In Köln ist Europas größter Verleih für E-Lastenräder gestartet. Die Initiatoren verstehen das Projekt als aktiven Beitrag zur Energiewende und wollen das System – wenn es erfolgreich ist – auf andere Städte übertragen.
Manchmal braucht es einen Knall von außerhalb. Für die Autobranche war es Tesla, für den Handymarkt Apple. Und für die Verleiher von (E-)Lastenräder könnte es Donk-EE sein. Der Vergleich mit den Multimilliarden-Konzernen aus den USA ist vielleicht etwas hoch gegriffen, die Parallelen sind aber da.
Elon Musk hatte ein Vermögen mit PayPal gemacht – und dann eben beschlossen, Elektroautos zu bauen. Apple war jahrelang eine Macht im Bereich Computer und Laptops. Und hinter Donk-EE steht die Green Moves Rheinland GmbH & Co KG, eine 100-prozentige Tochter des Ökostromanbieters Naturstrom AG. Ein Unternehmen also, dass zunächst nichts mit E-Lastenrädern zu tun hat (außer, dass beide irgendwas mit Strom zu tun haben).
Tim Loppe, Pressesprecher von Donk-EE, erklärt es so: „Wir wollen die Energiewende vorantreiben. Wir – also Naturstrom – sehen das nicht nur als Frage der Stromerzeugung, sondern als sektorübergreifende Aufgabe.“ Es seien neue Mobilitätskonzepte nötig, da die CO2-Emissionen im Verkehr inzwischen wieder steigen würden. „Es reicht nicht, Verbrenner durch Elektroautos zu ersetzen. Es müssen auch andere Konzepte gefördert werden.“
Und auch, wenn Donk-EE den Anspruch hat, Europas größter Verleih für E-Lastenräder zu sein, ist das Ganze anscheinend als Pilotprojekt angelegt.
So habe man sich zum Start mit Köln eine Stadt in der Nähe des Hauptsitzes von Naturstrom (Düsseldorf) gesucht und beginnt in Stadtteilen „mit einer Einwohnerdichte, vielen jungen Familien und Studenten, wenig PKW und einer nachhaltigen Klientel“ wie Ehrenfeld und Nippes, sagt Loppe.
„Die IT-Infrastruktur wurde für Donk-EE komplett neu entwickelt. Daher wäre es natürlich toll, das Modell irgendwann auch in anderen Städten anzubieten. Konkrete Pläne dafür gibt es aber nicht, wir wollen Donk-EE zunächst in Köln etablieren.“ Hinzu kommt, dass Donk-EE im Rahmen des Bundesprojekts „Klimaschutz durch Radverkehr“ für drei Jahre gefördert wird.
Wie modernes Carsharing mit E-Lastenrädern
Das System soll in der Anmeldung genauso funktionieren wie bei modernen Carsahring-Anbietern. Man registriert sich online und bestätigt dies vor Ort bei einem von fünf Partnern in Köln. Die Ausleihe selbst läuft über eine App und ist stationenbasiert. Das bedeutet, man kann sich die 50 E-Cargobikes bei einem von 35 Partnern 24 Stunden am Tag ausleihen.
„Wir haben uns gegen ein Freefloating-System entschieden, wie man es beispielsweise vom Carsharing kennt“, erklärt Loppe. Dies sei derzeit die sinnvollste Option, um eine ständige Ausleihbarkeit und ein gewisses Servicelevel sicherzustellen.
Daher funktioniere der Verleih auch außerhalb der Öffnungszeiten der Stationen, bei denen es sich meist um kleine Läden handelt und die beispielsweise auch dafür sorgen, dass die Akkus der elektrischen Lastenräder geladen sind.
Derzeit ist Donk-EE eher auf kurzfristige, akute Ausleihen ausgelegt, was sich entsprechend im Preismodell niederschlägt: Die erste Stunde kostet ein E-Lastenrad 3,50 Euro, danach 2,50 Euro. „Ob tageweise oder allgemein langfristige Ausleihmodelle dazukommen, wird sich zeigen. Wir haben das Preisgefüge zum Anfang bewusst simpel gehalten und werten dann die Nutzerrückmeldungen aus“, so Loppe.
Naturstrom hofft mit Donk-EE, ein nachhaltiges Mobilitätskonzept für den innerstädtischen Verkehr etablieren zu können. „In den heute schon dicht befahrenen Städten können E-Lastenräder natürlich ihre größte Stärke zeigen: flink wie ein Fahrrad, aber vom Stauraum her fast ein Kleinwagen.“
Auch andere Initiativen arbeiten daran, in den Städten Autos durch Lastenräder zu ersetzen – elektrisch oder nicht. Deutschlandweit gibt es über 40 Initiativen, die kostenlos Lastenräder zur Verfügung stellen, in Berlin ist vor Kurzem zudem ein Pilotprojekt gestartet, bei dem alle Arten von Unternehmen Cargobikes als Alternative zu Auto und Transporter ausprobieren können – für die erste Zeit des Tests ebenfalls kostenlos.
GASTBEITRAG aus enorm
Text: Vincent Halang
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