#NoFutureNoChildren: Die 18-jährige Studentin Emma Lim gründete eine Website, auf der Jugendliche ein Versprechen abgeben können – sie werden kinderlos bleiben, bis die kanadische Regierung dem Nachwuchs eine sichere Zukunft garantieren kann.
Keine Zukunft, keine Kinder. Ein schlichter Satz mit großen Folgen: Die 18-jährige kanadische Studentin Emma Lim legte ein öffentliches Gelübde ab: „Ich verspreche, keine Kinder zu bekommen, bis ich sicher bin, dass meine Regierung für sie eine sichere Zukunft gewährleistet.“
Lim schreibt: „Obwohl ich Kinder haben möchte, mehr als fast alles andere – was für eine Mutter wäre ich, wenn ich ein Baby in eine Welt brächte, wo ich nicht garantieren könnte, dass sie sicher sind?“ Der IPCC-Report im vergangenen Jahr habe sie in Angst und Schrecken versetzt. „Mir steht eine Zukunft der wirtschaftlichen Instabilität bevor, der Lebensmittelknappheit und der Wetterextreme.“
Ein deutliches Signal von jenen, die die Klimakrise ernst nehmen
Die Studentin formuliert viele ihrer Sorgen: Was, wenn sie die Bildung ihres Kindes opfern muss, um ein neues Haus zu bezahlen? Was, wenn ihr Haus sich nicht mehr versichern lässt? Was, wenn sie für sauberes Wasser bezahlen muss? Was, wenn ihre Stadt unsicher wird und sie flüchten muss, oder wenn ihr Baby krank ist, aber die Krankenhäuser von flüchtenden Menschen überquellen, denen es viel schlimmer geht? Sie schreibt: „Für viele Menschen sind diese Ängste bereits Realität.“
Nach eigener Aussage spricht sie für viele andere, wenn sie ihre Familienplanung auf Eis legt: „Es bricht mir das Herz, aber ich habe diese Initiative gegründet, weil ich weiß, dass ich nicht allein bin. (…) Wir haben uns mit der Wissenschaft beschäftigt und jetzt wenden wir uns an unsere Regierung.“ Auf der entsprechenden Website haben sich seit dem Start Anfang der Woche 1.601 Menschen (Stand: 20.09.) ebenfalls zu den Worten bekannt. Unter der Rubrik „Our Stories“ erklären sie ihre Motive, zeigen sich mit Foto und Altersangabe.
„Das hier tut weh, es ist etwas Greifbares“
Es geht dabei vor allem um ein deutliches Signal von jenen, die die Klimakrise ernst nehmen an die Politik. Zum Online-Magazin ze.tt sagte Lim, wenn Jugendliche auf die Familiengründung verzichten, dann sei etwas Grundlegendes nicht in Ordnung. Die kanadische „Vice“ berichtete, dass Lims Eltern die Auswirkungen des Klimawandels durch das Gelübde ihrer Tochter zum ersten Mal als etwas Reales empfunden hätten. Sie hätten das Versprechen inzwischen ebenfalls abgegeben.
„Man liest von Hurrikanen und Hitzewellen, aber die massivsten, schlimmsten Katastrophen haben uns in Kanada noch nicht erreicht. Es gibt Überschwemmungen, aber mein enger Familienkreis war bislang noch nicht betroffen“, sagt Lim. „Aber das hier tut weh; es ist etwas Greifbares.“ Die Initiative sei gleichermaßen Ausdruck der Angst und ein Appell dafür, dass sich etwas ändern muss.
Der Verzicht ist nicht endgültig, sondern ein Druckmittel
Emma Lim ist nicht die erste, die dem Klima zuliebe in einen Gebärstreik eintritt: Miley Cyrus etwa hatte entsprechende Pläne in einem Interview verkündet, in Deutschland entstand eine Debatte um das Buch „Kinderfrei statt kinderlos – ein Manifest“ von Verena Brunschweiger und in den USA predigen die sogenannten Antinatalisten den Verzicht auf Nachwuchs für die Umwelt.
Doch an Lims Initiative sind drei Dinge neu: Zum einen betont die Jugendliche in einer ausführlichen Erklärung, dass sie selbst Kinder über alles liebe und sich immer gewünscht habe, Mutter zu sein – mehr als eine abgeklärte, rationale Entscheidung ist dies also zumindest für Lim ein großer persönlicher Verzicht. Zum anderen haben auf der entsprechenden Website Menschen überall auf der Welt die Möglichkeit, dasselbe Versprechen zu geben und ihre Beweggründe mit der Öffentlichkeit zu teilen.
Und zum Dritten ist der Verzicht nicht endgültig, sondern auf Zeit geplant – als wirksames Druckmittel, damit die Politik den Klimaschutz zum zentralen Thema macht. Das Versprechen ist also mit der Hoffnung verknüpft, dass die Regierungen die Klimakrise noch abwenden können. Am Ende schreibt Lim: „Bitte handelt, solange noch die Zeit dazu ist.“
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