Getreidebrei zum Anrühren ist schnell gemacht und besser fürs Baby als Brei mit Stracciatella- oder Keks-Geschmack. Doch auch in Getreidebreien können Schadstoffe stecken, wie die aktuelle Untersuchung von Öko-Test zeigt.
Ungefähr ab dem 4. oder 6. Monat beginnen die meisten Eltern mit der Einführung von Breikost. Für alle, die nicht die Muße oder Zeit haben ständig selbst zu kochen, gibt es fertige Instant-Getreidebreie für Babys, die mit Wasser oder Milch einfach angerührt und mit Obst verfeinert werden können. Sie bestehen aus verschiedenen Getreidesorten: meist Hafer, Dinkel, Weizen, Hirse oder Reis.
Öko-Test hat 21 solcher Getreidebreie für Kinder ab dem 4. und 6. Monat getestet; allesamt Bio-Produkte. Im Vergleich zu einem früheren Test vom Jahr 2017, ist dieses Mal sogar ein Porridge zum Aufkochen unter den Test-Breien.
Öko-Test kann zwar mehr als zwei Drittel der Breie empfehlen, doch in einigen fand das Labor schädliche Stoffe wie Mineralölrückstände und Schimmelpilze. In zwei Reisbreien fanden die Tester:innen sogar Arsen. Erstmalig veröffentlichte Öko-Test die Testergebnisse in der Ausgabe 08/2022, nun sind sie auch im Jahrbuch 2023 abrufbar. Haben sich zwischenzeitlich Änderungen bei den Produkten oder bei gesetzlichen Grenzwerten ergeben, ließ Öko-Test eine neue Laboranalyse durchführen.
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Bekanntes Problem: Arsen im Reis(brei)
Reis ist häufig mit Arsen belastet, so auch die Getreidebreie im Test mit Reis. Sechs der getesteten Getreidebreie enthalten Reis, zwei davon ausschließlich. Wie zu erwarten sind sie teilweise stark mit Arsen belastet: Ein Brei überschreitet sogar den Grenzwert für anorganisches Arsen in Baby- und Kinder-Lebensmitteln. Dieser Wert gilt allerdings für die Ausgangsware, nicht für die verarbeiteten Produkte – wie Reisbreie – die häufig höher belastet sind: Durch die Erhitzung verliert der Reis Flüssigkeit und der Gehalt an Arsen konzentriert sich.
Arsen ist ein Halbmetal und ein natürlicher Bestandteil der Erdkruste. Problematisch wird es erst, wenn es durch Minen oder Bergbau in die Böden und ins Grundwasser gelangt. Auch Dünger, Pestizide oder die Nutzung fossiler Brennstoffe haben einen Einfluss auf die Verbreitung von Arsen. Die Reispflanzen nehmen es mit dem Wasser auf und reichern den Schadstoff in den Reiskörnern an.
„Da anorganische Arsenverbindungen als krebsauslösend für den Menschen klassifiziert sind, sollten Lebensmittel davon nur so wenig wie vernünftigerweise erreichbar enthalten.“,
so das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR).
Da es aufgrund des geringen Körpergewichts bei Kleinkindern schnell zu einer starken Belastung mit Arsen kommen kann, empfiehlt das BfR, Kindern Lebensmittel aus Reis generell nur in Maßen zu geben.
Getreidebrei-Test: Mineralölgehalte in drei Produkten stark erhöht
Ein weiteres bekanntes Problem in Lebensmitteln sind Mineralölbestandteile: Gesättigte Kohlenwasserstoffe (MOSH/POSH) können über Verpackungen aus recyceltem Altpapier oder durch den Einsatz von Schmierölen bei Prozessen in das Lebensmittel gelangen. Während MOSH sich im Körper anreichern können und im Tierversuch zu Organschäden geführt haben, gibt es für POSH bisher keine gesundheitliche Bewertung vom BfR.
Die getesteten Breie sind alle durch einen Innenbeutel geschützt, meist besteht dieser aus Aluminium. Aus der Siegelschicht der Beutel können POSH auf das Lebensmittel übergehen. Öko-Test hat in 4 getesteten Breien erhöhte Gehalte der Mineralölbestandteile gefunden, darunter zum Beispiel Holle Bio-Vollkorngetreidebrei Hafer und Babylove Bio Getreidebrei Hafer von dm. In einem weiteren Produkt ist der Gehalt laut Labor stark erhöht.
