Das EU-Bio-Siegel ist eines der bekanntesten, weil am meisten verbreiteten Labels für Nahrungsmittel. Utopia zeigt, was es gewährleistet, wo es Probleme gibt und was die strengeren Alternativen sind.
Wer innerhalb der Europäischen Union seine Produkte „bio“, „öko“ oder „aus kontrolliert biologischem Anbau“ nennen möchte, der braucht seit dem 1. Juli 2010 verpflichtend das EU-Bio-Siegel. Es kennzeichnet Erzeugnisse oder Produkte, die aus ökologischer Landwirtschaft stammen und deren Erzeuger oder Verarbeiter die Kriterien für ökologischen Landbau einhalten, so wie sie das EU-Recht definiert. Wer noch höhere Standards einhält, kann zusätzlich weitere Bio-Labels verwenden.
- Vergeben in: EU
- Vergeben von: Europäische Union
- Kategorie: Essen und Trinken
- Produkte: Fleischprodukte, Käse, Milch, Eier, Salat, Obst, Getreideprodukte, Gewürze
- Gelabelte Produkte: mehrere Hunderttausend
- Utopia-Bewertung: empfehlenswert. Aber es geht noch besser!
EU-Bio-Siegel: die Kriterien
Das EU-Bio-Siegel hat zum Ziel, die biologische Landwirtschaft über klar definierte Regeln zu fördern. Ein Lebensmittel darf nur dann „bio“ oder „öko“ genannt werden, wenn es zu mindestens 95 Prozent folgenden Kriterien entspricht:
- Verzicht auf chemische Pflanzenschutz- und Düngemittel
- höchstzulässige Anzahl von Tieren pro Hektar
- artgerechte Haltungsformen
- biologische Futtermittel sowie Verbot von Antibiotika zu anderen als medizinischen Zwecken
- Verbot von Gentechnik
- in verarbeiteten Lebensmitteln sind nur 49 Zusatzstoffe erlaubt (statt der 316 in konventionellen Produkten)
Seit 2010 gibt es auch EU-Standards für gezüchteten Bio-Fisch aus Aquakulturen mit Kriterien zu tiergemäßen Haltungssystemen, maximalen haltungsdichten und nachhaltigen Futtermitteln.
Alle verpackten Bio-Produkte müssen das EU-Bio-Label tragen. Freiwillig können andere Bio-Logos abgedruckt werden.
EU-Bio-Siegel: die Kontrollen
Hersteller von Öko-Produkten müssen sich bei einer zugelassenen Öko-Kontrollstelle anmelden. Erzeuger wie Händler müssen dabei nachweisen, dass sie ökologisch wirtschaften bzw. in der Lage sind, eine Vermischung von Bioware mit konventionellen Rohstoffen zu vermeiden und die Rückverfolgbarkeit zu gewährleisten.
Nach der ersten Prüfung, bei der ein Kontrolleur den Betrieb begutachtet, werden die Nutzer des Zeichens mindestens einmal jährlich kontrolliert, ungefähr jeder fünfte Besuch erfolgt unangemeldet.
Kritik am EU-Bio-Siegel
Für Kritiker stellt die Bioähre eine Art „Bio light“ dar – schließlich sind unter ihrem Dach europaweite Anbauinteressen versammelt. Ein Beispiel: Die Samen für EU-Bioprodukte können sehr wohl auch konventionell sein, wenn es nicht ausreichend Bioqualität am Markt gibt. Nur Gentechnik oder chemische Vorbehandlung sind ausgeschlossen.
Auch der Begriff „artgerechte Haltung“ ist alles andere als eindeutig. Das Biosiegel erlaubt etwa die doppelte Zahl der pro Fläche erlaubten Legehennen oder Masthühner als die drei größten deutschen Bioverbände Bioland, Demeter und Naturland.
Die EU-Bio-Siegel-Richtlinien machen zudem keine Angaben zur Entfernung des Schlachthofs. Während Transporte bei Bioland, demeter und Naturland auf maximal vier Stunden oder 200 Kilometer festgelegt wurden, kann ein Schwein mit EU-Bio-Siegel eine Fahrt durch halb Europa hinter sich haben.
Nachhaltigkeit bewertet das EU-Bio-Siegel nicht ausdrücklich. Unsinnige Bio-Produkte können auch dann aus dem fernen Ausland kommen, wenn bei uns regionale Bio-Produkte zu haben wären – typisch für „Billig-Bio“. Auch über unnötige Verpackung macht das Zeichen EU-Bio keine Aussage.
Alternativen zum EU-Bio-Siegel
Es gibt derzeit keine Alternative zum EU-Bio-Label, es ist das Standardsiegel für Bio-Produkte.
Bio-Anbauverbände wie Naturland, Bioland, Demeter vergeben andere, eigene Zeichen. Sie sind strenger und daher stets empfehlenswerter als das EU-Bio-Siegel, damit ausgezeichnete Produkte werden aber stets auch das EU-Bio-Siegel tragen.

In Deutschland findet man noch das „deutsche Bio-Siegel“ mit sechs Ecken. Es kennzeichnet seit 2001 Produkte, die der EG-Öko-Verordnung genügen. Es wurde jedoch 2010 vom EU-Bio-Siegel mit den weißen Sternen auf grünem Grund abgelöst. Aufgrund des hohen Bekanntheitsgrads verwenden viele Hersteller das deutsche Bio-Zeichen parallel weiter. Auch versehen viele Anbieter ihre Produkte mit beiden Siegeln, vielleicht weil es nach „mehr“ aussieht. Aber: Das sechseckige Bio-Siegel ist eigentlich überflüssig und hat heute keine eigenständige Aussage mehr.
