Von Mediatheken bis Netflix: Gerade in Corona-Zeiten streamen wir viel. Macht ja auch mehr Spaß als lineares Fernsehen. Die Frage, ob das alles klimafreundlich geht, ist nicht leicht zu beantworten. Für Musik-Streaming haben wir bereits eine Bestandsaufnahme versucht. Das Ergebnis: Verlässliche Zahlen gibt es kaum, wichtig ist es vor allem, mehr grünen Strom zu nutzen.
Im September hat nun das Umweltbundesamt im Zuge des Forschungsprojekts „Green Cloud-Computing“ gemeinsam mit dem Verein Öko-Institut und dem Fraunhofer Institut für Zuverlässigkeit und Mikrointegration interessante, offenbar auch belastbare Daten zur Energieeffizienz von digitalen Infrastrukturen vorgelegt.
So heißt es: „Mit den aktuellen Daten […] lässt sich der CO2-Fußabdruck von datenintensiven Anwendungen wie Video-Streaming, Videokonferenzen und Online-Datenspeicherung realitätsnäher als bisher ermitteln.“ Dafür sei unter anderem bei „einem großen Streaming-Rechenzentrum“ gemessen worden. Es handelt sich um einen ausführlichen Zwischenstand, die finalen Ergebnisse sollen voraussichtlich im Dezember kommen.
Videos streamen: zu Hause ist Glasfaser am nachhaltigsten
Laut der bisherigen Auswertung ist das Streaming zu Hause via Glasfaser am besten. Man könne dies „mit gutem Klimagewissen tun“, so der Präsident des Umweltbundesamtes Dirk Messner. Weil erwartet werde, dass die Datenmengen in den kommenden Jahren massiv steigen werden, sei der parallele Glasfaserausbau von entscheidender Bedeutung.
Wird etwa ein HD-Video über den Glasfaseranschluss daheim gestreamt, fallen pro Stunde zwei Gramm CO2 an. Für diese Rechnung wurden die Werte für Rechenzentrum und Datenübertragung addiert. Mit Mobilfunk via UMTS (3G) sind es hingegen 90 Gramm, also das Fünfundvierzigfache.
Wichtig: Die Übertragungsform ist ausschlaggebend, die Werte des Rechenzentrums spielen generell nur eine geringe Rolle. Allerdings wurde in der Analyse nicht die jeweilige Energiebilanz des Endgeräts berücksichtigt.
Dazu abschließend eine bemerkenswerte Zahl: Allein indem man auf den Standby-Modus beim Fernseher verzichtet, also etwa eine Master-Steckdose nutzt und den Strom wirklich per Schalter abstellt, lassen sich bis zu 112 Kilowattstunden im Jahr einsparen. Und eine Kilowattstunde verursachte 2019 im deutschen Strommix hochgerechnet etwa 401 Gramm Kohlendioxid.
Autor: Jan Scheper
** mit ** markierte oder orange unterstrichene Links zu Bezugsquellen sind teilweise Partner-Links: Wenn ihr hier kauft, unterstützt ihr aktiv Utopia.de, denn wir erhalten dann einen kleinen Teil vom Verkaufserlös. Mehr Infos.War dieser Artikel interessant?