Du sitzt auf der Couch, scrollst durch Online-Shops und kaufst Dinge, die du gar nicht brauchst. Kennst du das auch? Die Utopia.de-Redaktion verrät dir 36 Tricks, wie du der Konsumfalle entkommst – ohne Verzicht, aber mit mehr Geld im Portemonnaie.
Konsum zu widerstehen fällt schwer. Wir shoppen aus Gewohnheit – um Kaputtes zu ersetzen, die Stimmung zu heben oder als Hobby. Doch das kostet viel Geld, macht nicht glücklich und belastet unsere Umwelt. Wie denkst du um? Utopia-Redakteur:innen zeigen, wie sie unnötige Käufe vermeiden – und was sie stattdessen tun.
Du hast Shoppinglaune, brauchst aber nichts?
- Das Wichtigste: Bevor du auf den Warenkorb klickst, das Handy kurz weglegen und dir einen Kaffee machen oder die Blumen gießen. Hauptsache über etwas anderes nachdenken – oft reicht das schon, um zu realisieren, dass der Kauf gar nicht so sinnvoll ist.
- Noch besser: Setz dir ein Zeitlimit. Du darfst die Teile frühestens am nächsten Morgen kaufen. Oft gefallen einem die Klamotten bis dahin schon nicht mehr so gut.
- Stell dir die folgende drei Fragen: 1. Wie oft werde ich diese Kleidung tragen? 2. Wie lange wird diese Kleidung halten? 3. Wie viel Kleidung habe ich eigentlich schon? Meist merkt man, dass das man das neue Kleidungsstück nicht wirklich braucht.
- Für Extreme-Shopper: Mit Absicht „durchdrehen“ und alles, was du gut findest, in den Warenkorb legen. Dann auf die Summe schauen – und den Tab ganz schnell schließen.
- Neue Regel: Du darfst dir erst etwas kaufen, wenn du die kaputte Hose, die schon seit Wochen herumliegt, endlich geflickt hast. Dann anziehen und stolz sein. Das fühlt sich genauso gut an wie ein neues Kleidungsstück. Und brauchst du dann wirklich noch eine neue Hose?
- Neue Kleidung macht Spaß – aber sie muss nicht komplett neu sein. Frag einfach Freund:innen mit ähnlicher Kleidergröße, ob sie Klamotten tauschen wollen.
- Oder besuche eine Kleidertauschparty. Fühlt sich an wie Shoppen, kostet aber keinen Cent – und keine neuen Ressourcen.
Eigentlich wolltest du ja sparen?
- Bevor du beim Onlineshopping auf „Kaufen“ klickst: Wirf erstmal einen genauen Blick auf das eigene Konto. Wie viel gibst du eigentlich pro Monat für Mode, Bücher, Restaurants etc. aus? Kosten berechnen wirkt oft wunderbar gegen Kauflaune.
- Anschließend am besten das Einkommen budgetieren, um unangenehmen Überraschungen vorzubeugen. Also einplanen: Wie viel will ich sparen? Wie viel gebe ich für notwendige Dinge aus, wie viel für Abos etc.? Und wie viel will ich für Spontankäufe übriglassen?
- Wer das eigene Konto nicht genauer studieren will, kann folgendes probieren: Überlege, welche drei wichtigen größeren Anschaffungen du in nächster Zeit sowieso tätigen musst. Rechne dann zusammen, was das kostet. Überlege, ob du das Geld nicht lieber dafür ausgibst.
- Keine Ausgaben geplant? Dann google Unterkünfte für den nächsten Urlaub – und spare das Geld lieber dafür.
- Auch hilfreich: Schau dich in deiner Wohnung um und frag dich, ob es für die Neuanschaffung überhaupt noch einen Platz gibt.
Einfach einen schlechten Tag gehabt und Shopping soll helfen?
- Shopping vermittelt uns ein kurzfristiges Glücksgefühl – aber danach geht es uns meist wieder genauso schlecht. Besser, du gehst das Problem direkt an. Ruf Freund:innen an, mit denen du darüber reden kannst. Verabredet euch auf ein Eis oder einen Kaffee – das hebt die Laune genau so. (Kann man auch auf dem eigenen Balkon genießen, dann spart man die Kosten für Getränk, Snack oder/und Transport.)
- Auch schön: Mit einem Getränk an einen schönen Ort setzen (zum Beispiel im Lieblingspark). Oder mit einer Podcastfolge im Ohr einen Spaziergang machen.
- Vitamin D tanken. Ab in die Natur – je länger, desto besser.
- Das Lieblingsbuch aus dem Regal holen und nochmal lesen.
- Endlich die Fotogalerie auf dem Handy aufräumen und in schönen Erinnerungen schwelgen.
Dir ist langweilig?
- Such lieber nach einem anspruchsvollen Kochrezept und koche es später nach. Eventuell musst du dafür trotzdem einkaufen gehen – aber so kaufst du etwas Sinnvolles.
- Für Eltern: Spiele etwas mit den Kindern oder geh auf den Spielplatz.
- Für Sportliche: Handy in eine Schublade legen und eine Runde joggen gehen. Oder Yoga machen, oder ins Fitnessstudio. Hauptsache auspowern – das gibt dir ebenfalls einen Schub Glückshormone und hilft gegen Stress.
