Akupunkturpunkte sind über den ganzen Körper verteilt. Schon im alten China wurden sie eingesetzt, um Beschwerden zu lindern. Wir zeigen dir, wo sie liegen und wie man sie stimuliert.
Akupunktur: Ein kurzer Überblick
Bereits im zweiten Jahrhundert v. Chr. wurde Akupunktur in der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) eingesetzt. Die Idee dahinter: Nadelstiche an bestimmten Körperstellen sollen die Lebensenergie „Qi“ stimulieren und Blockaden im Energiefluss lösen. Qi strömt entlang bestimmter Leitbahnen, den Meridianen, in unserem Körper und reguliert wichtige Körperfunktionen. Ist dieser Fluss gestört, treten Krankheiten und Beschwerden auf.
Eine Akupunktursitzung dauert etwa 20-30 Minuten – so lange verbleiben die Nadeln im Körper. Da die Nadeln sehr dünn sind und nur wenige Millimeter tief eingestochen werden, wird die Behandlung von vielen als wohltuend empfunden. Pro Sitzung werden meist nicht mehr als 16 Akupunkturpunkte stimuliert. Die Behandlung erstreckt sich über mehrere Wochen und wird von entsprechend ausgebildeten Ärzten oder Heilpraktikern durchgeführt.
Die wichtigsten Akupunkturpunkte: Hier liegen sie
In der traditionellen chinesischen Medizin werden 365 Akupunkturpunkte gezählt. Zusätzlich wurden aber viele weitere Stellen als solche definiert. Akupunkturpunkte sind in unregelmäßigen Abständen auf den Meridianen angeordnet. Selten liegen sie auch neben den Leitlinien – dann werden sie als Extrapunkte bezeichnet. Je nachdem, welche Punkte stimuliert werden, hat Akupunktur eine andere Wirkung auf Körperfunktionen und innere Organe und kann so verschiedene Beschwerden lindern. Daher besitzt jeder Akupunkturpunkt im Chinesischen einen spezifischen Namen, der Aufschluss über dessen Wirkung gibt. Nach Angaben der Deutschen Ärztegesellschaft für Akupunktur e. V. kann Akupunktur unter anderem schmerzlindernd und psychisch ausgleichend wirken und bei Übelkeit, Erbrechen oder Schwellungen helfen.
Um die Akupunkturpunkte bestimmen zu können, muss man zunächst wissen, wo die Meridiane verlaufen. Diese sind unterschiedlich lang – die längste Bahn ist die Blasenleitbahn mit 67 Punkten. Neben den zwölf Hauptmeridianen, auf denen die meisten Punkte liegen, gibt es eine Reihe weiterer Leitlinien. Die Hauptleitlinien werden in Yin- und Yang-Meridiane unterteilt und sind jeweils nach den Organen benannt, mit denen sie in Verbindung stehen. Die Hauptmeridiane durchziehen unseren Körper vom Kopf bis in die Extremitäten. Yin-Meridiane verlaufen an der Innen- und Vorderseite des Körpers, während Yang-Meridiane an der Außen- und Hinterseite angesiedelt sind. Da nach der TCM die Akupunkturpunkte über die Meridiane miteinander vernetzt sind, muss der Akupunkteur nicht unbedingt in der schmerzenden Region ansetzen, um eine Blockade zu lösen.
Akupunkturpunkte werden in verschiedene Gruppen eingeteilt. Neben den klassischen Akupunkturpunkten gibt es außerdem:
- Triggerpunkte (oder Ashi-Akupunkturpunkte): Diese sind sehr schmerzempfindlich und liegen auf oder neben den Meridianen. Nach der TCM hat jeder Mensch unterschiedlich viele Ashi-Punkte. Diese werden vor allem stimuliert, um Störungen im Bewegungsapparat zu lösen.
- Akupunktur wird auch auf Mikroebene angewandt, also innerhalb von bestimmten Körperregionen, weshalb es spezielle Akupunkturpunkte an Ohren, Füßen, Händen und dem Schädel gibt.
Akupunkturpunkte: So werden sie bestimmt
Akupunkturpunkte können anhand von markanten Körperstellen ermittelt werden. So liegen die Punkte beispielsweise in einem bestimmten Abstand zu Knochen, Gelenken, Falten, Sehnenansätzen oder Muskeln.
Um den richtigen Abstand zu ermitteln, wird oft die Daumenbreite des Patienten als Maß herangezogen. Da die Punkte einen geringeren Hautwiderstand aufweisen, können sie auch elektronisch bestimmt werden. Diese Methode wird von erfahrenen Therapeuten allerdings kaum eingesetzt. Um Akupunkturpunkte genau ausmachen zu können, ist also eine entsprechende Ausbildung und Erfahrung nötig.
Verschiedene Verfahren der Akupunktur
Es gibt verschiedene Arten der Akupunktur. Neben der klassischen Variante gibt es:
- Die Moxibustion, bei der die Nadeln vor der Verwendung mit glimmendem Moxakraut (aus Beifuß) erhitzt werden.
- Die Akupressur (oder auch Druckstimulation), die ganz ohne Nadeln auskommt und Akupunkturpunkte durch Druck oder Massage stimuliert.
- Die Laser- und Elektroakupunktur, die zu den neueren Verfahren zählen und ebenfalls auf Nadeln verzichten. Besonders bei Angst vor Nadeln kann diese Methode von Vorteil sein.
- Weiterhin wurde aus der traditionellen Akupunktur auch die Mikrosystem-Akupunktur entwickelt. Das jeweilige Körperteil, zum Beispiel die Ohrmuschel, soll den gesamten Körper auf Mikroebene widerspiegeln. Das macht die Akupunktur schneller und einfacher.
Wirksamkeit von Akupunktur: Wissenschaftlich erwiesen?
Dass Akupunktur Beschwerden lindern kann ist mittlerweile dank zahlreicher Studien unstrittig. Der genaue Wirkmechanismus, der der Behandlungsmethode zugrunde liegt, ist jedoch ungeklärt. Ob der Placebo-Effekt eine Rolle spielt, oder ob Behandlungserfolge tatsächlich auf die Stimulation ganz bestimmter Körperstellen zurückzuführen sind, wird weiter diskutiert.
Für beide Standpunkte gibt es plausible Argumente: Laut NetDoktor befinden sich 80 Prozent der Akupunkturpunkte an Stellen, an denen feine Gefäße und vegetative Nervenfasern gebündelt vorliegen. Dies könnte die Wirksamkeit von Akupunktur plausibel erklären. Auch die bisher umfangreiste Untersuchung diesbezüglich, die GERAC-Studien, belegen die Wirksamkeit von Akupunktur. Verglichen wurden drei Behandlungsmethoden zur Linderung von chronischen Schmerzen: die traditionelle chinesische Akupunktur, eine eigens entwickelte „Schein-Akupunktur“ (hier wurden die Nadeln nicht gemäß der TCM entlang der Meridiane, sondern lediglich in der gleichen Körperregion gesetzt) und die Standardtherapie ohne Akupunktur. Die Ergebnisse zeigten, dass Akupunktur – sowohl die traditionelle Form als auch die „Schein-Akupunktur“ – deutlich wirksamer waren, als die herkömmliche Standardbehandlung. Die genaue Lage der Akupunkturpunkte und die Technik der TCM spielte für den Therapieerfolg allerdings kaum eine Rolle.
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