Die Lebensmittel von „Grünkunft“ sehen nur aus, als wären sie in Plastik verpackt. Tatsächlich besteht die Folien-Verpackung von Reis, Nudeln und Nüsse hier aus Holz – und ist vielleicht die Lösung für unser Plastikproblem.
Der „Nachhälter“ ist ein Folienbeutel. Er besteht weder aus Plastik, noch aus herkömmlichen Biokunststoffen, sondern aus Holz. Christoph Kleber und seine Frau Edna verpacken darin die Lebensmittel ihrer Marke Grünkunft – und sind damit laut eigener Aussage bisher die einzigen.
„Wir haben über Monate hinweg auf der ganzen Welt recherchiert, ob es irgendwo irgendetwas Vergleichbares gibt und sind auf niemanden gestoßen, der den Werkstoff in dieser Form verwendet“, erklärt Kleber Utopia.
Biologisch abbaubarer Folienbeutel
Gewonnen wird die „Holz-Folie“ in einem Viskoseverfahren, das man aus der Textilindustrie kennt – und energieeffizienter ist, als die Herstellung von Plastik. „Unsere ‚Nachhälter’, wie wir sie nennen, sind aus Hackschnitzel oder Rindenmulch, also aus den Holzabfällen, die nicht mehr zu Schnittholz verarbeitet werden können“, sagt Kleber. Durch den Einsatz von Säure und Lauge entsteht die Folie, die aussieht und sich anfühlt wie Plastik. Die Verpackung ist biologisch abbaubar und kann im Kompost oder sogar im Altpapier entsorgt werden.
Zwar besteht ein Restrisiko, dass Kompostier- und Recyclinganlagen das Material nicht erkennen, es aussortieren und es dann der thermischen Verwertung zuführen. „Dann ist es aber natürlich so, dass unser Material zumindest klimaneutral verbrennt, weil es ja aus Bio-Rohstoffen besteht“, so Kleber.
Seine Holzfolie lässt Grünkunft in Europa produzieren. Mehr will Kleber nicht verraten, er versichert uns aber: Der Hersteller agiert nachhaltig und verwendet Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft. Das Unternehmen sei unter anderem PEFC- und FSC-zertifiziert. Die Idee zum „Nachhälter“ haben sich die beiden beim deutschen Patent-und Markenamt schützen lassen.
Holz-Folie ist nicht wie Plastik
Biokunststoffe aus Zellulose sind keine neue Entwicklung. Sie werden etwa in einer Info-Broschüre des Umweltbundesamts von 2009 genannt, hätten aber eine „untergeordnete Bedeutung“ im Bio-Kunststoffbereich.
Ein Grund dafür könnte sein, dass das Material nicht exakt die gleichen Eigenschaften wie Plastik aufweist. So kann man das es nicht durch eine Schweißnaht verschließen. Bei Grünkorn wird es deshalb mit der umgebauten Nähmaschine und einer speziellen Naht quasi zugenäht.
Das Material ist außerdem nicht wasserfest. „Das ist wie bei Papier, ein bisschen Nässe macht nichts aus. Für stark feuchte Lebensmittel kann man das Material aber nicht verwenden,“ sagt Kleber.
Ist das Material die Lösung für unser Plastikproblem?
Obst und Gemüse, Nudeln, Reis und Müsli – statt in Plastik könnte man Lebensmittel in der „Holz-Folie“ verpacken. Das Potenzial haben auch schon Supermärkte erkannt. „Wir sind in vielen Supermärkten hier in der Region mit unseren Produkten vertreten“, sagt Kleber. Täglich erhält das Paar neue Anfragen. Und auch der Online-Shop von Grünkunft läuft gut.
Kann die Holzfolie unser Plastikproblem also lösen? „Wenn man die Forstwirtschaft verantwortlich betreibt, dann ja“, sagt Kleber. „Letztendlich braucht man für jede Art von Verpackung einen Rohstoff. Da ist die Frage: Welcher Rohstoff wächst am schnellsten nach, ist am umweltverträglichsten und steht nicht in Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion.“
Laut Kleber gehe für die „Holz-Folie“ keine zusätzliche Anbaufläche verloren, da sie aus Abfällen der Holzverarbeitung besteht, die sowieso anfallen. Anders als es bei Biokunststoffen aus Maisstärke oder Bambus der Fall ist.
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„Aber natürlich, wenn das die Gesamtlösung für den Weltmarkt wäre, dann müsste natürlich auch Holz im großen Stil angebaut werden.“ Und das wäre dann schon wieder nicht mehr nachhaltig.
Grünkunft: Bio-Lebensmittel in nachhaltiger Verpackung
Bei Grünkunft kann man Bio-Lebensmittel kaufen, die in der nachhaltigen Plastikalternative verpackt sind. Der Laden hat im Februar in Wasserburg am Inn eröffnet. Hier gibt es Leinsamen, Linsen, Salz, Nudeln, Haferflocken, Reis und vieles mehr, Lebensmittel aus dem Trockensortiment. „Weil das der Bereich ist, wo wir mit unserer Verpackung tatsächlich einen Unterschied machen können“, erklärt Kleber. Aber nicht nur die Verpackung ist ökologisch, alle Lebensmittel sind Bio-zertifiziert und nach Möglichkeit auch aus der Region.
Der „Nachhälter“ aus Holz
Die Idee zur nachhaltigen Verpackung kam dem Paar vor etwas mehr als drei Jahren im Urlaub in Brasilien, dem Geburtsland von Edna Kleber. „Wir haben gesehen, wie jede Menge Plastikmüll vom Wind auf die Felder getragen wurde und haben dann den Entschluss gefasst: Wir wollen das Plastikproblem lösen.“ Wie, das war den beiden zu dem Zeitpunkt noch nicht klar.
Utopia.de meint: Am ökologischsten ist es immer noch, keine Verpackung zu verwenden oder mindestens weniger Verpackungen zu verwenden. Denn jede neue Verpackung wird aufwändig produziert, schluckt dabei wertvolle Ressourcen und Energie, um häufig nach nur einmaliger Benutzung im Müll zu landen. Doch dort, wo man Kunststoff schwer vermeiden kann, ist die Holz-Folie eine nachhaltige und umweltfreundliche Alternative zu Plastik.
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