Im Hochsommer heizen sich Wohnungen und Büros oft unerträglich auf. Die Nachfrage nach Klimaanlagen ist hoch. Doch es gibt eine Alternative, von der viele gar nicht wissen, was sie kann: Im besten Fall kann auch eine Wärmepumpe das Haus günstig kühlen.
Wie hält man bei großer Hitze Haus oder Wohnung am effektivsten kühl? Dazu gibt es viele Ideen und Meinungen. Eher aufwändige technische Lösungen wie Klimaanlagen sind derzeit in Deutschland noch vergleichsweise selten. Doch die langfristig steigenden Temperaturen werden das bald ändern. Betriebe, die Klimaanlagen einbauen, berichten bereits von einer hohen Nachfrage.
Dabei ist eine andere Technologie zur Kühlung von Gebäuden sowieso schon immer weiter verbreitet: Wärmepumpen – die viel gerühmten Heizungen der Zukunft – können Wohnräume oft nicht nur wärmen, sondern im Sommer auch effizient kühlen.
Wärmepumpe als Klimaanlage nutzen: Darauf kommt es an
Dabei kommt es auf die Art der Wärmepumpe und das Heizsystem an: Kühlen können im Prinzip fast alle Wärmepumpen. Doch besonders energiesparend sind Erdwärme- oder Grundwasserwärmepumpen. Also solche Geräte, die sich mittels tiefer Bohrungen die relativ konstanten Temperaturen unter der Erde zunutze machen.
Vereinfacht gesagt transportieren sie im Winter Wärme aus tieferen Erdschichten in das Heizsystem des Hauses. Im Sommer können sie diesen Prozess umdrehen und Wärme aus den Wohnräumen abtransportieren, während Kälte aus der Tiefe abgegeben wird.
Der Energieexperte Reinhard Loch, ehemals Leiter des Bereichs Energie bei der Verbraucherzentrale NRW, erklärte gegenüber Utopia.de: „Das macht Sinn, wenn man die geeigneten Rahmenbedingungen dafür hat.“ Damit ist gemeint: „Die Wärmepumpe kann man dann zum Kühlen einsetzen, wenn man große Flächen hat.“ Man braucht also Fußboden-, Wand- oder Deckenheizungen, damit die Kühlung funktioniert.
Klassische Heizkörper eignen sich nicht, weil man diese, um einen kühlenden Effekt zu haben, so stark herunterkühlen müsste, dass die Feuchtigkeit aus der Raumluft kondensiert – der Heizkörper würde anfangen zu tropfen.
Wärmepumpe: „passive Kühlung“ vs. „aktive Kühlung“
Unter geeigneten Bedingungen – etwa eine Erdwärmepumpe in Kombination mit einer Fußbodenheizungen – kann man mit der Wärmepumpe sehr energieeffizient und kostengünstig kühlen. Denn für die oben beschriebene Funktionsweise muss im Gegensatz zum Heizbetrieb im Winter kein sogenannter Verdichter, sondern nur eine kleine Umwälzpumpe laufen, die nicht viel Strom benötigt. Die sogenannte passive Kühlung benötigt nicht die Wärmepumpe als solche, „sie setzt nur den Kreislauf in Gang zwischen kühlem Erdreich und dem warmen Raum“, so Loch. Allerdings ist der Abkühleffekt auf diese Weise etwas weniger effektiv als mittels aktiver Kühlung oder der klassischen Klimaanlage (s. unten).
Wenn alles zusammen passt – die Art der Wärmepumpe, das eingebaute Heizungssystem und auch der Dämmstandard des Gebäudes – können Wärmepumpen so mit geringem Stromverbrauch die ersehnte Kühlung für heiße Sommertage liefern. In Wien gibt es sogar ein Pilotprojekt, das mittels passiver Kühlung die Temperatur des Straßenasphalts senken will.
Allerdings: Erdwärmepumpen sind vergleichsweise teuer und aufwändig zu installieren, die Mehrzahl der neu eingebauten Wärmepumpen sind heute so genannte Luft-Wasser-Wärmepumpen. Diese können Wohn- oder Büroräume ebenfalls kühlen, brauchen hierfür aber etwa so viel Energie wie fürs Heizen im Winter.
