Die Abfallhierarchie zielt darauf ab, dass Müll gar nicht erst entsteht. Wie das funktionieren soll und welche Rolle du dabei hast, liest du hier.
Wie können wir nachhaltiger mit Müll umgehen und ihn im besten Fall sogar vermeiden? Die Abfallhierarchie ist ein mehrstufiges Modell, das als Leitfaden für einen ressourcen- und umweltschonenderen Umgang mit Abfall dienen soll. Daran lässt sich ablesen, welche Maßnahmen im Umgang mit Müll Priorität haben sollte.
Oberste Priorität hat, dass wenig Müll entsteht und dieser nicht die Umwelt belastet. Daher steht „Abfall vermeiden“ auch an erster Stelle. Insgesamt gibt die Abfallhierarchie fünf Stufen vor:
- Vermeidung
- Vorbereitung zur Wiederverwendung
- Recycling
- sonstige Verwertung, insbesondere energetische Verwertung und Verfüllung
- Beseitigung
Bei den ersten drei Stufen kannst du aktiv unterstützen. In den weiteren Stufen ist auch ein Umdenken in der Industrie notwendig, damit Recycling und Wiederaufbereitung von Rohstoffen aus gebrauchten Gütern noch besser klappen kann.
1. Stufe der Abfallhierarchie: Abfall vermeiden als oberste Priorität
(Foto: CC0/pixabay/Medienservice)
Abfall, der gar nicht erst entsteht, ist der einfachste Weg, die Umwelt zu schützen. Abfallvermeidung ist daher die oberste Priorität in der Abfallhierarchie. Diese wird oft als auf dem Kopf stehende Pyramide dargestellt, d. h. mit der Spitze nach unten. Die Abfallvermeidung ist dabei die breite Basis der Pyramide, welche an erster Stelle steht.
Mit diesen Tipps gelingt es dir, weniger Müll zu produzieren:
Lebensmittel:
- Plane deine Einkäufe: Überlege dir, was in den nächsten Tagen auf deinem Speiseplan stehen soll und kaufe dafür ein. Dabei helfen ein Einkaufszettel und Meal-Prepping, also Vorkochen. So vermeidest du, dass Lebensmittel verderben. Bleibt trotz guter Planung etwas übrig, gibt es zum Glück leckere Rezepte für Resteessen.
- Stoffbeutel und Gemüsenetze: Nimm dir ausreichend Beutel für deine Einkäufe mit. So brauchst du nicht auf Plastiktüten im Supermarkt zurückgreifen.
- Getränke: Leitungswasser kannst du in Deutschland bedenkenlos trinken und eine erfrischende Limonade oder Eistee kannst du leicht selbst herstellen. Du sparst dir Getränkeflaschen und kannst die Zutaten selbst bestimmen.
- Unverpackt: Obst oder Gemüse kannst du zum Beispiel verpackungsfrei auf dem Wochenmarkt oder direkt im Hofladen kaufen. Regionale und saisonale Gemüse- und Obstsorten haben kurze Transportwege und verbrauchen so weniger Energie. Der positive Effekt: nicht nur weniger Müll, sondern auch weniger Treibhausgase. In einem Unverpackt-Laden kannst du auch andere Lebensmittel Zero Waste einkaufen, also ohne Verpackungsmüll.
https://utopia.de/ratgeber/lebensmittel-reste-verwerten/
Müll vermeiden heißt auch, sich selbst zu hinterfragen: Brauche ich das jetzt tatsächlich? Vielleicht kannst du ja die eine oder andere (Konsum-)Gewohnheit ändern.
- Gebrauchte Waren: Bestimmt gibt es Secondhand-Läden in deiner Nähe. Auch gebrauchte Handys, refurbished Notebooks, gebrauchte Fahrräder oder gebrauchte Bücher erhältst du in Geschäften oder online. Flohmärkte laden zum Bummeln ein und vielleicht kannst du das eine oder andere alte Stück erwerben. Damit schenkst du den Dingen ein längeres Leben und vermeidest Müll.
- Leihen oder tauschen: Dinge, die du nicht alltäglich brauchst, wie Werkzeuge oder Gartengeräte, kannst du dir leihen. Innerhalb deiner Nachbarschaft könnt ihr tauschen, teilen oder leihen.
- Reparieren, anstatt wegwerfen: Die App iFIX it hilft dir bei kleineren Reparaturen. Vielleicht gibt es bei dir ja auch ein Repair Cafe. Dort kannst du zum Beispiel Fahrräder oder kleine Elektrogeräte reparieren lassen. Eine Alternative ist Upcycling. Du verwendest alte Gegenstände einfach mal anders. Zum Beispiel kannst du in alten Marmeladengläser plastikfrei Lebensmittel aufbewahren oder transportieren.
2. Stufe der Abfallhierarchie: Recycling vorbereiten
(Foto: CC0/pixabay/Jasmin_Sessler)
Es ist wichtig, Müll richtig zu sortieren, damit Verwertungsbetriebe die Rohstoffe einfacher recyceln können. Das ist der zweite Punkt in der Abfallhierarchie, zu dem du beitragen kannst. Du erleichterst den Verwertungsbetrieben die Arbeit und sorgst mit dafür, dass aus dem Abfall im Sinne einer Kreislaufwirtschaft wieder etwas Neues entstehen kann.
