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Breadcrumbing: 8 Anzeichen, dass du dich manipulieren lässt

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Foto: CC0 / Unsplash / Elena Mozhvilo

Breadcrumbing ist ähnlich wie Ghosting und Gaslighting ein weiterer Trendbegriff aus dem Englischen – und eine potenziell verletzende Manipulationstaktik. Woran du Breadcrumbing erkennst, und wie du dich schützen kannst, erfährst du hier.

Beziehungen werden heute häufig über digitale Kommunikation geführt – dabei hat sich auch eine neue Form emotionaler Manipulation entwickelt. So gehört Online-Dating mittlerweile für viele ganz selbstverständlich zum Kennenlernen dazu. Doch wie ernst es jemand meint, ist oft schwer einzuschätzen – möglicherweise betreibt diese Person sogenanntes Breadcrumbing mit dir. Diese schwer erkennbare Taktik kann nicht nur in romantischen Beziehungen, sondern auch in Freundschaften vorkommen.

Was genau dahintersteckt, warum Menschen sich so verhalten, welche Anzeichen es gibt und wie du damit umgehen kannst, haben wir für dich zusammengefasst.

Was ist Breadcrumbing?

Breadcrumbing tritt oft beim Online-Dating auf, kann aber auch in klassischem Dating vorkommen.
Breadcrumbing tritt oft beim Online-Dating auf, kann aber auch in klassischem Dating vorkommen. (Foto: CC0 / Pixabay / takazart)

Der Begriff Breadcrumbing stammt vom englischen Wort “breadcrumbs”, also Brotkrümel. Angelehnt ist der Ausdruck an das Märchen von Hänsel und Gretel, die eine Spur aus Brotkrümeln legten, um den Weg zurückzufinden. Im übertragenen Sinn bedeutet Breadcrumbing so viel wie “jemanden an der Nase herumführen” oder “Spuren verteilen”. Es beschreibt ein Verhalten, das häufig beim Online-Dating auftritt, aber auch in anderen zwischenmenschlichen Kontexten vorkommen kann.

Die klinische Psychologin Gemma Harris erklärt, dass eine Person beim Breadcrumbing dem Gegenüber so viel Aufmerksamkeit oder Zuneigung schenkt, dass er oder sie interessiert bleibt. Jedoch reicht dies nicht aus, dass sich das Gegenüber mit dem Verhältnis sicher und bestärkt fühlen kann. Bedeutend ist dabei, dass der:die Breadcrumber:in kein Bedürfnis hat, weitere und ernste Schritte zu gehen – er:sie freut sich lediglich über die Aufmerksamkeit.

Der Sextherapeut Chamin Ajjan sagt auch: Wer Breadcrumbing betreibt, gibt der anderen Person ein Gefühl dafür, wie eine echte Verbindung beziehungsweise Beziehung aussehen könnte – und lässt sie dann aber mit einem “Hunger nach mehr” zurück.

Die Psychologin Harris berichtet, dass jede:r zu einem gewissen Grad anfällig für Breadcrumber:innen ist. Jedoch könnten dabei Menschen mit besonders viel Empathie, einem geringen Selbstwert, Bindungsängsten oder einem unsicheren Bindungsstil anfälliger sein als andere. Eine Studie fand außerdem heraus: Menschen, die Breadcrumbing erleben, fühlen sich dadurch mit höherer Wahrscheinlichkeit unzufrieden mit ihrem Leben, sowie einsam und hilflos.

Darum betreiben Menschen Breadcrumbing

Die Gründe von Breadcrumbing können von Macht bis Selbstschutz reichen.
Die Gründe von Breadcrumbing können von Macht bis Selbstschutz reichen. (Foto: CC0 / Pixabay / un-perfekt)

Neben den typischen Merkmalen von Breadcrumbing ist auch interessant, warum Menschen sich überhaupt so verhalten. Die Gründe dafür können vielfältig sein und von verschiedenen persönlichen Faktoren beeinflusst werden. 

Hinter dem Verhalten steckt häufig eine tiefe Unsicherheit oder die Angst vor echter Nähe und Verbindlichkeit. Menschen, die Breadcrumbing betreiben, wollen oft die Kontrolle über eine Beziehung behalten, ohne sich emotional zu stark zu binden. Sie bestimmen die Richtung und Intensität der Interaktion, genießen die Aufmerksamkeit und das Gefühl von Bestätigung – ohne dabei die Verantwortung für eine ernsthafte Verbindung übernehmen zu müssen.

Auch Psychologin Harris betont, dass ein geringes Selbstwertgefühl eine Rolle spielen kann. Zusätzlich kann ein unsicherer Bindungsstil das Verhalten begünstigen. Menschen mit einem vermeidenden oder desorganisierten Bindungsstil neigen laut Harris eher dazu, Breadcrumbing zu betreiben. Bei solchen Menschen sei es jedoch oft nicht manipulativ, sondern eher unbeabsichtigt. Sie tun es oft als eine Form von Selbstschutz, wenn ihnen Nähe und Zuneigung zu viel wird und sie verletzlich macht.

