Eine neue Studie gibt Hinweise darauf, dass der menschengemachte Klimawandel noch drastischer ist als bislang angenommen. Denn die Erde hat sich offenbar doch stärker erwärmt als bisher vermutet.
Eine aktuelle Studie aus dem Mai 2024 belegt einen traurigen Rekord: Zwischen dem 30. und 90. Breitengrad war der Sommer 2023 der wärmste Sommer seit 2000 Jahren. Die Forschenden der Uni Mainz untersuchten dabei zunächst aufgezeichnete Temperaturen für die Sommermonate zwischen 1850 und 1900. Dieser Zeitraum ist auch als „vorindustrielle Phase“ bekannt. In dieser Zeit vor der industriellen Revolution wurden vom Menschen kaum Treibhausgase verursacht.
Die Forschenden fanden heraus, dass die Temperaturen in diesen Jahren vermutlich kühler waren als bislang gedacht. Dies wäre ein Beleg dafür, dass sich die Erde seit dem Anthropozän – also der Phase, in dem der Mensch umfassender in die globale Umwelt eingriff – sehr viel stärker erwärmt hat, als bisherige Zahlen vermuten lassen.
1,5-Grad-Ziel schon verfehlt
Laut den Ergebnissen der Studie war der Sommer 2023 auf der Nordhalbkugel bereits 2,07 Grad wärmer als der Sommer zwischen 1850 und 1900. Das 1,5-Grad-Ziel wurde damit also bereits verfehlt.
Die Forschenden griffen für diese Erhebungen auf ein Archiv von Klimadaten zurück. Diese dokumentieren die Jahresringe von Bäumen. Anhand dieser Baumringe können Wissenschaftler:innen auch Schlüsse über die jeweils herrschenden Temperaturen in unterschiedlichen Wachstumsperioden ziehen.
Dieser Wissenschaftszweig wird als Dendochronologie bezeichnet. Dabei gilt: Je breiter die Jahresringe, desto wärmer und feuchter war der entsprechende Sommer. Mit dieser Methode kamen die Forschenden zu dem Schluss, dass die Wetteraufzeichnungen der vorindustriellen Periode ungenau waren: Die aufgezeichneten Temperaturen waren dabei durchweg wärmer als die ermittelten Werte aus den Baumringen. Eigentlich war die vorindustrielle Periode also kühler als bislang angenommen.
Heißeste Phase seit Christi Geburt
Das Forschungsteam befasste sich jedoch nicht nur mit Temperaturen seit 1850, sondern wertete alle Daten seit Christi Geburt aus. Dabei kam heraus, dass die kühlste Phase in den letzten 2000 Jahren im sechsten Jahrhundert zu verorten ist. So fanden sechs der zehn kältesten Sommer zwischen 536 und 546 statt. Grund für die Kälte waren Vulkanausbrüche, die Material in die Atmosphäre beförderten, das als eine Art Wand zwischen Sonnenstrahlen und Erdoberfläche fungierte.
Die heißeste Phase der letzten 2000 Jahren findet hingegen jetzt statt. So gehören die letzten 25 Jahre zu den 30 wärmsten Jahren. Prof. Dr. Jan Esper, Leiter der Forschungsgruppe, sieht die Studienergebnisse als Anlass dafür, die bisherigen Klimaziele neu zu kalkulieren. Gegenüber dem MDR schlussfolgert er: „Je länger wir warten, umso teurer und schwieriger wird es, diesen Prozess zu verlangsamen oder zu stoppen.“
Implikationen des heißen Sommers
Insgesamt belegen die Forschungen also, dass der anthropogene Einfluss auf die Umwelt deutlich drastischer ist, als Forschende bislang vermutet haben. Diese Veränderungen, die die Klimakrise mit sich bringt, haben dabei verheerende Auswirkungen auf die Artenvielfalt und verursachen ein massives Artensterben. Zudem führt die Klimakrise zu einer Verschiebung der Jahreszeiten und begünstigt extreme Wetterereignisse wie Stürme, Hitzeperioden, Dürren und Überschwemmungen zu, was die Lebensbedingungen auf unserem Planeten drastisch verschlechtert.
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