eingesetzt, gefährden Arbeiterinnen und Arbeiter und belasten die Umwelt. Der Giftkreislauf schließt sich, wenn EU-Mitgliedstaaten Zierpflanzen importieren, die solche Pestizide ohne EU-Zulassung enthalten“, so Pestizidexpertin Hölzel vom BUND.
Um das Insektensterben, insbesondere das Bienensterben, zu stoppen und Arbeiter:innen auf Blumenplantagen weltweit zu schützen, fordert der BUND von der Bundesregierung ein Exportverbot von Pestiziden, die keine Zulassung in der EU haben. Weiterhin müsse der Pestizideinsatz zügig und deutlich reduziert werden. Für Mensch und Umwelt besonders gefährliche Pestizide müssten auf EU-Ebene verboten werden. Für Verbraucher:innen ist die beste Empfehlung, Bio-Pflanzen zu kaufen oder Zierpflanzen, die vollständig in der Region gezogen werden.
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