Zudem können auch Menschen, die aufgrund psychischer Erkrankungen oder Belastungen emotional nicht verfügbar sind, anfällig dafür sein, Breadcrumbing zu betreiben. Denn sie können sich dadurch mächtiger fühlen. Der Sextherapeut Ajjan erklärt, dass auch Einsamkeit und Unsicherheit zu Breadcrumbing führen können. 

8 Anzeichen für Breadcrumbing

Ein Anzeichen für Breadcrumbing kann das Kommentieren von Posts auf sozialen Medien mit anschließendem Ignorieren sein.
Ein Anzeichen für Breadcrumbing kann das Kommentieren von Posts auf sozialen Medien mit anschließendem Ignorieren sein. (Foto: CC0 / Pixabay / Pixelkult)

Wenn du dich jetzt fragst, ob du vielleicht selbst auch schon einmal Breadcrumbing erlebt hast, haben wir hier acht Anzeichen von Breadcrumbing für dich zusammengefasst:

  1. Die Person flirtet viel mit dir, aber fragt dich nie nach einem Date oder ignoriert es, wenn du danach fragst.
  2. Die Person kommentiert beispielsweise Beiträge oder Fotos von dir auf sozialen Medien, aber ignoriert deine Kommentare oder Nachrichten. 
  3. Es gibt eventuell keine richtigen Unterhaltungen. Die Person kommuniziert hauptsächlich mit Gifs oder Memes. 
  4. Die Person macht dir immer wieder Versprechungen für Treffen oder Dates, letztendlich kommen diese aber nie zustande.
  5. Die Kommunikation mit der Person ist nicht konstant. Das heißt, die Person meldet sich manchmal Tage oder sogar Wochen gar nicht und sendet dann plötzlich wieder Nachrichten – ohne eine Erklärung für ihre Abwesenheit. 
  6. Die Unterhaltungen mit der Person bleiben sehr oberflächlich und sie scheint sich gar nicht wirklich für dich zu interessieren. 
  7. Sobald du weniger Interesse zeigst, fängt dein Gegenüber auf einmal an, viel mehr Interesse zu zeigen.
  8. Die Person zeigt eventuell nur körperliches Interesse an dir. 

Breadcrumbing in Freundschaften

Auch in Freundschaften kann Breadcrumbing vorkommen. Dabei zeigt die andere Person nur gelegentliches Interesse, ohne wirklich in die Beziehung zu investieren. Sie meldet sich beispielsweise nur, wenn sie etwas braucht, oder schlägt Treffen vor, die letztlich nie stattfinden. Solche “Freunde” nutzen die Verbindung zu ihrem eigenen Vorteil – echtes Interesse an einer tiefen und gleichwertigen Freundschaft fehlt oft. Mehr über toxische Freundschaften erfährst du in diesem Artikel: Toxische Freundschaft: 8 Hinweise und wie du sie erkennst

Das kannst du gegen Breadcrumbing tun

Sei dir der Anzeichen von Breadcrumbing bewusst und bleibe dir selbst treu.
Sei dir der Anzeichen von Breadcrumbing bewusst und bleibe dir selbst treu. (Foto: CC0 / Pixabay / geralt)

Wenn du Breadcrumbing erlebt hast oder es für die Zukunft vermeiden möchtest, haben wir hier noch ein paar Ratschläge für dich:

  1. Sei dir über die oben genannten typischen Breadcrumbing-Verhaltensweisen bewusst und erkenne sie.
  2. Stärke dein Selbstwertgefühl und deine Resilienz. Sei dir deiner Grenzen und Ansprüche bewusst. Wenn dein Gegenüber diese nicht respektiert oder überschreitet, lasse dich nicht darauf ein. 
  3. Sei dir darüber bewusst, dass du es verdienst, gut behandelt zu werden. Akzeptiere nicht, wenn dich eine Person nicht so behandelt.
  4. Erkenne, wenn du mit einer Person immer wieder auf die gleichen Probleme stößt.
  5. Kommuniziere offen mit der Person über deine Intentionen und schaue, wie dein Gegenüber reagiert. Probiere es beispielsweise mit der Giraffensprache oder gewaltfreier Kommunikation.
  6. Sprich dein Gegenüber darauf an, wenn du dich unfair behandelt fühlst oder das Gefühl hast, die Person möchte dich für ihr Verhalten verantwortlich machen. Beobachte, wie die Person reagiert. 
  7. Mache dich nicht von einer Person abhängig, die Breadcrumbing betreibt. Stärke stattdessen deine anderen sozialen Kontakte und behalte dir deine Freizeitaktivitäten bei. Wenn du merkst, dass du mit der Zeit kein Vertrauen aufbauen kannst, löse dich von diesem Menschen.
  8. Sei dir darüber bewusst, was du möchtest und denke darüber nach, ob du das Ganze wirklich willst, wenn dein Gegenüber etwas anderes möchte.

Überarbeitet von Melanie Grünauer

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