Für Skifahrer und Snowboarder sind die Alpen das Paradies – für Naturschützer die Hölle: Die Arte-Dokumentation „Rummelplatz Alpen“ zeigt, wie für den Wintersport ganze Landstriche zerstört werden. Umweltschutz? Fehlanzeige…
Die Alpen sind längst kein Stück unberührte Natur mehr: Eine regelrechte Alpen-Industrialisierung hat zwischen einst ruhigen Bergkämmen gigantische Hotel-Burgen entstehen lassen. Jedes Jahr werden unzählige neue Almhütten und Hotels im traditionellem Baustil gebaut, doch mit Tradition habe das alles längst nichts mehr zu tun: „Alpine Geschmacksverwirrung“ nennen Kritiker in der Arte-Doku die Hotels und Almhütten. Denn ganze Städte werden in den Alpen nur für die Touristen gebaut, der traditionelle Alpen-Charm nur vorgetäuscht. So gibt es inzwischen sogar Plattenbauten mitten in den Alpen.
Rummelplatz Alpen: Dokumentation über den Wahnsinn der Freizeitindustrie
Die Kommerzialisierung der Alpen ist erschreckend: Für Alpenbaron Günther Aloys sind die Alpen ein Unterhaltungspark für 500 Millionen Europäer. Skifahren wird zum Massenprodukt: In hoher Stückzahl werden die Skifahrer abgefertigt, sie schlafen in Hochhäusern mit 8.000 bis 15.000 Betten. Die künstlichen Städte gehören einigen der reichsten Menschen der Welt, die an der Alpen-Industrie kräftig mitverdienen. Einheimische profitieren kaum davon. Im Gegenteil: Viele trinken das Leitungswasser nicht mehr, da es ein „Cocktail aus Kunstschnee“ und Abwässern ist. Denn der Pistenboden ist so stark beansprucht, dass er das Schmelz- und Regenwasser nicht mehr richtig filtern kann.
Rummelplatz Alpen im Fernsehen: Dienstag, 26. Juni 2018, 20.15 Uhr bei Arte
Online verfügbar nach Ausstrahlung: Arte-Mediathek (bis 2. Juli 2018)
Dauer: 90 Minuten
Alpen-Doku: Skifahren auf Kosten der Natur
Die Alpen sind zu einem Rummelplatz verkommen – das macht schon der Titel der Arte-Dokumentation deutlich. Regisseur Louis Saul lässt Kritiker ausführlich zu Wort kommen und zeigt, wie absurd die Freizeit-Industrie in den Alpen inzwischen ist. Mit traditionellem Wintersport hat das nichts mehr zu tun.
Ebenso begleitet die Doku Wissenschaftler in den Alpen, die über die Auswirkungen der Alpen-Industrie forschen. Sie dokumentieren schwerwiegende Eingriffe in die Natur: Viele Felsen werden für die Skipisten gesprengt, Wälder gerodet, Gewässer verunreinigt und Tiere aus ihrem Lebensraum verdrängt. Nach der Schneeschmelze müssen die Böden aufwendig gedüngt und der Rasen neu gesät werden. Schneekanonen bedrohen aufgrund ihres hohen Wasserverbrauchs und der Verkabelung ganzer Berge das ökologische Gleichgewicht. Die zerstörte Natur in den Alpen würde Jahrhunderte brauchen, um sich zu regenerieren, sagen Experten.
Eine mögliche Lösung: Reinhold Messner schlägt in der Doku vor, statt auf Massentourismus im Skigebiet auf Individualreisen zu setzen. Denn würden sich die Touristen in den Alpen gleichmäßig verteilen, würde es die meisten Probleme gar nicht geben. Der „sanfte Tourismus“ ermöglicht zudem, die traditionellen Schätze der kleinen Alpen-Dörfer kennenzulernen.
Fazit: Die Doku zeigt den Wahnsinn der Alpen-Industrie, ohne dabei selber den moralischen Zeigefinger zu heben. Gute Alternativen zum Massentourismus gibt es viele, doch ob die sich durchsetzen können? Trotz der ungewöhnlich langen Laufzeit von 90 Minuten wird die Doku nicht langweilig, sondern zeigt immer wieder neue, überraschende Facetten.
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