Immer mehr Menschen interessieren sich dafür, wo ihr Strom herkommt. Dabei leuchtet die Lampe mit Graustrom genauso wie mit Grünstrom. Warum also die Entscheidung für etwas so Abstraktes wie „Ökostrom“? Utopia hat nachgefragt.
Wir glauben, die Entscheidung für oder gegen einen Stromanbieter hat etwas mit Haltung zu tun. Wer sich für grünen Strom entscheidet, entscheidet sich bewusst gegen Atomkraft, gegen fossile Energien, für die Energiewende.
Aber stimmt das auch? Hier sind die Ergebnisse unserer Umfrage, an der sich 1.391 Utopisten beteiligten.
Ökologischer Strom: Von Puristen und Pragmatikern
Vorweg: Die Utopisten stellen den deutschen Bundesdurchschnitt weit in den Schatten, wenn es um nachhaltige Energie geht: Während laut Stromreport und Statista gerade einmal 22% der deutsche Haushalte Ökostrom beziehen, sind es unter Utopisten 91% ! Davon haben sich 70% für einen reinen Ökostromanbieter entschieden, 16% beziehen ihren Grünstrom von den lokalen Stadtwerken (und weitere 14% machten keine Angabe zu ihrem Stromanbieter).
Zunächst zu denjenigen, die bereits Strom von einem reinen Grünstromanbieter beziehen – mit 70% die große Mehrheit auf Utopia: Der jeweilige Anbieter wurde vor allem auf Grund seiner hohen, wahrgenommenen Glaubwürdigkeit gewählt – für 89% war dies ein maßgebliches Kriterium.
Ausschlaggebend für die Wahl des konkreten Tarifs war bei überwältigenden 98% der Kunden die Unabhängigkeit von Kohle- und Atomwirtschaft. Fast genauso vielen (94%) ging es um die langfristige Aussicht auf eine echte Energiewende durch den aktiven Ausbau erneuerbarer Energien.
Das erklärt auch, warum ganze 77% angaben, den Ökotarif ihrer örtlichen Stadtwerke gar nicht erst in Betracht gezogen zu haben – hauptsächlich, um sich die Finger auch nicht indirekt an Kohle- und Atomstrom „schmutzig zu machen“ (82%). Für sie kommt echter Ökostrom von unabhängigen Anbietern. Gute Gründe für dieses Denken haben wir im Artikel Der wahre Preis von Kohle und Atom zusammengefasst.
Das Gleiche in Grün? Ökostrom von den Stadtwerken
Zudem besteht ein gewisses Misstrauen dahingehend, die Stadtwerke als Stromanbieter würden auf Grund des Fehlens spezifischer Programme keinen Beitrag zu Energiewende als Ganzes leisten (39%). Und das ist durchaus berechtigt: Um beim Wechsel zu Ökostrom auch wirklich einen Beitrag zur Energiewende zu leisten, kommt es auf den ökologischen Mehrwert an.
Andere Faktoren, wie beispielsweise die Servicequalität, das regionale Engagement oder Empfehlungen durch Bekannte spielen dahingegen eine deutlich untergeordnete Rolle (nur wichtig für 21-36% der Befragten). Erstaunt hat uns, dass nur 12% der Ökostromkunden durch ein attraktives Wechselangebot beim Stromanbieter motiviert werden konnten – von denen gibt es mittlerweile schließlich einige (z.B. hier), und häufig lässt sich durch den Bezug von grünem Strom nicht nur an Emissionen, sondern – dank günstiger Tarife – auch bares Geld sparen.
Wer sich für Ökostrom von den Stadtwerken entscheidet – immerhin 16% der Grünstromkunden in unserer Umfrage – war mit großer Wahrscheinlichkeit bereits vorher Kunde bei ebendiesen (59%). Der geringe Aufwand eines Tarifwechsels beim bestehenden Anbieter zeigt sich dann – wenig überraschend – als einer der Hauptmotivatoren beim Wechsel zu Ökostrom: 56% der Teilnehmer „wollten schon lange grünen Strom beziehen“ und empfanden das Angebot als passend, 30% wollten sogar explizit bei ihrem Anbieter bleiben. Gerade bei letzteren gibt das regionale Engagement der Stadtwerke den Ausschlag zur Loyalität.
