Von Adelholzener bis San Pellegrino: Öko-Test hat 50 bekannte Mineralwassermarken untersucht. Die Hälfte schnitt „sehr gut“ ab, andere enthielten Problemstoffe wie krebserregendes Chromat und Pestizidreste. Besonders enttäuschend: Zahlreiche Mineralwasser werden immer noch in Einwegflaschen verkauft.
Auch dieses Jahr hat Öko-Test wieder Mineralwasser unter die Lupe genommen. Die gute Nachricht: Viele Sorten konnten die Tester:innen überzeugen – 25 von 50 erhielten die Note „sehr gut“. Darunter befand sich auch das bekannte „Adelholzener Classic“, das mit 1,20 Euro pro Liter aber deutlich über dem Preisdurchschnitt liegt. Auch „Franken Brunnen Spritzig“ für nur 66 Cent pro Liter erhielt die Bestnote.
Fünf weitere Mineralwasser schnitten immerhin mit „gut“ ab. Die übrigen Ergebnisse sind durchwachsen, denn in vielen Produkten befanden sich Stoffe, die in Mineralwasser nichts zu suchen haben.
So hat Öko-Test getestet
Öko-Test hat insgesamt 50 Mineralwasser-Sorten mit Sprudel („Classic“) auf eine Reihe von problematischen Stoffen untersucht. Neun der Flaschen trugen die Bezeichnung „zur Zubereitung von Säuglingsnahrung geeignet“. Bei diesen wurde zusätzlich geprüft, ob sie Radium-Isotope enthalten – die Tester:innen geben hier aber Entwarnung. Ein externes Labor hat die Proben zudem auf Abbauprodukte von Pestiziden sowie Rückstände von Süßstoffen getestet.
Auch die Verpackung floss in die Bewertung mit ein: Mehrweg-Glas und Mehrweg-PET-Flaschen sieht Öko-Test positiv, weil sie sich bis zu 50 beziehungsweise 25 mal neu befüllen lassen. PET-Einwegflaschen hingegen sehen die Verbraucherschützer:innen kritisch – genau wie Utopia. Die Flaschen werden nach nur einer Benutzung geschreddert bzw. eingeschmolzen und sind dann nur schwer verwertbar.
Mineralwasser bei Öko-Test: Jetzt alle Testergebnisse lesen!
Öko-Test findet krebserregendes Chromat in Mineralwasser
Was kann Wasser schon Bedenkliches enthalten? Wie Öko-Test zeigt, eine ganze Reihe von Stoffen: Die Tester:innen stellten in dem Mineralwasser von San Pellegrino (1,19 Euro pro Liter) leicht erhöhte Uranwerte fest – das recht teure Wasser schnitt insgesamt nur mit „ausreichend“ ab. In zwei weiteren Proben waren die Bor-Gehalte erhöht. Regenwasser kann diese Stoffe über die Gesteinsschichten aufnehmen, die es durchläuft, ehe es die Quellen erreicht. Öko-Test warnt: „Höhere Konzentrationen davon sind […] problematisch.“
Das gilt auch für das Schwermetall Chromat, welches als krebserregend gilt. Dieses fanden die Tester:innen in drei Mineralwasser-Sorten, in der von San Benedetto (26 Cent pro Liter) war der Gehalt besonders hoch. Gesundheitliche Beeinträchtigungen sind bei der Konzentration zwar unwahrscheinlich, aber das Element kann auch in anderen Lebensmitteln enthalten sein; zu viel davon sollte man auf keinen Fall zu sich nehmen. Öko-Test rät klar zu Mineralwasser ohne Chromat – und bewertete San Benedetto mit „mangelhaft“.
Pestizidspuren in Mineralwasser
„Ursprünglich rein“ – mit solchen oder ähnlichen Floskeln werben Mineralwasser-Hersteller gerne. Dabei muss laut Gesetz in Deutschland jedes Mineralwasser „ursprünglich rein“ sein. Konkret heißt das: Das Wasser muss aus unterirdischen, vor Verunreinigung geschützten Wasservorkommen stammen.
