Seit Juni verlangen viele große Einzelhandels-Konzerne von ihren Kunden eine Gebühr für Plastiktüten. Eine erste Bilanz zeigt: Der Verbrauch geht stark zurück – bei der Textilkette C&A um ganze 50 Prozent.
Anfang des Jahres 2016 schaffte Karstadt die kostenlose Plastiktüte ab, im April 2016 folgten große Modeketten wie H&M und C&A. Der Drogeriemarkt dm hat seine kostenlosen Tütchen schon im Frühling letzten Jahres aus dem Sortiment genommen. Saturn verkauft seine Plastiktüten sogar schon seit Anfang 2015 nur noch gegen Gebühr. Rewe ging 2016 noch einen Schritt weiter: hier wurden gar keine Kunststofftüten mehr verkauft. Der Konzern setzte von nun an ausschließlich auf alternative, umweltfreundlichere Tragetaschen und Einkaufskörbe aus Karton.
Geiz ist gut: Nur Wenige kaufen die Plastiktüten
Der deutsche Einzelhandel hat sich angesichts des Inkrafttretens einer EU-Richtlinie freiwillig (!) dazu verpflichtet, ab dem 1. Juli Kunststofftüten nicht mehr kostenlos auszugeben. Anfangs war noch von rund 260 Unternehmen die Rede, die mitmachen wollten – mittlerweile ist die Zahl auf 350 angestiegen. Einige Konzerne setzen seitdem auf Alternativen, wie zum Beispiel Stofftaschen, andere verlangen zwischen 10 und 25 Cent pro Tüte. Und man sieht: Der Geiz siegt einmal mehr in Deutschland. Diesmal zugunsten der Umwelt.
Denn schon ein paar Wochen nach Einführung zeigt sich: Der Absatz von Plastiktüten geht stark zurück, immer weniger Deutsche kaufen eine Plastiktüte für ihre Einkäufe. Genaue Zahlen gibt es dazu leider noch nicht, der Handelsverband Deutschland berichtet aber, dass einzelne Geschäfte einen „deutlichen Rückgang“ der Kunststofftüte verzeichnen können. Bei C&A, die genau wie H&M seit April ihre Plastiktüten nur noch gegen eine geringe Gebühr verkaufen, liegt dieser Rückgang bei 50 Prozent, bei Saturn sogar bei satten 90 Prozent!
85 Prozent weniger Plastiktüten in England
In England wurden laut dem englischen Umweltministerium sogar bis zu 85 Prozent weniger Kunststofftüten an die Verbraucher ausgegeben. Seitdem dem vergangenen Oktober gilt dort das Gesetz, dass jede Plastiktüte mindestens fünf Cent kosten muss – allerdings nur bei Handelsketten, die mehr als 250 Angestellte beschäftigen. Doch bereits dieser Anfang scheint erfolgreich: Denn während Supermarktketten in England 2014 noch etwa 7,6 Milliarden Tüten an die Kunden gaben, waren es in den sechs Monaten nach der Einführung des Gesetzes nur noch etwa 500 Millionen. Und das Beste: Viele Ketten spenden den Betrag für die Tüten an wohltätige Zwecke. Auf diese Weise kamen schon 29 Millionen Pfund zusammen.
Aufgrund dieses positiven Beispiels fordern Manche nun auch in Deutschland ein richtiges Gesetz statt einer freiwilligen Regelung. Dabei sieht es zumindest im Moment so aus, als funktioniere der freiwillige Verzicht auf die Tüten. Und: Bereits vor Einführung der Tütengebühr lag Deutschland mit 70 Tüten pro Kopf pro Jahr weit unter dem Durchschnitt der Europäischen Union: der liegt bei satten 200.
Was ist die beste Alternative zum Einkaufen?
Plastiktüten werden also immer weniger gekauft, die Hälfte der Deutschen verwendet sie laut Umfragen auch mehrmals wieder. Aber was ist eigentlich die beste Alternative für die Umwelt? Viele wissen nicht: Was die Ökobilanz betrifft, schneiden Papiertüten nicht besser ab als Plastiktüten. In der Herstellung sind diese nämlich sehr aufwendig, brauchen viel Wasser und Energie – dafür sind sie natürlich besser zu recyclen.
Zu empfehlen sind also vor allem wiederverwendbare Leinenbeutel oder andere Stoffbeutel. Bei diesen gilt natürlich: Umso hochwertiger, desto langlebiger und besser für die Umwelt. Am besten ist es immer noch, beim Shopping seine eigene Tasche zu verwenden, die man sowieso immer dabei hat.
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