Supermarktketten und Discounter führen zuweilen eigene Bio-Zeichen. Diese haben nicht die Aussagekraft des Bio-Siegels sondern sind eine reine Werbemaßnahme. Solange die Packung auch das entscheidende EU-Bio-Siegel trägt, ist dagegen aber wenig zu sagen.

Biosiegel Bayern
Das Bundesland Bayern hat sich über die EU 2015 ein eigenes Bio-Siegel besorgt. Es verbindet Bio-Vorgaben mit regionaler Herkunft und soll dem gestiegenen Interesse der Verbraucher nach nachvollziehbarer Herkunft Rechnung tragen. Das Bio-Siegel Bayern verspricht ein höheres Niveau mit strengeren Regeln (im Vergleich zum EU-Bio-Siegel), einen lückenlosen Herkunftsnachweis und ein mehrstufiges, staatlich kontrolliertes Kontrollsystem. Infos dazu auf biosiegel.bayern.
Zu kritisieren ist, dass hiermit ein weiteres Zeichen eingeführt wird, was nicht eben für mehr Verbraucherklarheit sorgt. Hessen und Baden-Würtemberg hatten ähnliches versucht, mit dem sechseckigen Deutschland-Siegel und einem zusätzlichen Regionalhinweis.
Verfügbarkeit: fast überall
Produkte mit dem EU-Bio-Siegel gibt es in praktisch jedem Supermarkt, auch beim Discounter. Dennoch sollte man Bio-Produkte vorzugsweise im Bio-Handel kaufen (Liste: Bio-Supermärkte, Liste: Online-Bio-Shops). Ein Grund ist zum Beispiel, dass dort Bio-Gemüse nicht extra verpackt ist – anders als im konventionellen Supermarkt, wo es stets zusätzlich in Plastik steckt, um eine Kontamination zu vermeiden.
Utopia-Fazit
Das EU-Bio-Siegel ist empfehlenswert und es ist besser, Bio statt konventionelle Ware zu kaufen. Bio stellt einen Mindeststandard dar und gewährleistet dabei einen deutlichen Mehrwert für Umwelt, Menschen, Tiere. Es ist daher das Minimum, auf das Konsumenten achten sollten.
Wichtige Beiträge zum Thema auf Utopia.de:
- Beiträge zu den Themen Bio und Bio-Produkte
- Wann Bio wirklich Bio ist
- Studie beweist: Bio ist gesünder
- Bio-Siegel: Was haben die Tiere davon?
- Ratgeber: Bio-Fleisch
- Bio von Aldi im Preis-Check
Beispiele für Produkte mit EU-Bio-Siegel:
- Bio-Eier, Bio-Bier, Bio-Lachs, Bio-Grillwürste
- Bio-Adventskalender, Bio-Weihnachtsmänner, Bio-Weihnachtsmärkte
Externe Info-Seiten:
Utopia.de-Bestenlisten:
Mehr Labels im Utopia Siegel-Guide.
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- Nordic Ecolabel: Das skandinavische Umwelt-Siegel
- RenewablePLUS
- Gemeinwohl-Ökonomie: Bilanzierendes Unternehmen
- Gäa - ökologischer Landbau
Liebe Utopias,
ein Hinweis, den ich wichtig finde: auch wenn die Verbände wie Demeter, Naturland oder Bioland höhere Bio-Standards haben, ist EU-Bio immer noch der höchste Standard der Landwirtschaft, der gesetzlich festgelegt und kontrolliert ist. Bio light ist da – wenn man das mit den schädlichen Praktiken der konvetionellen Landwirtschaft vergleicht – irreführend. Verbands-Bio ist Premium, klar. EU-Bio ist wichtig aber immer noch sehr viel mehr Klima, Umwelt, Tiere und Kunden als in fast jedem herkömmlichen Produkt steckt.
deswegen wundert sich die EU-Kommission auch ,dass in Deutschland und einigen anderen Staaten z.B. oft ein Vielfaches der in der EU -VO vorgesehenen 3000 Legehennen in einem Stall gehalten werden
Neuer Bio Standard braucht Transparenzsiegel !
Ob die Verbraucher von den lobenswerten Bemühungen der EU profitieren, den Bio Standard EU-weit zu verbessern, wird sich in den nächsten Jahren herausstellen. Allerdings wird es für den Verbraucher durch die neuen Regeln nicht einfacher. Was wir jetzt in der EU, in Deutschland und möglichst auch weltweit brauchen, ist ein Transparenz-Siegel, dass nicht nur die ÖKOLOGIE sondern auch die Bereiche SOZIALES, ÖKONOMIE (Wertschöpfungsketten usw.) und SEKTOR (Qualität, Funktionaltität, Verpackung usw.) berücksichtigt. Dieses Metasiegel berücksichtigt alle seriösen vorhandenen Siegel. Der Verbraucher sieht beim Transparenz-Siegel auf einen Blick ob seine persönlichen Anforderungen an Nachhaltigkeit erfüllt werden: http://www.Transparenzsiegel.info
Johannes Hegmans, 29.06.2017
Hallo,
„… Verbot von Antibiotika zu anderen als medizinischen Zwecken …“ — also dürfen weiter Unmengen von dem Zeug verabreicht werden? Denn zu medizin. Zwecken ist entweder klar oder auslegbar, oder?
„… 49 Zusatzstoffe, statt 316 …“ Das ist ja unfassbar, skandalös,ein Verbrechen am Menschen, und alles aus Profitsucht. Was stopfen diese Süchtigen dann nur in sich rein,auch die soetwas absegnen?
Gruß