Maya Leinenbach, 19, ist Deutschlands erfolgreichste vegane Foodbloggerin. Über 6 Millionen Menschen erreicht sie als „fitgreenmind“ mit ihren Rezepten. Warum sie vegan wurde, was sie von Fleischersatzprodukten hält und welche ihre aktuellen Lieblingsrezepte sind, verrät sie im Interview.
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Utopia: Wann hast du dich erstmals mit dem Thema vegane Ernährung beschäftigt und wie kam es dazu?
Maya Leinenbach: Ich bin im Januar 2019 vegan geworden. Meine große Schwester ist seit Ewigkeiten Vegetarierin, daher haben wir in der Familie sowieso schon eher wenig mit Fleisch gekocht. Ehrlich gesagt hatte ich früher wenig Verständnis dafür, dass meine Schwester kein Fleisch isst. Wegen einer Schularbeit musste ich mich aber dann mit veganer Ernährung auseinandersetzen, besonders mit den Auswirkungen auf die Umwelt. Das hat mich zum Nachdenken angeregt und bin zu dem Schluss gekommen, dass ich einfach mal ausprobiere vegan zu essen. Das habe ich dann so ziemlich von heute auf morgen gemacht und es ist mir gar nicht so schwergefallen, wie ich dachte – und seitdem bin ich vegan.
Wie hat deine Familie darauf reagiert? Und dein weiteres Umfeld?
Meine Schwester beharrt immer darauf, dass sie den Grundstein für meine vegane Ernährung gelegt hat (lacht). Meine Familie ist, bis auf meinen kleinen Bruder, so zu 90-95 Prozent vegan mittlerweile. Als ich gesagt habe, ich möchte vegan essen, fanden meine Eltern das erst ein bisschen extrem. Dann habe ich mehr selbst gekocht, um ihnen zu zeigen, wie vielfältig veganes Essen sein und wie gut es schmecken kann. Das hat sie nach und nach überzeugt. Von meinen Freunden ist keiner vegan oder vegetarisch. Manchmal kamen natürlich ein paar Sprüche, aber generell haben sie mich sehr unterstützt. Ich habe oft selbst gekochtes Essen mit in die Schule gebracht und das wollten alle mal probieren.
„Ich bin immer dran geblieben“
Wie hast du dann deine Social Media-Karriere gestartet?
Ich habe schon immer gern mit meiner Mama gekocht und wir hatten die Vision, irgendwann ein eigenes Kochbuch rauszubringen. Ich dachte aber, wenn ich jetzt ein Kochbuch schreibe, kauft das keiner. Daher wollte ich mir erstmal eine Community aufbauen. Als Teenager hat man ja Instagram und Co. – und da habe ich dann einfach mal losgelegt, so etwa zu der Zeit, als ich vegan wurde. Auch das habe ich von heute auf morgen gestartet und Learning by Doing praktiziert. Die Entscheidung, meine Videos auf Englisch zu machen kommt daher, dass ich so einfach viel mehr Menschen erreichen kann – zugleich war das auch eine gute Englischübung für mich (lacht). Ich habe aber deutsche Untertitel.
Heute erreichst du über Social Media um die 6 Millionen Menschen und bist damit Deutschlands erfolgreichste vegane Foodbloggerin – wie erklärst du dir diesen Erfolg?
Erklären kann ich mir das tatsächlich nicht so genau. Allerdings bin ich immer dran geblieben. Auch, als meine Kanäle noch nicht bekannt waren habe ich täglich an den Inhalten gearbeitet und versucht mich zu verbessern. Irgendwann hat sich die Arbeit dann ausgezahlt. Vielleicht spielt auch eine Rolle, dass ich mich selbst in meinen Videos zeige und so quasi mit den Leuten koche. Und ich habe das Ganze rund um die Corona-Zeit gestartet, das hat mir vielleicht auch geholfen. Die Leute konnten nicht mehr essen gehen, haben mehr selbst gekocht, Veganismus war ein aufsteigendes Thema.
„Vegan kochen ist schon ein bisschen anders“
Hast du einen konkreten Tipp für Menschen, die ihre Ernährung gerne auf vegan umstellen oder zumindest weniger tierische Produkte essen möchten?
Man muss sich schon ein bisschen mit dem Thema beschäftigen, man kann nicht einfach Kartoffeln mit Spinat und Ei im Kopf haben und dann das Ei weglassen, denn so fehlen ja Nährstoffe. Ich finde es eine gute Idee, wenn Vegan-Einsteiger sich gezielt ein Rezept aussuchen, die Zutaten dafür einzukaufen und dann auch wirklich nach Rezept kochen. Denn vegan kochen ist schon ein bisschen anders als nicht-vegan kochen. Man entwickelt mit der Zeit aber ein Gefühl, was man wie ersetzen kann. Und dann kann man mehr und mehr freestylen – was ich auch sehr gerne mache.
Bei welchen tierischen Lebensmitteln ist dir der Verzicht am schwersten gefallen?
