AFA-Algen sind blaugrüne Süßwasseralgen, die als Pulver und Tablette beim Abnehmen und gegen zahlreiche Krankheiten helfen sollen – von ADHS und Alzheimer bis hin zu Depressionen und Krebs. Doch Experten warnen vor AFA-Algen.
Glaubt man den Berichten im Internet über AFA-Algen, so dürfte die Rettung der Menschheit kurz bevorstehen: AFA-Algen sollen gegen das Altern helfen, bei Allergien, Depressionen, Alzheimer und Hyperaktivität sowie bei Haarausfall, Hautproblemen und sogar Krebs. Übergewichtige Kinder bekommen Lust auf Sport, eine Grippe geht schnell vorbei und die vielen sensationellen Nährstoffe reichen, um die gesamte Weltbevölkerung dauerhaft zu ernähren. Es gibt nur einen einzigen Haken: Diese Aussagen sind nicht wissenschaftlich belegt – Experten bezweifeln sogar, dass AFA-Algen überhaupt irgendeinen positiven Effekt haben.
AFA-Algen: Vermeintliches Wunderheilmittel mit Gefahrenpotenzial
AFA-Algen (Aphanizomenon-Flos-Aquae-Alge) sind seit einigen Jahren in Nordamerika als Nahrungsergänzungsmittel beliebt und inzwischen auch in Deutschland über verschiedene Onlineshops erhältlich. Es handelt sich bei den AFA-Algen um Cyanobakterien, die dem Verein für unabhängige Gesundheitsberatung (UGB) zufolge vor allem aus Eiweiß bestehen:
- ca. 70 Prozent Eiweiß
- ca. 12-20 Prozent Kohlenhydrate
- ca. 26 Prozent Fett
- der Rest sind Vitamine, sekundäre Pflanzenstoffe und Mineralstoffe
Pro Tag solltest du laut UGB nicht mehr als 1,5 Gramm AFA-Algen essen, und so nimmst du die enthaltenen Mineralstoffe, Vitamine und sekundäre Pflanzenstoffe nur in geringsten Mengen auf. Der UGB rechnet vor: „So enthält eine Scheibe Käse etwa zwanzigmal so viel Calcium wie eine Tagesdosis Algen. Und eine Scheibe Vollkornbrot liefert fast das Hundertfache an Zink„.
Besonders hochgelobt werden die AFA-Algen für ihren Gehalt an Vitamin B12. So seien die Algen für Veganer unverzichtbar, denen das Vitamin B12 aus tierischen Produkten fehlt. Doch die Verbraucherzentrale weist darauf hin, dass es sich „weitestgehend um eine für den Menschen nicht nutzbare Vitamin B12-Form (Pseudovitamin)“ handelt.
AFA-Algen sind kein Heilmittel
Das deutsche Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz warnt vor dem Einsatz von AFA-Algen bei Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Syndrom (ADHS): „Es gibt keinerlei wissenschaftliche Belege für eine therapeutische Wirksamkeit“.
Nahrungsergänzungsmittel dienen außerdem nicht dazu, Krankheiten zu heilen oder Krankheitssymptome zu lindern. Hierfür gibt es Arzneimittel, die für eine Zulassung geprüft werden und einen Wirkungsnachweis erbringen müssen. In Deutschland gibt es aber kein einziges Arzneimittel, das AFA-Algen bzw. Cyanobakterien enthält. Es befindet sich auch keines im Zulassungsverfahren, so die Verbraucherzentrale. Einer der Gründe: Es gibt keine einzige wissenschaftliche Studie, die einen gesundheitlichen Nutzen bescheinigt.
Mit gesundheitsbezogenen Aussagen dürfen Verkäufer nur in wenigen Fällen werben. Wann genau, beschließt die EU für einzelne Nahrungsergänzungsmittel und Lebensmittel und legt auch genau fest, welche konkrete Aussagen zulässig sind. So soll verhindert werden, dass Hersteller und Verkäufer die Verbraucher mit fragwürdigen Gesundheitsversprechen täuschen. Für AFA-Algen sind laut Verbraucherzentrale keine gesundheitsbezogenen Aussagen erlaubt. Falls Hersteller dennoch Gesundheitsversprechen machen, handelt es sich um einen „Verstoß gegen das Verbot der irreführenden Werbung„, schreibt das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR).
Gift in AFA-Algen: Gefährliche Microcystine entdeckt
AFA-Algen fehlt nicht bloß ein nachgewiesener, positiver Nutzen – sie enthalten oft auch Giftstoffe. „Einige Stämme der Cyanobakterien produzieren giftige Microcystine, die zu Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Apathie und bei hoher Aufnahme zu Nerven- und Leberschäden führen können“, so der UGB. Die Weltgesundheitsorganisation stuft die Giftstoffe als potenziell krebserregend ein, berichtet Stiftung Warentest. Deutsche Hersteller geben zwar an, dass ihre Algen gefiltert werden. Doch es gibt keine Nachweise, dass Filtern Microcystine vollständig entfernen kann.
In diesen Fällen sind AFA-Algen besonders kritisch:
- Grenzwerte werden zum Teil überschritten und die Verbraucherzentrale warnt vor allem Kinder sowie Schwangere und stillende Mütter vor dem Konsum von AFA-Algen.
- Wer an einer Autoimmunerkrankung leidet, sollte ebenfalls keine AFA-Algen zu sich nehmen.
- Falls du Medikamente einnimmst, können diese auf unerwünschte Weise mit den Inhaltsstoffen der AFA-Algen wechselwirken. Auf keinen Fall solltest du eine Therapie zugunsten der Heilversprechen von AFA-Algen abbrechen.
Würde ein Hersteller seine AFA-Algen als Arzneimittel zulassen wollen, müsste er neben der Wirksamkeit auch die Unbedenklichkeit wissenschaftlich belegen. In den USA ist es schon seit vielen Jahren verboten, Blaualgenprodukte mit therapeutischen Behauptungen zu bewerben und zu verkaufen, so das BfR.
Weiterlesen bei Utopia:
- Pflanzliche Nahrungsergänzungsmittel müssen Gesundheitsbehauptungen nicht belegen
- Nahrungsergänzungsmittel für Veganer: Finger weg davon
- Chlorella, die Wunderalge mit hoher Detox-Wirkung?
Bitte lies unseren Hinweis zu Gesundheitsthemen.
** mit ** markierte oder orange unterstrichene Links zu Bezugsquellen sind teilweise Partner-Links: Wenn ihr hier kauft, unterstützt ihr aktiv Utopia.de, denn wir erhalten dann einen kleinen Teil vom Verkaufserlös. Mehr Infos.War dieser Artikel interessant?