Der kanadische Bundesstaat Ontario erwägt ein zweijähriges Moratorium für die Erschließung neuer Quellen und verschärfte Regeln für Trinkwasserkonzerne. Für Nestlé und Co. könnte das bedeuten, dass sie in Zukunft weniger kanadisches Wasser in Flaschen abfüllen dürfen.
Ein Vorschlag der Regierung Ontarios sieht vor, zwei Jahre lang keine neuen Quellen für die Abfüllung von Grundwasser in Flaschen erschließen oder auch nur erforschen zu lassen. In dem Vorschlag spiegeln sich die Bedenken der Bevölkerung wieder: Eine Dürre diesen Sommer hatte Fragen an der Regulierung der Trinkwasserkonzerne aufgeworfen, welche in Ontario täglich Millionen Liter Grundwasser in Flaschen abfüllen.
Auch die Proteste einer Kleinstadt im September dürften eine Rolle gespielt haben: Nestlé kaufte hier eine Grundwasserquelle, welche die Gemeinde zur Sicherung ihrer Trinkwasserversorgung eigentlich selbst hatte kaufen wollen. Trinkwassertests an der Quelle stehen noch aus – sollte das Moratorium tatsächlich in Kraft treten, dürfte Nestlé die kommenden beiden Jahre keine Tests durchführen und somit kein Wasser abfüllen.
Klimawandel und Bevölkerungswachstum
„Angesichts eines sich wandelnden Klimas und insbesondere der Folgen von Dürre und Bevölkerungswachstum, möchten wir mit der Bevölkerung von Ontario zusammen arbeiten um sicherzustellen, dass wir diese lebenswichtigen Ressource richtig schützen“, sagte Glen Murray, Ontarios Umwelt- und Klimawandelminster, laut der Zeitung The Guardian.
Der Stopp für neue Abfüllpläne der Konzerne würde der Regierung Zeit geben, sich genauere Erkenntnisse darüber zu gewinnen, wie es um das Grundwasser bestellt ist: Die Regierung will den Zustand des Wassers detailliert erforschen und die Bedingungen und Folgen der Wasserentnahme kritisch prüfen.
Strengere Regeln für Wasserkonzerne
Auch die Voraussetzungen für die Grundwasserentnahme durch Konzerne wie Nestlé sollen verschärft werden. So sollen dem Vorschlag der Regierung zufolge die Lizenzen für die Förderung nur noch für maximal fünf anstatt wie bisher für zehn Jahre erteilt werden, die Konzerne sollen zu mehr Transparenz verpflichtet werden und neue Betriebsregulierungen einhalten.
Während Dürrezeiten würden die Konzerne gesetzlich gezwungen ihre Fördermengen zu reduzieren – aktuell darf Nestlé in Ontario täglich 4,7 Millionen Liter Wasser entnehmen. Zudem soll es weitere wissenschaftliche Studien geben.
Die Regierung will eigenen Angaben zufolge prüfen, inwiefern auch eine veränderte Preispolitik dem Schutz der Wasserressourcen dienen könnte. Derzeit zahlen die Wasserkonzerne 3,71 Kanadische Dollar (circa 2,50 Euro) pro Million Liter Wasser, die sie abfüllen.
Bürgerbeteiligung erwünscht
Noch bis zum 1. Dezember können alle Bürger Ontarios den Vorschlag des Ministeriums für Umwelt und Klimawandel (Ministry of the Environment and Climate Change, MOECC) kommentieren, bewerten oder hinterfragen, alle Kommentare werden laut Ministerium „als Teil des Entscheidungsfindungsprozesses berücksichtigt“.
Offenbar beginnt die Regierung Ontarios die Aktivitäten der Wasserkonzerne grundsätzlich kritisch zu sehen:
Vor dreißig Jahren hätten wir uns eine Branche, die Wasser nimmt und es in Plastikflaschen füllt, damit die Leute es herumtragen können, nicht vorstellen können“
sagte Ontarios Ministerpräsidentin Kathleen Wynne dem Guardian zufolge.
Und in der Begründung des vorgeschlagenen Moratoriums heißt es: „In den meisten Gemeinden in Ontario gibt es sauberes, sicheres und verlässliches Wasser aus kommunalen Trinkwassersystemen. Wiederverwendbare Behälter mit kommunalem Wasser zu befüllen ist eine praktische Alternative dazu, Wasser in Einweg-Plastik- oder Glasbehältern zu kaufen.“
Utopia meint: Auch wenn die Pläne in Ontario noch sehr vage sind, der Vorschlag für das Moratorium zeigt, dass hier die Bedenken der Bevölkerung ernst genommen werden. Die Pläne der Regierung senden ein wichtiges Signal an die Menschen und an die Wasserkonzerne: Das Grundrecht der Menschen auf sauberes Trinkwasser hat über den Profiten der Konzerne zu stehen.
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