Denn im Gegensatz zur beschriebenen passiven läuft bei der sogenannten aktiven Kühlung die Wärmepumpe mit ihrer gesamten Technik, nur die Richtung des Wärmekreislaufs ist im Verhältnis zur Heizfunktion umgekehrt. Die aktive Kühlung kann, indem die kühles Wasser durch die Rohre der Fußboden- oder Wandheizungen schickt, Gebäude etwas stärker kühlen als mittels passiver Kühlung. Dabei braucht sie aber auch mehr Strom.
Übrigens: Ihr Stromverbrauch spricht oft für die Kombination einer Wärmepumpe mit einer Photovoltaik-Anlage – die Nutzung zum Kühlen kann auch im Sommer den Eigenverbrauch des Solarstroms erhöhen.
Tipp: Fachleute raten bei der aktiven Kühlung unbedingt zu einer Taupunktüberwachung, um zu verhindern, dass sich durch Kondensation zu viel Feuchtigkeit entsteht und Schimmel begünstigt.
Wann die Klimaanlage effizienter kühlt als die Wärmepumpe
Bei der aktiven Kühlung können klassische Split-Klimaanlagen effizienter und kostengünstiger als Wärmepumpen sein. Im Prinzip handelt es sich auch hier um eine (Luft-Luft-)Wärmepumpe, die mithilfe je eines Moduls außerhalb und innerhalb des Hauses der Raumluft Wärme entzieht und nach außen abgibt. Wie bei anderen Wärmepumpen funktioniert das mittels eines Kältekreislaufs. „Wenn es darum geht, einen Raum möglichst schnell und für einen bestimmten Zeitraum herunterzukühlen, sind klassische Klimaanlagen effektiver“, erklärt Energieexperte Loch.
Vorteil: Sie können relativ günstig und flexibel nachgerüstet werden. Strom brauchen sie aber natürlich ebenfalls. Nachteil: Klassische Klimaanlagen können in der Regel nur einen Raum richtig kühlen. „Luft kann man nicht so gut in der ganzen Wohnung verteilen, darum werden größere Heizsysteme mit Wasser als Wärmeträger betrieben“, so Loch.
Klimaanlagen bzw. Luft-Luft-Wärmepumpen stehen zudem mitunter in der Kritik, weil sie gerade in dicht bebauten Städten den Hitzeinsel-Effekt verstärken können, indem sie warme Luft an die Umgebung abgeben.
Installationsbetriebe für Wärmepumpe finden
Es kann schwierig sein, Monteur:innen für eine Wärmepumpe im Umkreis zu finden. Dann können Portale wie Aroundhome oder Heizungsfinder sinnvoll sein. Dort bekommst du unverbindliche Angebote von verschiedenen Installationsbetrieben in deiner Nähe.
Braucht keinen Strom: Richtig verdunkeln und lüften
Die günstigsten und umweltschonendsten Methoden, das Zuhause im Sommer zu kühlen, sind immer noch die althergebrachten Low-Tech-Maßnahmen: Tagsüber Fensterläden, Rollos und Vorhänge geschlossen halten. Außen liegende Beschattungen sind dabei effektiver als innen liegende. Genauso wichtig ist cleveres Lüften: Am frühen Morgen und am späteren Abend sowie in der Nacht sollte man kräftig durchlüften, sobald die Temperaturen steigen aber besser die Fenster besser geschlossen halten.
Und wenn das nicht mehr ausreicht, sind energieeffiziente Ventilatoren noch deutlich günstiger und brauchen weniger Strom als Klimaanlagen. Sie heizen auch die Außenluft nicht zusätzlich auf.
Dennoch: „Wenn jemand eine neue Wärmepumpe einbaut, dann ist es sinnvoll, darauf zu achten, dass man eine Wärmepumpe wählt, die auch kühlen kann“, sagt Loch.
Der Experte geht davon aus, dass man diese Zusatzfunktion in Zukunft gerade bei Neubauten – von denen längst die Mehrzahl mit Wärmepumpen ausgestattet wird – immer stärker mitdenkt und sich die Wärmepumpe auch als Alternative zur Klimaanlage durchsetzen könnte.