Die Reisezeit ist angebrochen und viele Menschen suchen Abenteuer im Urlaub. Für manche bedeutet dies Selfies mit „wilden“ Tieren oder der Ritt auf einem Esel. Warum du diese Art der Attraktionen nicht unterstützen solltest und wie die Tiere leiden, erfährst du hier.
Bereits 2018 ereignete sich ein Vorfall, der auf besonders traurige Weise das Problem des Tier-Tourismus verdeutlicht: Das Kreuzfahrtschiff MS Bremen war damals auf einer Expeditionstour in der arktischen Polarinselgruppe Spitzbergen unterwegs. Die Crew wollte einen Landgang vorbereiten – ein Team aus sogenannten „Eisbärwächtern“ inspizierte zunächst die Umgebung an Land. Dabei stießen sie auf einen Eisbären, der einen der Wächter angriff und am Kopf verletzte. Die Wächter:innen erschossen das Tier daraufhin – aus Notwehr, schrieb Reiseveranstalter Hapag Lloyd damals in einem Statement.
Aber wieso musste es überhaupt so weit kommen? Eisbären sind ohnehin vom Aussterben bedroht, ihr Lebensraum wird unter anderem wegen des Klimawandels immer kleiner. Ist es dann vertretbar, Kreuzfahrten und Expeditionstouren in diese Gebiete zu unternehmen?
Leider ist der Eisbär nur ein Symbol für die Rücksichtslosigkeit vieler Tier-Tourismus-Angebote – wenn auch ein besonders tragisches. Immer wenn Tiere zu Tourist:innen-Attraktionen werden, ist das Risiko groß, dass viel Leid damit verbunden ist. So auch bei diesen fünf Beispielen:
1. Auf Elefanten reiten
Egal ob Thailand, Sri-Lanka oder Myanmar – Elefantenreiten ist für viele Asienreisende der Höhepunkt ihres Urlaubs. Viele Angebote vermitteln sogar, dass man den Tieren etwas Gutes tut, dabei ist das Gegenteil der Fall.
In Sri Lanka und Thailand werden Elefantenbabys illegal eingefangen. Auf der Jagd nach ihnen töten die Wilderer bis zu fünf erwachsene Tiere, die ihren Nachwuchs schützen wollen, schreibt der Tierschutzverein Pro Wildlife. In Gefangenschaft werden die Jungtiere brutal gezähmt, indem sie mit Ketten an den Beinen fixiert und mit Wasser-, Nahrungs- und Schlafentzug gequält werden, bis ihr Wille gebrochen ist. Mit spitzen Haken werden die Tiere malträtiert – der Respekt wird ihnen buchstäblich eingeprügelt. Wer darauf achtet, entdeckt die dadurch entstandenen Narben bei den Tieren.
Elefanten sind Wildtiere, die am besten in der Freiheit aufgehoben sind. Pro Wildlife rät deshalb dazu, jegliche Attraktionen zu meiden, bei denen Elefanten in Camps oder Auffangstationen, bei Prozessionen oder Festumzügen betrachtet und berührt werden können. Vor allem reiten solltest du nicht auf Elefanten. Der Verein empfiehlt die Tiere nur in Freiheit unter professioneller Führung zu betrachten. Weitere Tipps findet ihr auf der Seite des Vereins.
2. Aquarien und Tiershows
In Aquarien und Tiershows können Tierfans Orcas und Delfine aus nächster Nähe beobachten. Für Urlauber:innen ist es ein beeindruckendes Erlebnis, wenn die gigantischen Meerestiere nur eine Hand breit entfernt vorüberschwimmen oder aus dem Becken springen.
Für die Tiere bedeutet das allerdings Stress pur: Die Haltungsbedingungen in den Aquarien sind katastrophal, erklärt der Geschäftsführer des Wal- und Delfinschutz-Forums (WDSF) Jürgen Ortmüller im Interview mit welt.de. In Freiheit können Delfine bis zu 100 Kilometer weit schwimmen und bis zu 500 Meter tief tauchen. Ein Delfinarium kommt im besten Fall auf bis zu zwölf Meter Tiefe.
