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Bio-Urnen: Darum sind sie nachhaltig

Bio-Urnen
Foto: CC0 / Pixabay / webandi

Bio-Urnen sollen auch nach deinem Ableben der Natur keinen Schaden zufügen. Wir erklären dir, was du beim Kauf einer solchen Bio-Urne beachten solltest.

Du wünschst dir für dich oder deine Angehörigen eine Bestattung, die die Umwelt nicht belastet? Eine solche Möglichkeit ist die Bestattung in sogenannten Bio-Urnen. Diese sollen aus kompostierbaren Materialien bestehen, die sich einfach in der Erde abbauen und der Natur keinen Schaden zufügen. Ihr Haupteinsatzgebiet befindet sich auf hoher See oder in sogenannten „Friedwäldern“: Hierfür werden die Toten eingeäschert und ca. 80 Zentimeter unter der Erde zwischen den Wurzeln beigesetzt.

Laut Handelsblatt sank die Zahl der Erdbestattungen in den letzten Jahren um 20 Prozent. Bestattungen in sogenannten „Friedwäldern“ oder Seebestattungen nahmen zu. Heute sei jede zweite Urne „bio“.

Wie nachhaltig Bio-Urnen wirklich sind, wie sie hergestellt werden, wie schnell sie sich abbauen und wie die Gesetzeslage in Deutschland ist, erklären wir dir.

Wie nachhaltig sind Bio-Urnen?

Viele Bio-Urnen werden aus dem Naturstoff Lignin hergestellt.
Viele Bio-Urnen werden aus dem Naturstoff Lignin hergestellt.
(Foto: CC0 / Pixabay / Capri23auto)

Die meisten Bio-Urnen bestehen aus einem Stoff namens „Lignin“. Sie werden gekennzeichnet unter dem Markennamen „Arboform“ oder als „Flüssigholz“. Hierbei handelt es sich um eine feste Substanz aus Nadelholz, mit der momentan noch viel geforscht wird, um mehr nachhaltigen Bio-Kunststoff herzustellenLignin ist ein Abfallprodukt bei der Papierherstellung, was seine Öko-Bilanz gut aussehen lässt: Bäume müssen nicht extra gefällt werden, um Lignin herzustellen. Aus Recycling-Papier kann kein Lignin hergestellt werden. 

Doch wie steht es um den Abbau des Materials? Laut Oliver Detjen von der New-York Hamburger Gummi Compagnie AG benötigt eine Urne aus Flüssigholz ca. fünf Jahre, bis sie sich in der Erde abgebaut hat. Lignin bietet zudem Nahrung für viele verschiedene Pilze und ist eine Quelle für Humuserde. Die Erde auf Friedhöfen wird extra so zusammengesetzt, dass sich Holz besser abbaut (durch z.B. einen höheren pH-Wert oder die Art des Bodens). In Friedwäldern ist dies weniger einfach zu kontrollieren. Lignin ist in seiner Reinform nicht schädlich für die Erde.

Das Projekt LignoPure, das Kunststoffe aus Lignin herstellt, bestätigt dem NDR, dass Lignin jedoch in bestimmten Verbindungen mit anderen Materialien nicht biologisch abbaubar ist. 

Für die Herstellung von Bio-Urnen wird das Lignin mit Naturfasern wie z. B. Hanf oder auch anderen Harzen weiterverarbeitet. Es beinhaltet im Normalfall keine Stoffe, die nicht abbaubar sind. Doch lohnt es sich immer, vorsichtshalber beim Hersteller nachzufragen.

Bio-Urnen vergraben: Wie ist die Gesetzeslage?

Bio-Urnen werden vorrangig in sogenannten Friedwäldern beigesetzt.
Bio-Urnen werden vorrangig in sogenannten Friedwäldern beigesetzt.
(Foto: CC0 / Pixabay / Alexas_Fotos)

Heute ist es in manchen Bundesländern Vorschrift (wie z. B. in Sachsen), dass Särge aus biologisch abbaubaren Materialien bestehen müssen. Diese Gesetze können jedoch lokal abweichen. Bei Urnen, die nicht vergraben werden, gibt es keine umfassenden Regelungen.

In jedem menschlichen Körper lagern sich Schwermetalle ab, die wir durch unsere Nahrung oder die Luft aufnehmen. Manche von diesen Stoffen sind essentiell für uns, doch werden sie bei einer zu hohen Konzentration gefährlich – für uns und für die Natur. Nach unserem Tod können diese Schwermetalle durch die Erde ins Grundwasser gelangen. Hinzu kommen Schwermetalle aus unserer Kleidung und Bestandteile aus Metall an den Särgen. Vor allem Chrom wird häufig beim Einäscherungprozess gebildet.

