Utopia Image

Conscious Complaining: Kann man sich achtsam beschweren?

Conscious Complaining
Foto: CC0 / Pixabay / StockSnap

Das Konzept des Conscious Complaining, also die achtsame Beschwerde, kann dir dabei helfen, deinem Ärger nicht unkontrolliert freien Lauf zu lassen. So kommst du möglicherweise besser zum Ziel, als mit Wut und viel Gemecker.

Jede:r von uns hat sich sicher schon einmal beschwert, die Anlässe sind nahezu unendlich. Der Grund der Beschwerde kann privat sein, es kann die Nachbar:in betreffen, das Restaurant, die Kolleg:innen oder gleich die ganze Welt. Aber wie oft beschweren wir uns über etwas und wie oft ändern wir tatsächlich etwas damit?

Es wird vermutlich immer Menschen geben, die einfach gerne Jammern und Meckern, sogenannte Dauernörgler. Aber für alle, die wirklich etwas verändern wollen, kann das Conscious Complaining möglicherweise die Lösung sein.

Conscious complaining als Alternative zum Meckern

Oft kann man beobachten, wie sich Menschen wutentbrannt und im falschen Ton über etwas beschweren. Sie scheinen verärgert, genervt oder wütend. Und manchmal ist dieses „Luft ablassen“ gar nicht schlecht. Laut Familientherapeutin Brigit Salewski kann es sich sogar positiv äußern:

  • Meckern entlastet, da wir unsere Gefühle herauslassen.
  • Durch die Beschwerde kommen wir in Kontakt mit Personen, denen es ähnlich geht.
  • Es kann zu Solidarität führen und ein Gemeinschaftsgefühl erzeugen.
  • Wer jammert, erhält Aufmerksamkeit für das Thema.

Meckern oder Jammern ist zunächst besser, als gar nichts zu sagen. Denn wer seine negativen Gefühle in sich hineinfrisst, wird auf Dauer auch nicht weiterkommen. Allerdings weist der Psychologe Jeffrey Lohr darauf hin, dass sich dauerhaftes Luft ablassen negativ auswirkt.

Das „Concious Complaining“ schließt genau diese Lücke: Statt unreflektiert aus sich heraus zu platzen, formuliert man die Beschwerde strategisch und lösungsorientiert.

So kommt die Achtsamkeit in die Beschwerde

Conscious Complaining und Achtsamkeit sind lernbar
Conscious Complaining und Achtsamkeit sind lernbar
(Foto: CC0 / Pixabay / Pexels)

Laut Statista reagieren 72 Prozent mit einer sofortigen Beschwerde auf schlechten Service und 83 Prozent warnen andere Menschen vor dem Unternehmen. Nur 38 Prozent formulieren eine E-Mail oder einen Beschwerdebrief. Angesichts der Emotionalität hinter Beschwerden, liegt die Vermutung nahe, dass die Warnungen und sofortigen Beschwerden weniger achtsam vermittelt werden, als die geschriebene E-Mail.

Consciousness, auf Deutsch Achtsamkeit oder Bewusstsein, bedeutet, den Moment bewusst zu erleben und auf das eigene Innere zu hören. Gute Neuigkeiten: Achtsamkeit kann man lernen.

Im Sinne von „Conscious Complaining“ bedeutet das, sich in der Situation der negativen Gefühle bewusst zu werden und zu reflektieren. Also nicht direkt aus sich herauszuplatzen.

Fünf Tipps für Conscious Complaining

Schritt für Schritt raus aus den Emotionen und hin zur achtsamen Beschwerde
Schritt für Schritt raus aus den Emotionen und hin zur achtsamen Beschwerde
(Foto: CC0 / Pixabay / geralt)

Wer sich beschwert, um eine Verbesserung zu erreichen, tut das am besten sehr bewusst. Die Psychiaterin Dr. Samantha Boardman formuliert fünf konkrete Tipps für eine achtsame Beschwerde:

  1. Zähle bis 10 und atme bewusst: Deine Wut verfliegt, wenn du dich auf deinen Atem konzentrierst.
  2. Gehe spazieren: Zeit in der Natur hilft meistens dabei, die Gefühle ins richtige Licht zu rücken.
  3. Plane deine Beschwerde strategisch:
    1. Beschwere dich nur, wenn es wirklich einen Zweck erfüllt.
    2. Halte dich dabei an die Fakten und bleib einer logischen Argumentation treu.
    3. Werde dir bewusst, was du erreichen willst und wie du es umsetzen kannst.
    4. Wähle für deine Beschwerde den richtigen Zeitpunkt und die richtige Ansprechpartner:in.
  4. Nenne deine Gefühle beim Namen: Wenn du deine Gefühle formulierst, verringert sich deren Wirkung. Das Eingeständnis, dass du verärgert oder wütend bist, dämpft die emotionale Belastung. Wenn es sich um langfristige Themen handelt, kann dir ein Tagebuch dabei helfen, deine Gefühle besser zu verstehen und zu kontrollieren.
  5. Mache ein „Beschwerde-Sandwich“: Am besten platzierst du deine Beschwerde zwischen zwei positiven Aussagen. Wenn du deine Anliegen positiv formulierst, ist dein Gegenüber weniger defensiv und motivierter, etwas zu ändern beziehungsweise dir entgegenzukommen.

Hin und wieder Luft ablassen ist nicht schlimm. Wird das Meckern zu viel, zieht es nur dich und dein Umfeld runter. Wähle lieber den Weg des Conscious Complaining und formuliere dein Anliegen als achtsame, strategische Beschwerde.

Weiterlesen auf Utopia.de:

** mit ** markierte oder orange unterstrichene Links zu Bezugsquellen sind teilweise Partner-Links: Wenn ihr hier kauft, unterstützt ihr aktiv Utopia.de, denn wir erhalten dann einen kleinen Teil vom Verkaufserlös. Mehr Infos.

Gefällt dir dieser Beitrag?

Vielen Dank für deine Stimme!

Verwandte Themen: