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Crowdfarming: So funktioniert das Prinzip

crowdfarming
Foto: CC0 / Pixabay / 12019

Crowdfarming ermöglicht einen direkten Kontakt zwischen Landwirt:innen und Konsument:innen. So kannst du zum Beispiel ein Bienenvolk adoptieren oder die Patenschaft für einen Orangenbaum übernehmen.

Was ist Crowdfarming?

Crowdfarming steht für einen direkten Kontakt zwischen Landwirt:innen und Konsument:innen – ohne lange Lieferkette. Dafür suchen Landwirt:innen vor allem online nach Abnehmer:innen für ihre Produkte. Sie nehmen Bestellungen entgegen und liefern die reifen Erzeugnisse direkt an die Kundschaft.

Das Konzept haben die beiden Landwirte Gabriel und Gonzalo Úrculo aus Valencia entwickelt. Sie begannen damit, direkte Abnehmer:innen für ihre Orangen zu suchen, um so die Lebensmittelproduktion transparenter zu machen und die Lieferkette zu verkürzen. Nach und nach nahmen sie weitere Obst- und Gemüsesorten und Honig in ihr Angebot auf.

Wie funktioniert Crowdfarming?

Mit Crowdfarming kannst du deinen eigenen Orangenbaum adoptieren
Mit Crowdfarming kannst du deinen eigenen Orangenbaum adoptieren
(Foto: CC0 / Pixabay / Capri23auto)

Das besondere an Crowdfarming ist, dass du deine Lebensmittel direkt bei den Erzeuger:innen bestellen kannst, die sie dann für dich anbauen. Das Prinzip ist einfach: Du übernimmst eine Patenschaft für eine Pflanze oder „adoptierst“ ein Bienenvolk und erhältst dafür die komplette Ernte über die Saison verteilt.

Die Auswahl reicht dabei von Früchten wie Orangen oder Granatäpfeln über bereits verarbeitete Waren wie Olivenöl bis hin zu tierischen Produkten wie Käse oder Wolle. Einen guten Überblick über mögliche Partnerschaften bietet die Plattform crowdfarming.com. Sie bündelt Angebote aus Europa und der ganzen Welt. Zusätzlich stellen sich die Landwirt:innen und ihre Projekte vor. Auf Bildern kannst du dir ihre Felder ansehen auch deinen adoptierten Baum. 

Wenn du kürzere Transportwege bevorzugst, kannst du auch eine Patenschaft innerhalb Deutschlands übernehmen. Das Informationsportal für Ökolandbau führt eine Liste über Biobetriebe, die Patenschaften anbieten

Vorteile von Crowdfarming

Durch den direkten Kontakt zwischen Landwirt:innen und Abnehmer:innen verkürzt Crowdfarming die Lieferkette. Das hat Vorteile für beide Seiten:

  • Landwirt:innen können besser planen, weil sie genau wissen, wie viel sie anbauen müssen. So können sie eine Überproduktion vermeiden und angemessene Preise kalkulieren. Durch Planungssicherheit haben sie außerdem mehr Gestaltungsspielraum: Sie können auf Qualität statt auf Masse setzen.
  • Abnehmer:innen wissen genau, wo ihre Lebensmittel herkommen und wie sie hergestellt werden. 
  • die kurze Lieferkette schützt Landwirt:innen vor Preisdumping durch Großhändler und macht die Preise für Verbraucher:innen transparenter.

Crowdfarming: Nachhaltige Alternative zum Supermarkt?

Deine Crowdfarming-Ernte legt oft eine lange Strecke zurück
Deine Crowdfarming-Ernte legt oft eine lange Strecke zurück
(Foto: CC0 / Pixabay / hpgruesen)

Viele Crowdfarming-Anbieter werben mit besonders nachhaltigen Produkten für verantwortungsbewusste Konsument:innen. Aber aufgepasst: Nur weil du eine lange Lieferkette umgehst, ist dein Produkt nicht automatisch nachhaltiger. Es lohnt sich, genauer hinzusehen:

  • Handelt es sich um zertifizierte Bio-Qualität? Fotos von Landwirt:innen auf dem Feld und der persönliche Kontakt können den Eindruck erwecken, dass es sich um ökologische Landwirtschaft handelt. Mit einem Bio-Siegel kannst du die ökologische Produktion leichter erkennen.
  • Gibt es positive Bewertungen von anderen „Pat:innen“? Wenn du die Ernte direkt von den Landwirt:innen beziehst, gibt es keine unabhängige Instanz, die die Qualität überprüft. Waren in Supermärkten müssen hingegen den Ansprüchen der Ketten genügen. Öko-Test fand in Orangen eines Direkt-Anbieters zum Beispiel ein Pestizid, welchen in der EU verboten ist. Rückmeldungen von Patenschaften sorgen für mehr Transparenz.
  • Stimmt das Preis-Leistungs-Verhältnis? Informiere dich darüber, wieviele Kilogramm Ernte du in etwa erwarten kannst, bevor du eine Patenschaft abschließt. So kannst du den Preis für ein Kilo Ernte abschätzen und mit Preisen im Bio-Markt vergleichen.
  • Lohnt sich der direkte Versand? Für die Landwirt:innen ist der Versand oft mit einem großen Aufwand verbunden: Sie müssen ihre Produkte für jede:n Einzelne:n extra verpacken und versenden. Besonders für Produkte aus dem Ausland ist dies unter Umständen weniger nachhaltig als ein gesammelter Transport an einen größeren Abnehmer. Frag im Zweifel nach, wie deine Produkte verpackt werden. Auch kannst du gezielt nach Crowdfarming-Anbietern aus deiner Region suchen.

Wenn du diese Fragen sicher mit Ja beantworten kannst, ist Crowdfarming eine gute Alternative zum Supermarkt. Wenn du nicht sicher bist, bietet sich der Gang in einen lokalen Bio-Markt an: Hier erhältst du garantiert Lebensmittel in Bio-Qualität, oft lose oder nachhaltig verpackt. Viele Märkte arbeiten zudem mit ausgewählten Bio-Landwirt:innen zusammen und umgehen so ebenfalls eine lange Lieferkette.

Hinweis: Kleine Betriebe können sich oft keine Bio-Zertifizierung leisten, arbeiten aber mitunter auch nachhaltig. Frage in solchen Fällen am besten genau nach, nach welchen Prinzipien sie arbeiten, und entscheide von Fall zu Fall.

Crowdfarming: Solidarische Landwirtschaft 2.0?

In der solidarischen Landwirtschaft schließen sich Landwirte und Verbraucher zusammen
In der solidarischen Landwirtschaft schließen sich Landwirte und Verbraucher zusammen
(Foto: CC0 / Pixabay / Goumbik)

Das Crowdfarming-Prinzip erinnert an das Konzept der solidarischen Landwirtschaft: Landwirt:innen und Verbraucher:innen schließen sich zusammen, um eine unabhängige Lebensmittelversorgung zu garantieren.

Crowdfarming ist allerdings weniger regional gebunden als die solidarische Landwirtschaft. Die Patenschaft, die du beim Crowdfarming übernimmst, ist symbolischer Art.

Anders als bei der solidarischen Landwirtschaft darfst du nicht automatisch bei landwirtschaftlichen Prozessen mitbestimmen. Auch wirst du nicht mit allen Erzeugnissen, die die Landwirt:innen produzieren, versorgt. Du erhältst nur die Ernte des Tieres oder der Pflanze, für das du eine Patenschaft übernommen hast.

Anders als bei der solidarischen Landwirtschaft kannst du über Crowdfarming auch Lebensmittel beziehen, die nicht bei uns wachsen. Wenn du sie über diesen Weg kaufst, ermöglicht das einen kurzen und transparenten Lieferweg.

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