Wie viel genau sich in Totenasche anreichert, darf aufgrund der Störung der Totenruhe (Paragraph § 168 StGB) nicht analysiert werden. Aus diesem Grund muss die Schwermetallkonzentration der Erde, vor allem in Friedwäldern, getestet werden.

Das Umweltbundesamt (UBA) gibt drei Handlungsempfehlungen zum Begraben von kompostierbaren Urnen auf Friedwäldern und Friedhöfen heraus:

  1. Man sollte stark saure, neutrale oder basische Böden zum Begraben der Bio-Urne vermeiden. Hier kann sie schwieriger abgebaut werden.
  2. Ein Kontakt mit dem Grundwasser darf auf keinen Fall bestehen. Die Bio-Urne sollte also mindestens einen Meter vom Grundwasser entfernt sein.
  3. Wenn Bio-Urnen in Friedwäldern vergraben werden sollen, sollte vorher die Zusammensetzung der Schwermetalle analysiert werden. Nur dann sollte die Asche verstorbener Menschen dort vergraben werden. Vor allem der Chromgehalt sollte getestet werden, da sich der Anteil in der Asche durch die Krematorien erhöht.

Was du beim Kauf von Bio-Urnen beachten sollst

Es gibt verschiedene Bestattungsfachgeschäfte und Online-Shops, die Bio-Urnen anbieten. Bio-Urnen können nicht nur aus Flüssigholz (Arboform), sondern noch aus anderen Materialien bestehen. Diese haben verschiedene Öko-Bilanzen:

  • Recycelter Karton und Papier: Papier- und Kartonurnen bestehen aus Zellulose, doch werden sie häufig mit Kunststoffen oder Farben beschichtet. Zeitungspapier benötigt bis zu 100 Jahre, bis es sich abbaut. Zudem ist es laut UBA schwierig, die Farben und somit das darin vorhandene Mineralöl aus den Verpackungen gänzlich herauszukriegen.
  • Sand: Manche Urnen bestehen aus Sand, der mit pflanzlichen Materialien (wie z. B. Harzen) zu einem festen Material verarbeitet wird. Diese sind vollständig umweltschonend.
  • Bambus: Bambus ist zwar biologisch abbaubar und ein schnell nachwachsender Rohstoff, doch muss er zum einen weite Transportwege hinter sich lassen und wird zum anderen oft mit Kunststoff verarbeitet. Ob die Urnen aus purem Bambus bestehen, kannst du ausschließlich beim Hersteller erfragen.
  • Salz: Manche Urnen bestehen aus purem Salz. Dieses kann in zu hohen Mengen jedoch schädlich für den Erdboden und das Grundwasser sein. Für eine Seebestattung eignen sie sich jedoch gut.
  • Olivenkerne: Olivenkerne enthalten unter anderem Cellulose und Lignin und sind gut für den Boden. Bei Olivenkerne selbst handelt es sich um ein weiteres vielversprechendes Material in der Herstellung von Bio-Plastik.
  • Exotische Fasern wie Bananenblätter, Rattan oder Ananas: Sie bauen sich zwar vollständig ab, werden jedoch meist aus Asien importiert und müssen lange Transportwege zurücklegen.
  • Keramik und Ton: Viele Shops, die ihre Urnen als „Bio-Urnen“ deklarieren, verwenden solche aus Keramik. Keramik besteht aus Ton, der ein Naturmaterial ist. Dieser wird gebrannt und baut sich somit nicht mehr ab. Es wurden sogar schon 25.000 Jahre alte Keramiken gefunden. Bio-Keramik-Urnen sollen „halb gebrannt“ sein und keine glasierte Oberfläche besitzen und somit biologisch abbaubar sein, so der Chef des Bundesverbandes Bestattungsbedarf Jürgen Stahl.

Manche Online-Shops geben lediglich „Bio-Material“ oder „Naturstoff“ an. In vielen Fällen handelt es sich hierbei um ein Gemisch verschiedener Fasern und Harze oder auch Bienenwachs, Zucker oder Kartoffelstärke. Möchtest du Näheres erfahren und sicherstellen, dass nicht doch Kunststoffe in der Bio-Urne enthalten sind, die nicht angegeben werden, solltest du lieber nochmal im Shop nachfragen. Auch beim klassischen Produkt aus „Holz“ lohnt es sich nachzufragen, ob es mit nicht abbaubaren Stoffen wie z. B. Lacken behandelt wurde.

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