Dass die Wärmepumpe in Deutschland noch nicht so beliebt ist wie anderswo, liegt vor allem am Preis. Doch warum kostet die Heizung eigentlich so viel?
Vieles spricht für die Wärmepumpe als Heiztechnik der Zukunft: Sie gewinnt einen Großteil der nötigen Energie aus Umweltwärme, den Rest aus Strom. Damit funktioniert sie weitgehend unabhängig von fossilen Energieträgern und theoretisch auch klimaneutral, wenn der Strom aus erneuerbaren Energien stammt.
Die allermeisten Hürden beim Einbau von Wärmepumpen – etwa eine schlechte Dämmung oder alte Heizkörper – lassen sich überwinden. Es bleibt aber eine: Wärmepumpen sind teuer.
So viel kosten Wärmepumpen in Deutschland
Pauschale Angaben zu den Anschaffungskosten von Wärmepumpen sind schwierig – jedes Haus hat andere Voraussetzungen für den Anschluss. Doch grobe Schätzungen, etwa vom Bundesverband Wärmepumpe, laufen meist auf einen Richtwert von etwa 30.000 Euro für eine Luft-Wasser-Wärmepumpe hinaus. Davon abziehen kann man, je nach Voraussetzungen, staatliche Förderungen zwischen 30 und 70 Prozent.
Häufig bleibt somit eine große Summe, die Hausbesitzer:innen aufbringen müssen, um auf eine Wärmepumpe umzusteigen. Muss das so sein? Wie kommen die hohen Preise zustande?
Warum sind die Preise für Wärmepumpen in Deutschland so hoch?
Mit der WirtschaftsWoche (WiWo) sprach Axel Friedrich, Umweltexperte und ehemaliger Abteilungsleiter für Verkehr und Lärm im Umweltbundesamt, kürzlich über seinen Kampf für günstigere Wärmepumpen. Er plant, hunderte denkmalgeschützte Altbauten in einer Berliner Wohnsiedlung auf Wärmepumpen umzurüsten und will pro Haus höchstens 15.000 Euro zahlen. Gemessen an den derzeit gängigen Preisen scheint das schwer vorstellbar: Die Angebote, die sowohl Friedrich als auch das ARD-Magazin Plusminus eingeholt haben, lagen größtenteils weit über 30.000 Euro.
Trotzdem lohnen sich die Geräte meist. Zahlreiche Studien kommen zu dem Schluss: Mit Blick auf die aktuellen Förderbedingungen und die wahrscheinliche Entwicklung der Gas-, Strom- und CO₂-Preise sparen Wärmepumpen langfristig Heizkosten ein. Nur könnte man natürlich noch schneller und noch mehr sparen, wenn der Anschaffungspreis geringer wäre.
Fehlender Wettbewerb, aufwändige Installation
Auf die Frage, warum der Preis so hoch ist, bekommt man je nach Perspektive unterschiedliche Antworten. Gegenüber der WiWo sagt Axel Friedrich, es gebe hierzulande keinen „gesunden Wettbewerb“. Die Rede ist sogar von einem „Oligopol der Heizungshersteller“, die sich den deutschen Markt untereinander aufgeteilt hätten. Die Installationsbetriebe verbauten demnach meist nur die Modelle eines einzigen Herstellers.
WiWo-Autor Stefan Hajek glaubt außerdem, der Staat habe den Einbau von Wärmepumpen lange Zeit zu üppig gefördert, denn vor dem Gebäudeenergiegesetz gab es für 45 Prozent Förderung keine Kostenobergrenze. Inzwischen ist die aktuelle Förderung von 30 bis 70 Prozent auf maximal 30.000 Euro Investitionssumme gedeckelt. Wärmepumpen sind zwar tendenziell dort günstig, wo sie mit festen Beträgen anstelle von prozentualen Anteilen gefördert werden. Doch ob das wirklich mit der Förderung zusammenhängt, ist unklar.
Auf einen Grund für die vergleichsweise hohen Preise in Deutschland können sich die meisten Fachleute einigen: Hohe Installationskosten. Das liegt am hohen Aufwand, teils aber auch daran, dass vielen Installationsbetrieben noch Erfahrung mit Wärmepumpen fehlt und sie beim Einbau deshalb mitunter wenig effizient vorgehen.
Hier kommt die „Angstprämie“ ins Spiel: Dem Wärmepumpen-Experten Marek Miara zufolge werden Wärmepumpen in Deutschland oft zu groß dimensioniert – weil die Handwerksbetriebe Angst haben, ein zu klein ausgelegtes Modell einzubauen, welches das Haus nicht richtig erwärmt. Das sagte Miara gegenüber der WiWo. Eine unnötig groß dimensionierte, also besonders leistungsstarke, Wärmepumpe ist teurer und braucht mehr Strom.