Doch vor allen Verunreinigungem ist das Wasser trotzdem nicht sicher, das zeigen die Testergebnisse von Öko-Test. Neun Mineralwasser-Proben enthielten zum Beispiel Abbauprodukte von Pestiziden aus der Landwirtschaft. In fünf stellte das von Öko-Test beauftragte Labor sogar erhöhte Gehalte der Spritzmittel-Reste fest; ein Wasser enthielt vier verschiedene Substanzen.
Die Verbraucherschützer:innen schätzen die Aufnahme der Abbauprodukte als nicht gefährlich ein. Umweltschutzorganisationen wie Greenpeace sehen das anders. Sie warnen: Wechselwirkungen unter verschiedenen Pestiziden und deren Abbauprodukten sind kaum untersucht. Die Pflanzenschutzmittel tragen außerdem zum Verlust der Biodiversität bei und bergen zahlreiche weitere Risiken, auch für die Anwender:innen.
Auch den Süßstoff Acesulfam K hat Öko-Test zweimal gefunden; beide Proben stammten aus Mehrweg-Glasflaschen. Der Stoff kann zum Beispiel durch eine schlechte Reinigung der Flaschen ins Mineralwasser gelangen.
Mineralwasser bei Öko-Test: Jetzt alle Testergebnisse lesen!
Zu viele Einwegplastikflaschen
Leider sind Einwegflaschen nach wie vor verbreitet, 13 der 50 Flaschen im Test waren als solche gekennzeichnet. Zu ihnen zählte zum Beispiel das „Mineralwasser Classic“ von Gut & Günstig (13 Cent pro Liter). Das Wasser befand sich in einer Flasche ohne jeglichen Rezyklatanteil – und schnitt deshalb in der Rubrik Verpackung mit „mangelhaft“ und insgesamt nur mit „befriedigend“ ab.
Glasflaschen lassen sich öfter neu befüllen, wiegen aber auch mehr als PET-Flaschen. Welche Mehrwegflasche am umweltfreundlichen ist, hängt deshalb auch von der Größe un dem Transportweg ab. Unter den Testsiegern befanden sich neben Frankenbrunnen (Glasflasche) viele weitere Mineralwasser, deren Quellen in Deutschland liegen.
Übrigens: Ist Wasser in Plastikflaschen mehr mit Mikroplastik belastet? Das wollte Öko-Test herausfinden und hat zehn Stichproben gesondert untersuchen lassen – jedoch ohne klares Ergebnis. In Wasser aus Plastikflaschen fand man mehr Kunststoffpartikel aus PET, doch auch insgesamt mehr anderes Mikroplastik. Die Ergebnisse flossen nicht in das offizielle Testergebnis ein.
Mineralwasser kaufen? Leitungswasser ist die bessere Wahl
Wer Mineralwasser kauft, sollte sich genau überlegen, zu welcher Marke er oder sie greift. Aber wieso überhaupt teure Flaschen kaufen und schleppen? Wir von Utopia raten: Trink lieber gleich Leitungswasser. Das ist nicht nur so gut wie kostenlos und kommt zuhause direkt aus dem Hahn – laut diversen Mineralwasser-Tests enthält es außerdem teils mehr Mineralstoffe als Mineralwasser.
In Deutschland kann man fast überall Leitungswasser ohne Bedenken trinken – zudem ist es laut Umweltbundesamt das „umweltfreundlichste Getränk“ überhaupt. Und wer auf den Sprudel nicht verzichten mag, der fügt ihn einfach selbst hinzu. In Wassersprudler-Tests kannst du nachlesen, welche Modelle empfehlenswert sind.
Alle Details findest du in der Ausgabe 06/2021 von Öko-Test sowie online auf www.ökotest.de.
** mit ** markierte oder orange unterstrichene Links zu Bezugsquellen sind teilweise Partner-Links: Wenn ihr hier kauft, unterstützt ihr aktiv Utopia.de, denn wir erhalten dann einen kleinen Teil vom Verkaufserlös. Mehr Infos.War dieser Artikel interessant?