Während der Shows sind Delfine und Orcas ständig dem Lärm von Musik und Applaus ausgesetzt. Doch das schlimmste: Tausende Wale und Delfine sterben in den Aquarien. Die traurige Ursachen: Die Tiere vereinsamen in Gefangenschaft. Das schwächt ihr Immunsystem, was wiederum zu Krankheiten wie Lungenentzündungen, Magengeschwüren und Blutvergiftungen führt, an denen die Tiere schließlich verenden. Laut Ottmüller sind sogar Fälle von Selbstmord bei Delfinen bekannt, bei denen die Tiere einfach bewusst aufhörten zu atmen.
Von der unbeschreiblichen Enge der Aquarien, in die Tiere gepfercht werden, die in freier Wildbahn am Tag bis zu mehrere hundert Kilometer zurücklegen, mal ganz zu schweigen. Der Experte meint deshalb: „Es gibt für die freiheitsliebenden Meeressäuger keine akzeptablen Haltungsbedingungen in Gefangenschaft.“
3. Haie, Wale und Delfine in freier Wildbahn beobachten
Nicht nur Aquarien sind problematisch – sondern auch solche Angebote, bei denen man Haie, Wale, Delfine oder auch Rochen in ihrer natürlichen Umgebung beobachten kann. Ob auf den Malediven, in Sansibar oder auf Bali – beim Tauchen, Schnorcheln oder auf Booten können Tourist:innen die Tiere aus nächster Nähe beobachten, füttern oder gar berühren. Je mehr Tourist:innen auf einmal kommen, desto mehr Stress bedeutet das für die Tiere. Die Folge sind Verletzungen und Verhaltensänderungen: Die Tiere flüchten aus Angst und werden so dauerhaft aus ihrem Lebensraum vertrieben.
Eine Studie britischer Meeresbiolog:innen zeigt, dass der Delfintourismus auf Sansibar gravierende Auswirkungen auf das Sozialleben der Tiere hat. Die Anwesenheit von Menschen führt bei den Tieren dazu, dass sie sich weniger um ihren Nachwuchs kümmern, nicht zur Ruhe kommen und weniger Zeit für die Futtersuche, zum Schmusen und Spielen aufbringen.
4. In Griechenland auf Eseln reiten
Tierschützer:innen haben auch den Missbrauch von Eseln auf der griechischen Insel Santorin angeprangert. Wie die Tierschutzorganisation Network for Animals berichtete, müssten Esel dort teilweise ohne Pause sieben Tage die Woche arbeiten, in der prallen Hitze Tourist:innen, die teils viel zu schwer für die Tiere sind, über steile Wege und Treppen transportieren.
Ein Foto der Tierschutzorganisation zeigt eine übergewichtige Urlauberin auf einem abgemagerten Tier. Wir möchten explizit darauf hinweisen, dass es uns hier nicht um die Diffamierung übergewichtiger Menschen geht, sondern um den Missbrauch von Tieren. Dieser findet genauso statt, wenn Menschen mit Normalgewicht auf diesen Eseln reiten.
Ein anderes Bild zeigt einen Esel mit aufgeriebenem, blutendem Widerrist. Die Organisation berichtet, dass die Tiere nicht genügend Wasser bekommen und teils so erschöpft sind, dass sie häufig nicht mehr aufstehen können.
5. Schnappschüsse mit Tigern, Haien oder Baby-Alligatoren
Für die Urlauber:innen ein riesen Spaß – für die Tiere die reine Qual: An vielen Urlaubsorten können Tourist:innen gegen Geld Wildtiere streicheln, hochnehmen und sich mit ihnen fotografieren lassen. Selfies mit Tierbabys sind dabei besonders beliebt.
Die Tiere sind dabei Stress und Misshandlungen ausgesetzt, doch es kommt noch dicker: Primaten werden laut Peta oftmals die Zähne gezogen oder abgeknipst, damit sie die Tourist:innen nicht verletzen können. Aus demselben Grund werden Baby-Alligatoren in den Everglades (US-Bundesstaat Florida, USA) die Mäuler zugeklebt.
Laut PETA können Tourist:innen in einem Restaurant in Mexiko sogar mit einem Ammenhai schwimmen und Selfies machen – natürlich gegen Geld. Das Tier lebt unter unwürdigen Bedingungen in einem winzigen Becken und erleidet jedes Mal Todesqualen, wenn Menschen sich mit ihm fotografieren lassen wollen.
Peta rät, von solchen Touristenattraktionen abzusehen. Weil man damit nur die Jagd auf die Wildtiere, deren Gefangenschaft und katastrophalen Haltungsbedingungen unterstützt.
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English version available: 5 Animal Attractions You Should Skip This Vacation
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