Die Theorie der „Angstprämie“ zu überprüfen, ist kaum möglich. Fakt ist aber: Bei der Wärmepumpe kommt es mehr als bei anderen Heizungssystemen darauf an, dass alle Messungen, Berechnungen und Einstellungen genau stimmen. Nur dann kann die Heizung so sparsam wie möglich laufen. Entsprechend hoch ist der Aufwand beim Einbau.
Das sagen die Wärmepumpen-Unternehmen
Der Energieanbieter und Wärmepumpeninstallateur Octopus Energy erklärt auf Nachfrage: In Deutschland liege eine durchschnittliche Installation aktuell bei etwa 30.000 Euro vor Abzug der Förderung. Im Vereinigten Königreich, der Heimat des Unternehmens, installiere man hingegen Wärmepumpen für umgerechnet rund 9.500 Euro.
Die Gründe für den massiven Preisunterschied: Nicht nur könne man in den kleineren englischen Häusern kleinere und damit günstigere Anlagen verbauen. „Zudem sind die Geräte in Deutschland teurer, weil diese hier aufgrund der Regularien und Bestimmungen einen relativ hohen technischen Standard erfüllen müssen, um zugelassen zu werden“, so Bastian Gierull, Deutschlandchef von Octopus Energy. „Das bedeutet, dass die Hersteller teils Deutschland-spezifische Geräte produzieren und dafür auch deutlich höhere Preise aufrufen.“ Weitere Branchenangehörige bestätigen hohe bürokratische und rechtliche Hürden im Gespräch mit Utopia.
Genau wie Umweltexperte Axel Friedrich weist auch Gierull auf mangelnden Wettbewerb unter den Heizungsherstellern hin: „Viele Hersteller schlagen hohe Margen auf, auch, weil der Wettbewerb eingeschränkt ist.“
Was sagt ein Hersteller dazu? Der Wärmepumpen-Konzern Vaillant sieht auf Utopia-Nachfrage den wichtigsten Grund für die hohen Preise nicht bei den Geräten, sondern bei den baulichen Rahmenbedingungen und den Installationskosten: „So haben unterschiedliche Hausgrößen, unterschiedliche bauliche Gegebenheiten in den verschiedenen europäischen Ländern oder die Lohnkosten im Fachhandwerk für die Installation einen großen Einfluss auf die Endverbraucherkosten,“ so Dr. Jens Wichtermann, Leiter Unternehmenskommunikation. „Das Gerät macht in der Regel nur etwa ein Drittel der Kosten eines Wärmepumpenprojekts aus.“
Im Vergleich mit anderen europäischen Ländern seien die baulichen Voraussetzungen für die Installationen sowie die einzelnen Gebäude in Deutschland komplizierter, bestätigen Octopus-CEO Gierull sowie weitere Fachleute aus der Branche. Auch sie verweisen auf hohe Lohnkosten.
Werden Wärmepumpen günstiger? Darauf warten sollte man nicht
Die WirtschaftsWoche hält dagegen: Die Löhne für Handwerksdienstleistungen seien – ebenso wie die Umweltauflagen und das Klima – in Ländern wie Dänemark, Belgien und den Niederlanden durchaus vergleichbar. Dennoch koste der Einbau einer Wärmepumpe dort nur gut halb so viel wie in Deutschland, nämlich rund 17.000 Euro.
Ob man hierzulande jemals so weit mit dem Preis herunterkommt, ist fraglich. Denn einen einzigen Grund dafür, dass Wärmepumpen in Deutschland so teuer sind, gibt es nicht. Um als Gesamtpaket günstiger zu werden, müssten sowohl die Preise der Geräte sinken als auch die Installationskosten. Man müsste Wege finden, den Aufwand für den Einbau zu reduzieren, Hersteller wie Fachbetriebe müssten geringere Margen in Kauf nehmen und der Staat Auflagen und Bürokratie abbauen.
Abzuwarten, ob die Preise in den kommenden Jahren sinken, ist demnach nicht unbedingt die klügste Strategie. Denn immerhin sind die momentanen Förderungen für Hausbesitzer:innen, die jetzt umrüsten, großzügig. Die Produkte sind ausgereift und effizient. Und dass Heizen mit Öl und Gas schon allein aufgrund des steigenden CO₂-Preises immer teurer wird, ist klar. Ein wesentlicher Faktor ist zudem das Klima: Jeder Haushalt, der sich von fossilen Energien verabschiedet und CO₂-ärmer heizt, trägt zum Klimaschutz bei – und dazu, dass Deutschland seine Klimaziele erreicht.
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