- Für Neugierige: Tourist:in in der eigenen Stadt spielen. Einfach drauflos schlendern und neue Viertel erkunden. Oder googeln, welche Sehenswürdigkeiten es in der Nähe gibt und selbst mal vorbeischauen.
- Passend dazu: Geocaching ausprobieren – eine Art Schnitzeljagd quer durch die Stadt.
- Der lokalen Bücherei einen Besuch abstatten: Vielleicht gibt es das gesuchte Buch auch dort? Und falls man gar kein Buch kaufen wollte: Trotzdem stöbern und lieber dort einige Dinge ausleihen.
- Keine Lust, das Haus zu verlassen? Viele Büchereien haben auch Online-Medien, die man digital ausleihen kann. (Und teils sogar digitale Zugänge zu Magazinen, Tageszeitungen oder Streamingportalen.)
- Wann warst du eigentlich das letzte Mal kreativ? Statt zu shoppen, kannst du deine künstlerische Seite ausleben – dafür brauchst du auch kein teures Material. Schnapp dir Bleistift, einen Block, Spitzer und Radiergummi und skizziere deine Lieblingstasse, dein Wohnhaus, die Katze in der Nachbarwohnung. Oder probiere Origami aus altem Zeitungspapier. Oder geh nachts mit deiner Kamera oder deinem Handy raus und fotografiere Stadtlichter. Die Möglichkeiten sind endlos.
- Upcycle – das macht Spaß und hilft der Umwelt. Zum Beispiel kannst du aus Wachsresten neue Kerzen gießen, statt neue zu kaufen. Aus alten Handtüchern werden Kosmetikpads, aus Zeitungspapier und getrockneten Blüten kannst du wunderschöne Papier-Karten schöpfen.
Gelangweilt, weil unterfordert?
- Lern eine Fremdsprache oder Coden. (Kann ja nicht schaden, oder?) Dafür gibt es zahlreiche Gratis-Apps und -Kurse, z.B. bei Duolingo oder Codecademy.
- Oder mach Sprachtandems und lerne dabei neue Leute kennen. Die Vermittlung übernehmen zahlreiche Online-Plattformen.
- Auch spannend: einen Gratis-Kurs an einer Uni belegen – zum Beispiel über die Virtuelle Akademie Nachhaltigkeit an der Universität Bremen.
- Besonders dankbar: Eine einfache Reparatur vornehmen, die schon länger ansteht. (Kann jede:r, YouTube sei Dank!)
- Beim Shoppen bekommt man Kram, sich selbst zu engagieren gibt dir viel mehr zurück. Und du kannst viel dabei lernen – zum Beispiel über die Natur (Umweltschutzverein), das eigene Viertel (Nachbarschaftshilfe), und die Lebensumstände anderer Menschen (Tafel, Telefonseelsorge). Plattformen wie die des BMI oder der Aktion Mensch vermitteln dich an einen Zweck, der dir wichtig ist.
- Wenn du dich nicht langfristig verpflichten willst, kannst du auch Mini-Engagements ausprobieren. Oder digital deine Hilfe anbieten. Oder einfach mit einer Tüte und Handschuhen vor die Haustür gehen und ein bisschen Müll wegräumen. (Macht vor allem in der Gruppe Spaß!)
Eigentlich bräuchtest du die Bohrmaschine/ das Küchengerät/… ja wirklich?
- Dann schau mal auf Nebenan.de, ob man sich XY auch ausleihen kann. Oder frag die Nachbar:innen direkt und halte dabei einen Ratsch.
- Vielleicht gibt es auch in Familie oder Freundeskreis jemanden, bei dem du anfragen könntest?
- Oder du nutzt andere Sharing-Angebote, z.B. Bibliotheken der Dinge, die gibt’s in vielen deutschen Städten und Gemeinden.
Im Nachhinein:
- Schwach geworden? Dann beobachte die eigenen Emotionen: Wie lange hält das Glücksgefühl an? Hat sich der Kauf wirklich gelohnt?
- Stark geblieben? Dann unbedingt mit einer Kleinigkeit selbst belohnen. Das muss nichts Materielles sein, eine Yoga-Übung oder eine Massage tun’s auch.
Bonus-Tipp: Mach dir bewusst, wieso Konsum um des Konsums willens schlecht ist
Der Kapitalismus ist darauf ausgerichtet, dass wir viel konsumieren – denn so steigt der Absatz und das stärkt vereinfacht gesagt die Wirtschaft. Doch unbegrenztes Wirtschaftswachstum (und damit unbegrenzter Konsum) ist in einer Welt begrenzter Ressourcen nicht möglich. Wir verbrauchen schon heute viel mehr Ressourcen, als die Erde regenerieren kann (darauf weist zum Beispiel der Earth Overshoot Day hin). Die Konsequenz: zerstörte Ökosysteme, Biodiversitätsverlust, Müll und Emissionen, die mit unserem verschwenderischen Verbrauch einhergehen.
Paradoxerweise macht weniger Konsum glücklicher, so Ingo Balderjahn von der Universität Potsdam – Menschen, die bewusst auf verschwenderischen Konsum verzichten, stärken ihm zufolge ihre Selbstbestimmung und Unabhängigkeit und sind zufriedener mit ihrem Leben.