Alkoholfreies Bier boomt: Es wird häufig als isotonisches Sportgetränk und gesunder Durstlöscher gepriesen. Aber ist alkoholfreies Bier gegen den Durst oder nach dem Sport wirklich geeignet? Und wie gesund ist das Bier ohne Alkohol überhaupt?
Alkoholfreies Bier wird immer populärer: Nicht nur abends in der Kneipe, sondern auch als Erfrischungsgetränk zwischendurch und als Durstlöscher nach dem Sport greifen viele statt zu Wasser, Schorle oder Limo lieber zu einem alkoholfreien Bier. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) zum Internationalen Tag des Bieres am 2. August mitteilt, hat sich die zum Absatz bestimmte Produktionsmenge von alkoholfreiem Bier in den vergangenen zehn Jahren damit mehr als verdoppelt (+109 %).
Ist alkoholfreies Bier ein guter Durstlöscher?
Aber ist alkoholfreies Bier wirklich sinnvoll? Wie gesund ist alkoholfreies Bier? Und wann sollte man es besser nicht trinken?
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Interessant ist zunächst der Blick auf die Zutatenliste: Alkoholfreies Bier enthält – wie auch normales Bier – die vier Grundzutaten Wasser, Hopfen, Malz und Hefe. Plus jede Menge gesunde Inhaltsstoffe: Vitamin B2 und B6, Pantothensäure (B5), Magnesium, Natrium und Kalium.
Alkoholfreies Bier ist isotonisch – und wird genau mit diesem Argument als ideales Sportgetränk, quasi als Zaubertrank beworben und gepriesen. Bei isotonischen Getränken entspricht das Verhältnis von Nährstoffen (Zuckermoleküle, Mineralstoffe, Vitamine) und Flüssigkeit dem des Blutes. Isotonische Getränke können Wasserverluste besonders schnell ausgleichen. Außerdem versorgen sie den Körper rasch mit Energie und helfen so, die Leistungsfähigkeit aufrechtzuerhalten.
Beim Blick aufs alkoholfreie Bier gibt es allerdings drei wesentliche Punkte zu beachten:
- Dass alkoholfreies Bier Ermüdungserscheinungen schneller beseitigen kann, ist bislang wissenschaftlich nicht belegt.
- Dazu kommt: Hobby- und Breitensportler:innen benötigen keine speziellen Sportgetränke. Hier reicht ein magnesium- und natriumreiches Mineralwasser völlig aus, um den Mineralstoffhaushalt auszugleichen.
- Und: Nicht nur alkoholfreies Bier ist isotonisch, auch Apfelschorle (mit minimalen Spuren von Salz) ist isotonisch.
Gefährlich: Auch alkoholfreies Bier kann Alkohol enthalten
Bei der Herstellung von alkoholfreiem Bier wird der Alkohol entweder durch physikalische Methoden entfernt oder die Gärung wird gestoppt, damit sich kein Alkohol entwickeln kann. Wer sich jetzt freut und bei „alkoholfrei“ an einen Alkoholgehalt von 0 Prozent denkt, liegt leider falsch: Alkoholfreies Bier kann bis zu 0,5% Alkohol enthalten; dies ist gesetzlich erlaubt. Ein Hinweis auf den enthaltenen Alkohol ist erst ab einem Alkoholgehalt von 1,2 Prozent vorgeschrieben.
Wer beim Einkauf auf Nummer sicher gehen möchte, sollte auf Biersorten mit der Kennzeichnung „0,0 Volumenprozent“ zurückgreifen. Diese Getränke enthalten tatsächlich gar keinen Alkohol.
Bier ohne Alkohol hat weniger Kalorien
In puncto Kalorien macht das alkoholfreie Bier eine schlanke Figur: Ein Glas (200ml) alkoholfreies Bier enthält gerade einmal 50 kcal – und damit nur halb so viel wie normales Bier. In einem Glas Cola stecken 80 kcal, dieselbe Menge Apfelsaft enthält 100 kcal.