Dabei gibt es unter den Stadtwerken solche und solche. Wie es um das Engagement für die dringend benötigte Energiewende jeweils bestellt ist, kannst du in unserer Übersicht Ökostrom von den Stadtwerken nachlesen.
Aber auch bei den reinen Ökostrom-Stromanbietern kann es nicht schaden, sich die verschiedenen Siegel und Zertifizierungen einmal etwas genauer anzusehen. Während einige der Labels lediglich Auskunft über den einzelnen Stromtarif geben, beziehen andere die Umweltverträglichkeit des Anbieters als Gesamtunternehmen mit ein. Noch strenger ist lediglich unsere Utopia Bestenliste Ökostrom: Sie listet nur solche Anbieter, denen die Energiewende ein echtes Anliegen in ihrer Unternehmensstrategie ist.
Graue Stromanbieter hält man preiswerter
9% der Umfrage-Teilnehmer beziehen zu Hause (noch) keinen Ökostrom. Die Gründe, die die letzten grauen Herren (und Damen) von einem Wechsel überzeugen würden, überraschen. Vor allem deshalb, weil sie größtenteils bereits Tatsachen sind:
Fast die Hälfte (44%) gab an, ein Preisvorteil würde sie vom Wechsel überzeugen. Gleichzeitig wären 40% aller Teilnehmer bereit, jährlich bis zu € 30 mehr für Ökostrom zu bezahlen, bei weiteren 34% liegt die zusätzliche Zahlungsbereitschaft mit bis zu € 60 sogar noch höher. So edel das ist – es ist heute oft gar nicht mehr nötig! Grünstrom kann preislich seit einiger Zeit problemlos mit Graustrom konkurrieren. Mit einem kurzen Preischeck bei einem der besten Ökostromanbieter lässt sich dies schnell überprüfen.
Über ein Drittel (37%) wäre bereit zu wechseln, sofern der Aufwand minimal wäre. Dabei ist die Sorge vor überwältigendem Papierkram und mehreren Tagen verlorener Lebenszeit völlig unbegründet: Der Wechsel zu besserem Strom in fünf Schritten ist so einfach wie nie zuvor. Noch einfacher wird es, wenn man nicht gleich den Anbieter wechselt, sondern Vorlieb mit dem Ökostrom-Tarif des aktuellen Anbieters nimmt. Hier reichen meist ein Anruf und eine anschließende Unterschrift per Post, um zumindest einen kleinen Beitrag zur Energiewende zu leisten.
Wer – wie immerhin 33% der Befragten – hauptsächlich gegen den inneren Schweinehund ankämpft, bei dem klappt es vielleicht besser mit guten Vorsätzen:
Utopia meint: Es gibt heutzutage wirklich keinen Grund mehr, keinen Ökostrom zu beziehen. Sicher, den besten Beitrag zur Energiewende leistet man immer noch mit dem Bau einer EE-Anlage auf dem eigenen Dach (oder einem Solarheld auf dem Balkon). Aber auch der Wechsel zu einem sorgfältig ausgesuchten, unabhängigen Grünstrom-Anbieter mit klarer strategischer Agenda für den Ausbau erneuerbarer Energien und eine zukünftige 100%-Ökostromwelt bewegt bereits eine Menge. Der Ökostrom der Stadtwerke sollte dabei stets nur die Übergangslösung darstellen.
Unabhängig vom Energiemix der Stromanbieter: Energiesparen ist nach wie vor das wirksamste Mittel für Klimaschutz.
Für welchen Stromanbieter habt ihr euch entschieden, und wieso? Wie verlief der Wechsel zu Ökostrom – oder was hält euch (noch) davon ab? Verratet es uns in den Kommentaren!
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- Was Sie über Ökostrom wissen sollten
- Problemloser Umstieg: Finde den besten Ökostrom-Anbieter
Beachte auch unsere Bestenliste und den Siegel-Vergleich:
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