Zutaten: Zucker und Vitamin B1
Im Brei-Test von 2017 fanden die Tester:innen noch in einem Produkt eine unerwünschte Zutat: Zucker. Es handelte sich um Pomps Kindergrieß, der im aktuellen Test nicht untersucht wurde. Dieses Mal fand sich in keinem der Produkte Zucker.
Aber es gilt nach wie vor: Getreidebrei enthält von Natur aus Zucker und wird häufig mit Obst verfeinert, deshalb ist zugesetzter Zucker für Kleinkinder völlig überflüssig. Es ist sogar nicht ungefährlich, denn dadurch gewöhnt sich das Baby an den süßen Geschmack und erhöht somit das Risiko für Karies und Übergewicht.
Im Gegensatz zu zugesetztem Zucker ist die Beigabe von Vitamin B1 (Thiamin) im Brei laut Öko-Test erwünscht: Gemäß der europäischen Richtlinie über Getreidebeikost für Säuglinge und Kleinkinder gibt es definierte Mindestgehalte an Vitamin B1. Obwohl Getreide – insbesondere Vollkorngetreide – eine gute Quelle für Thiamin ist, reichen die Werte meist nicht aus, um die Anforderung zu erfüllen und die Hersteller müssen deshalb das Vitamin zusetzten.
Schimmelpilze im Getreidebrei
Neben Mineralölrückständen prüfte das Labor die Breie auch auf Schimmelpilze. In drei Produkten wurde es fündig, darunter dm Bio Hafer Getreidebrei und Kölln Bio Original Schmelzflocken. Die Tester:innen fanden erhöhte Werte von T2 und HT2Toxinen aus Schimmelpilzen, die das Getreide schon auf dem Feld befallen. Diese sind zellgiftig und können das Immunsystem schwächen.
Baby-Getreidebrei: die Testsieger und -verlierer
Elf der getesteten Getreidebreie bewertet Öko-Test mit der Note „sehr gut“, darunter:
- Alnatura 4-Korn Getreidebrei (1,99 Euro pro 250 Gramm)
- Alnatura Hafer Getreidebrei, Demeter (1,99 Euro pro 250 Gramm)
- Babylove Bio Getreidebrei 3-Korn von dm (1,16 Euro pro 250 Gramm)
- Babydream Bio Getreidebrei Dinkel von Rossmann (1,39 Euro pro 250 Gramm)
Testverlierer mit der Note „mangelhaft“ ist Holle Bio Vollkorngetreidebrei Reis (2,99 Euro pro 250 Gramm): Er enthält einen stark erhöhten Gehalt an anorganischem Arsen. Alle anderen Breie im Test schnitten entweder mit der Bestnote „sehr gut“ (11 Produkte), mit „gut“ (4 Produkte) ab oder sie lagen mit „befriedigend“ (4 Produkte) im Mittelfeld. Ein Brei erhielt die Bewertung „ausreichend“, da dieser erhöhte Werte bei Mineralölrückständen sowie bei Schimmelgiften aufweist: Töpfer Bio Getreidebrei
Hafervollkorn (2,79 Euro pro 250 Gramm).
Utopia empfiehlt: Selbst kochen oder Bio ohne Zucker kaufen
Wenn die Möglichkeit besteht, ist selbst Kochen immer noch die beste Wahl, zum Beispiel indem man Bio-Haferflocken aufkocht. Wenn man Instant-Getreidebreie wählt, sollte man zu Bio-Qualität und Produkten ohne zugesetzten Zucker greifen. Für eine abwechslungsreiche und ausgewogene Ernährung ist Vielfalt immer gut, deshalb ab und zu die Getreidesorte wechseln – und am besten jeweils die Vollkorn-Variante bevorzugen. Reis ist leider häufig mit Arsen belastet, deshalb lieber auf Hirse setzen, wenn es glutenfrei sein soll.
Alle Testergebnisse findest du im Öko-Test Jahrbuch 2023 oder online auf ökotest.de.
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