Wer sich an gängige Trinkempfehlungen für heiße Tage hält, läuft beim Genuss von alkoholfreiem Bier, isotonischen Getränken und Saftschorlen Gefahr, schnell viele Kalorien zu sich zu nehmen.
Warum alkoholfreies Bier kein guter Durstlöscher ist
Alkoholfreies Bier ist in jedem Fall gesünder als die alkoholhaltige Variante – es enthält weniger (oder sogar gar keinen) Alkohol und weniger Kalorien. Häufig vergessen wird aber der Zuckergehalt: „In den meisten alkoholfreien Bieren stecken aber zwei bis vier Gramm pro 100 Milliliter“, warnt die Verbraucherzentrale.
Alkoholfreies Bier ist nicht die gesunde Alternative, als die es oft gelobt wird. Das ist auch das Fazit einer wissenschaftlichen Studie, die die Auswirkungen von Bier auf den Blutzuckerspiegel untersucht hat. Die Daten, die das Gesundheitsunternehmen „MillionFriends“ erhoben hat, zeigen: Alkoholfreies Bier sorgt für einen starken Anstieg des Blutzuckerspiegels. Ernährungsmediziner Dr. Torsten Schröder von MillionFriends erklärt: „Die Datenerhebung bestätigt uns in der Empfehlung, Bier weder mit noch ohne Alkohol als Durstlöscher zu verwenden.“
Ein hoher Blutzuckerspiegel kann zum Beispiel Heißhungerattacken auslösen und Migräne verursachen.
Bessere Durstlöscher für heiße Sommertage
Fazit: Wer an heißen Tagen oder nach dem Sport seinen Durst löschen will, greift am besten zu Wasser. Es ist und bleibt das einzige Getränk, das völlig unbedenklich ist und in großen Mengen getrunken werden darf. Wenn es darum geht, den Körper mit Mineralstoffen, Vitaminen und Kohlenhydraten zu versorgen, braucht es dafür kein alkoholfreies Bier. Eine gute Alternative sind relativ stark verdünnte Fruchtschorlen.
Es spricht allerdings auch nichts dagegen (und sogar einiges dafür), immer mal wieder ein alkoholfreies Bier zu trinken – aber eben nicht als Durstlöscher, sondern als Genussmittel.
Alkoholfreies Bier: Nicht für alle geeignet
Beachten solltest du:
- Hopfen kann abführend wirken.
- Menschen mit Diabetes sollten vorsichtig sein: Je nach Brauverfahren kann alkoholfreies Bier einen hohen Anteil an Malzzucker enthalten, der den Blutzuckerspiegel schnell ansteigen lässt.
- Auch Gichtpatient:innen sollten alkoholfreies Bier meiden – ein regelmäßiger Konsum führt zu einer Ablagerung der Harnsäure im Gewebe.
- In der Suchtprävention wird der Trend zu alkoholfreiem Bier kritisch gesehen. Auch alkoholfreies Bier kann womöglich den Weg frei machen für alkoholhaltiges. Für trockene Alkoholiker:innen, Kinder, Schwangere und Stillende ist alkoholfreies Bier wegen seines Restgehalts nicht geeignet.
Alkoholfreies Bier bei Stiftung Warentest
Die Stiftung Warentest hat in der Ausgabe 6/2024 insgesamt 20 alkoholfreie Biere von verschiedenen Marken getestet, darunter Pils, Lager und Helles. Neben Produkten von deutschen Traditionsherstellern und Eigenmarken wurden auch zwei ausländische Biere untersucht.
Das Fazit der Tester:innen: Zwar hat kein alkoholfreies Bier im Test die Note „sehr gut“ bekommen, insgesamt wurden jedoch zwölf Biere mit einem „gut“ bewertet. Kein einziges Bier ist durchgefallen. Alle Biere waren frei von unerwünschten Inhaltsstoffen wie dem Pestizid Glyphosat. Der Restalkohol lag bei allen unter der Nachweisgrenze oder unterhalb des erlaubten Höchstwertes von 0,5 Prozent.
Laut Stiftung Warentest sind das alkoholfreie Pilsener von Warsteiner und das Paulaner Münchner Hell die besten Biere im Test.
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