12-mal „ungenügend“ für grüne Pestos: Öko-Test-Ergebnisse verderben den Appetit

Grünes Pesto Öko-Test
Foto: Mascha Brichta/dpa-tmn

Schnell ein Glas aufschrauben, mit Nudeln vermengen, fertig – Pasta mit Pesto ist für viele das unkomplizierte Lieblingsessen. Doch was steckt tatsächlich im grünen Klassiker? Öko-Test hat grünes Pesto genauer unter die Lupe genommen. Das Ergebnis: Die Mehrheit fällt wegen Mineralölrückständen und anderen Schadstoffen durch.

Grünes Pesto ist für viele fester Bestandteil eines schnellen Nudelgerichts. Doch wer zum Pestoglas greift, versieht seine Nudeln nicht selten mit zahlreichen Schadstoffen. Öko-Test hat 21 grüne Pestos untersucht – darunter elf mit Bio-Siegel – und im Labor auf Mineralölbestandteile, Pestizide und weitere Schadstoffe geprüft. Das Ergebnis: Von 21 Pestos fallen 12 mit der schlechtesten Bewertung „ungenügend“ durch. Wirklich überzeugend sind gerade einmal vier Produkte.

Grünes Pesto bei Öko-Test: Mineralöl als größtes Problem

Pesto besteht größtenteils aus Öl – und damit steigt das Risiko, dass Mineralölbestandteile ins Produkt gelangen. Das bestätigt auch die Öko-Test-Untersuchung: In 14 Produkten entdeckte das Labor MOSH-Verbindungen. Bei der Hälfte stufen die Tester:innen den Gehalt als „stark erhöht“ ein. MOSH-Verbindungen können sich im Körper anreichern. Welche Folgen sie langfristig für die Gesundheit haben können, ist bislang noch nicht abschließend geklärt.

In zwölf grünen Pestos fand Öko-Test zudem die besonders kritischen MOAH-Verbindungen. Unter diesen finden sich auch krebserregende Substanzen. Sechs Produkte überschritten dabei sogar die von der EU-Kommission vorgeschlagenen Richtwerte. Unter ihnen befindet sich etwa das Ja! Pesto alla Genovese, das auch aufgrund der enthaltenen Pestizide mit der Note „ungenügend“ abschneidet.

Pestizide und Weichmacher: Weitere Schadstoffe in grünem Pesto

Der zweite große Kritikpunkt: Alle grünen Pestos aus konventionellem Anbau enthalten Rückstände von bis zu fünf Pestiziden. In fast allen konventionellen Produkten war dabei das inzwischen verbotene Fungizid Dimethomorph und das Insektizid Chlorantraniliprol enthalten. Dimethomorph gilt als reproduktionstoxisch und ist in der EU eigentlich seit 2014 nicht mehr zugelassen. Doch auch im grünen Pesto der beliebten Marke Barilla wies das Labor die schädliche Substanz nach. Aufgrund der insgesamt vier nachgewiesenen Pestizide, sowie eines erhöhten Mineralölgehalts, landet auch Barilla mit der Bewertung „ungenügend“ am hinteren Ende der Rangliste.

Grünes Pesto fällt bei Öko-Test zudem aufgrund der nachgewiesenen Weichmacher negativ auf. Dabei handelt es sich um Stoffe, die Kunststoffe flexibel machen – etwa in Schläuchen oder Kanistern der Produktionskette – und die in Lebensmittel übergehen können. In zwei Produkten wurde das als fortpflanzungsgefährdend eingestufte DEHP nachgewiesen. In einem anderen entdeckte das Labor DiNP – ein Stoff, der in Tierversuchen chronisch toxisch wirkte.

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Grünes Pesto bei Öko-Test: Fragwürdige Rezeptur

Das Originalrezept für grünes Pesto beinhaltet gerade einmal sieben Zutaten: Olivenöl, Basilikum, Pinienkerne, Pecorino, Parmesan und Knoblauch. Öko-Test bemängelt bei einigen Grünen Pestos jedoch die verwendeten Inhaltsstoffe: Statt traditioneller Zutaten, wie sie im Originalrezept vorgesehen sind, setzen viele Hersteller:innen auf billigere Alternativen wie Sonnenblumenöl oder Molkenpulver. Über die Hälfte der getesteten Produkte enthält zudem Zucker oder Süßungsmittel – Zutaten, die eigentlich nicht notwendig sind, wenn man insgesamt auf hochwertige Inhaltsstoffe setzt.

Bio-Produkte: Die besseren Pestos?

Die Bio-zertifizierten grünen Pestos schnitten bei Öko-Test diesmal am besten ab. So handelt es sich bei allen vier Produkten mit der Bewertung „sehr gut“ und „gut“ um Bio-Produkte. Die beiden Testsieger sind das Bio-Zentrale Pesto Verde (2,79€ / 100g) und das Ener Bio Pesto alla Genovese (1,66€ / 100g). Beide Produkte sind frei von Pestiziden, enthalten nur unbedenkliche Spuren von Mineralölrückständen und sind auch sonst frei von Schadstoffen.

Auch wenn das Labor in keinem Bio-Produkt Pestizide entdeckte, gibt es auch unter den Bio-Pestos vier Produkte mit der schlechtesten Bewertung, darunter etwa das Rapunzel Pesto Ligure. In diesem grünen Pesto stellte Öko-Test einen insgesamt erhöhten Gehalt an Mineralölrückständen fest. Zudem sind auch hier die problematischen MOAH-Verbindungen enthalten.

Die Ergebnisse von Öko-Test zeigen: Bio-Pestos können also auch bedenkliche Inhaltsstoffe enthalten, die etwa durch industrielle Fertigung in die Produkte gelangen. Das ist natürlich kein Problem der Biobranche, sondern ein generelles – weshalb es sich immer lohnt, Testberichte zu verfolgen. Utopia.de rät im Zweifel trotzdem zu Bioprodukten, weil diese unter anderem synthetische Pestizide ausschließen und der Kauf eine ökologischere Landwirtschaft und strenger geregelte Tierhaltung unterstützt.

Alle Details und Testergebnisse kannst du in der Öko-Test-Ausgabe 10/25 oder online auf ökotest.de nachlesen.

Grünes Pesto bei Öko-Test: 2020 schon ähnliche Probleme

Im Jahr 2020 untersuchte Öko-Test schon einmal grünes Pesto. Damals konnte kein einziges der insgesamt 20 Produkte mit „sehr gut“ oder „gut“ überzeugen. Die Probleme waren auch hier schon Mineralölrückstände und Pestizide. 2020 wies das Labor tatsächlich in jedem Produkt einen erhöhten Gehalt an Mineralölrückständen nach. In diesem Bereich fallen die Ergebnisse im neuen Test also immerhin etwas besser aus.

Konventionelle Produkte fielen zudem auch damals schon aufgrund der enthaltenen Pestizide negativ auf. Trauriger Spitzenreiter war das Pesto alla Genovese von Barilla. Hier wies das Labor Rückstände von zehn verschiedenen Pestiziden nach. Zudem kritisierte Öko-Test auch 2020 schon Weichmacher in fünf der untersuchten Pestos.

Auch wenn es also im Vergleich zu 2020 leichte Verbesserungen gibt, sind die grundlegenden Probleme bei grünem Pesto die gleichen geblieben. Neben dem Griff zu Bio-Produkten empfiehlt es sich deshalb, grünes Basilikum-Pesto selbst aus Bio-Zutaten herzustellen. Dann weißt du selbst genau, was drin ist und kannst das Pesto nach eigenen Vorlieben geschmacklich anpassen.

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