Der Klassiker ist ja eigentlich Käse (lacht). Zum Glück war ich noch nie so ein krasser Käseliebhaber. Ich habe eher Joghurt oder Quark vermisst am Anfang. Zum Glück gibt es da aber wirklich gute vegane Produkte. Eier haben mir auch eine Weile gefehlt, meine Mutter hat immer einen richtig leckeren Kaiserschmarrn gemacht, da waren, glaube ich, sechs Eier drin. Aber auch da findet man mit der Zeit Alternativen.
Wie erreicht man Menschen, die bisher skeptisch gegenüber veganer Ernährung sind?
Jedenfalls nicht mit erhobenem Zeigefinger, denn ich denke Druck erzeugt nur Gegendruck. Es gibt auch Leute, die wollen einfach nicht offen sein und das muss man dann auch hinnehmen. Mein Motto ist daher „inspirieren statt missionieren“. Den Menschen zeigen, dass es einen anderen Weg gibt, den man ausprobieren kann. Niemand muss perfekt sein, man kann einfach mal ein veganes Gericht kochen und schauen, wie es schmeckt. Von Leuten, die das gemacht haben, bekomme ich viel Feedback, dass sie ihr erstes veganes Gericht richtig lecker fanden, obwohl sie das nicht erwartet hatten.
„Jeder Schritt hin zu pflanzlicher Ernährung ist super“
Erfährst du Unverständnis oder sogar Hassnachrichten, weil du dich für vegane Ernährung stark machst?
Mit steigender Reichweite erreicht man natürlich auch Leute, die negativ gegenüber dem Thema Veganismus eingestellt sind. Ich bekomme tatsächlich sehr wenig Hate, aber ich poste eben auch nur Rezepte. Wenn ich tatsächlich mal plakativen Hass in Kommentaren bekomme, dann macht das eigentlich nichts mit mir. Das sagt mehr über die kommentierende Person, als über die Person, an die es gerichtet ist.
Ich denke, dass eine starke Ablehnung oft von einem Schwarz-Weiß-Denken kommt. Und Essen ist ja auch Teil unserer Kultur. Wenn jemand seit 30 Jahren Fleisch isst und dann kommt auf einmal jemand und sagt „was du machst, ist schlecht, du bist ein schlechter Mensch“ – dann fühlt man sich natürlich angegriffen. Daher denke ich, dass man das Thema ein bisschen aufbrechen muss und auch die Grauzonen mit einbeziehen. Man muss nicht komplett vegan sein, jeder Schritt hin zu pflanzlicher Ernährung ist super.
Wenn du mit nur einem Rezept Nicht-Veganer:innen begeistern wollen würdest – welches wäre das und warum?
Ich glaube, das wäre Butter-Tofu, also wie ein indisches Butter-Chicken, nur mit Tofu. Dazu Reis oder smashed potatoes – megalecker! Das ist nämlich eines der wenigen Tofu-Rezepte, die auch mein kleiner Bruder gerne isst – und der ist hart in seinem Urteil (lacht).
Was hältst du von Fleischersatzprodukten? Und von Lab Meat?
Ich finde Fleischersatzprodukte eigentlich ganz cool und finde es super, dass sich der Markt in diesem Bereich in den letzten Jahren so weiterentwickelt hat. Gerade für Leute, die gerne den Geschmack und die Textur von Fleisch mögen, aber aus ethischen oder Umweltgründen weniger Fleisch essen möchten, kann das eine gute Alternative sein. Ich esse sie ab und zu, da sie im Alltag einfach und schnell zubereitet sind – aber generell mache ich die Sachen lieber selbst.
Auch Lab Meat finde ich eine interessante Entwicklung und erstaunlich, wie weit die Wissenschaft da mittlerweile ist. Auch hier denke ich, dass es eine Option für Menschen sein könnte, die eigentlich nicht gern auf Fleisch verzichten, aber wegen des Tierwohls und der Umwelt etwas verändern möchten. Ob ich es selbst essen würde, weiß ich nicht, den Geschmack von einem Steak vermisse ich nicht. Aber wenn ich die Chance hätte, es einmal auszuprobieren, würde ich es vielleicht tun.
Verrätst du uns deine drei persönlichen Lieblingsrezepte fürs Frühstück, Mittag- und Abendessen?
Ich frühstücke aktuell gerne herzhaft, daher würde ich da Smashed Pea Toast wählen. Das ist so ähnlich wie Guacamole aber eben aus Erbsen und somit proteinreicher und regionaler. Als Mittagessen mache ich mir gerne Orzo-Salat, das sind diese kleinen Nudeln, die wie Reis aussehen. Dazu mache ich Gemüse, Tofu und ein Tahini-Dressing. Und abends – ich liebe Lasagne! Sie ist zwar ein bisschen aufwendig, aber wenn es sie gibt, umso besser (lacht).
Maya Leinenbach („fitgreenmind“) findest du unter anderem auf Instagram, TikTok und YouTube. Ihr Kochbuch „Ach, das ist vegan?“ ist unter anderem erhältlich bei Buch7, Thalia oder Amazon
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