Der NABU erklärt, wie du den Müll richtig trennst:
- In die Gelbe Tonne für Verpackungsmüll gehören: Kunststoff, Alu, Weißblech und beschichtete Kartons wie für Getränke oder Tiefkühlwaren. Hast du die Möglichkeit, trenne schon Verpackungen, die aus unterschiedlichen Materialien bestehen, zum Beispiel Brottüten mit Sichtfenster oder Joghurtbecher vom Deckel.
- Werfe Elektroschrott niemals in den Hausmüll. In Wertstoffhöfen kannst du die Geräte kostenlos abgeben. Manche Elektromärkte nehmen kleine Geräte (meist bis 25 Zentimetern Länge) zurück.
- Alte Batterien und LED-Leuchten gibst du in den Sammelstellen in den Geschäften ab. Sie gehören zum Sondermüll.
3. Stufe der Abfallhierarchie: durch Recycling Rohstoffe erhalten
(Foto: CC0/pixabay/andreahuyoff)
Recycling ist die nächsten Stufen der Abfallhierarchie. Diese Aufgaben übernehmen spezialisierte Betriebe und die Kommunen. Sie stellen zum Beispiel Altglascontainer auf, sammeln Altkleidung oder betreiben Wertstoffhöfe.
Der BUND Umweltschutz berichtet, dass Recycling von Papier, Glas und Metall schon ganz gut funktioniert. Die Recyclingquoten für diese Rohstoffe liegen größtenteils um die 80 Prozent. Sie könnten aber noch besser sein.
Bei Plastikabfällen und Elektroschrott gibt es noch Nachholbedarf:
- Kunststoffabfälle: Laut dem NABU betrug die Menge an Kunststoffabfall im Jahr 2017 etwa 3,2 Millionen Tonnen. Seit 1995 ist das ein Anstieg von 103 Prozent. Ein zweites Problem: Nur knapp die Hälfte davon wird recycelt. Die andere Hälfte des Kunststoffmülls wird über die Müllverbrennungsanlagen entsorgt.
- Elektrogeräte: Sie bestehen teilweise aus wertvollen Rohstoffen, die wiederverwertbar sind. Der NABU zählt auf, dass darunter Kupfer, Eisen oder Glas und Keramik sind. Allerdings sind häufig auch problematische Materialien verbaut. Das sind giftige Stoffe wie Cadmium, Blei oder Quecksilber. Diese Stoffe müssen richtig entsorgt werden, damit sie keine Umweltschäden anrichten.
4. Stufe der Abfallhierarchie: Verwertung
(Foto: CC0 / Pixabay / Lehoo88)
Lassen sich die Materialien gar nicht mehr recyceln, dann steht in der Abfallhierarchie die Verwertung. Damit ist hauptsächlich die Müllverbrennung gemeint.
Die Verbrennungsanlagen erzeugen aus dem Müll Wärmeenergie. Diese dient unter anderem als Fernwärme, um nahegelegene Wohnungen zu heizen, oder lässt sich in Strom umwandeln.
Müllverbrennung ist jedoch insofern problematisch, als sie Treibhausgase freisetzt. Außerdem sind die Rohstoffe für immer verloren. Das Feuer in den Verbrennungsöfen setzt den gebundenen Kohlenstoff frei. Dieser verbindet sich dabei mit Sauerstoff zu den klimaschädlichen CO2-Emissionen. Vor allem Plastikabfälle oder organischer Müll sind eine Quelle für die klimaschädlichen Emissionen.
5. Stufe der Abfallhierarchie: Beseitigen
(Foto: CC0 / Pixabay / khoinguyenfoto)
An letzter Stelle in der Reihenfolge der Abfallhierarchie, beziehungsweise an der nach unten zeigende Spitze der Müllpyramide, steht die Beseitigung des Mülls. Erst wenn alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft sind, kommt die Reste auf eine Deponie.
Mülldeponien waren einmal die übliche Form der Müllverwahrung. Spätestens seit dem Deponieverbot 2005 für Haus- und Siedlungsmüll nimmt ihre Anzahl jedoch deutlich ab. Europaweit sollen bis 2023 nur noch zehn Prozent des jährlich anfallenden Müll auf Deponien kommen. Laut der staatlichen Organisation Energy4Climate gibt es für Deutschland noch einiges zu tun, um das gesteckte Ziel zu erreichen. Im Jahr 2018 lag die Deponierate für Deutschland noch etwas über 18 Prozent.
Die Abfallhierarchie im Gesetzestext
Diese Abfallhierarchie findest du im Kreislaufwirtschaftsgesetzes (KrWG), Paragraph 6. Sie ist der Kern des Gesetzes, das eine Richtlinie der Europäischen Union umsetzt. Das Umweltministerium erläutert, dass eine Kreislaufwirtschaft die Probleme durch wachsende Müllbergen nachhaltig lösen soll. Wie in einem Kreislauf entstehen aus den Abfällen wieder Rohstoffe für neue Produkte. Die Menge an tatsächlich unbrauchbarem Müll schrumpft somit auf ein Minimum zusammen.
Das Gesetz ruft im Grunde alle auf, Müll zu vermeiden. Es wendet sich jedoch in erster Linie an Unternehmen und Kommunen.
Hier nimmt das Kreislaufwirtschaftsgesetz auch die Unternehmen, die die Waren herstellen, in die Pflicht. Es sieht unter anderem vor, dass Produkte schon so gebaut sind, dass ein Recycling später keine Probleme mehr bereitet.
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