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Dooring-Unfall: So kannst du dich als Radfahrer:in davor schützen

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Foto: CC0 / Pixabay / Pexels

Dooring bezeichnet einen Fahrradunfall, der durch eine plötzlich geöffnete Autotür entsteht – einer der Alpträume aller Radfahrenden. Wir erklären dir, was du darüber wissen musst und wie du dich schützen kannst.

Ein Dooring-Unfall ereignet sich, wenn ein:e Autofahrer:in die Autotür öffnet und gleichzeitig ein:e Radfahrer:in vorbeifährt: Die Person auf dem Fahrrad hat keine Möglichkeit, dem Auto auszuweichen und kollidiert mit der Tür. Durch die steigende Anzahl von E-Scooter-Fahrer:innen im Straßenverkehr sind nun noch mehr Verkehrsteilnehmende durch Dooring gefährdet.

Im schlimmsten Fall fährt die Person dabei direkt gegen die Autotür (aus dem Englischen door = Tür). Die oberen Ränder der Autotüren befinden sich meist auf Kopfhöhe, weshalb das für Betroffene besonders böse ausgehen kann. 

Um Dooring zu vermeiden, müssen alle Beteiligten im Straßenverkehr aufeinander Rücksicht nehmen. Konkrete Tipps für Autofahrer:innen und Fahrrad- oder Scooter-Fahrer:innen liest du weiter untern.

Dooring: so gefährlich ist es

Dooring ist nicht die häufigste Ursache für Unfälle aber besonders tückisch.
Dooring ist nicht die häufigste Ursache für Unfälle aber besonders tückisch.
(Foto: CC0 / Pixabay / Cicero7)

Du fährst mit dem Rad durch die Stadt und fürchtest dich vor einer plötzlich aufspringenden Autotür? Damit bist du nicht alleine: Laut dem Deutschen Verkehrssicherheitsrat (DVR) hat jede:r Dritte Angst davor. Und das leider zu Recht: 45 Prozent aller Befragten einer Forsa-Umfrage im Auftrag des DVR gaben an, schon einmal beinahe einen Dooring-Unfall erlebt zu haben und sechs Prozent der Befragten waren bereits in einen Dooring-Unfall verwickelt.

Wie gefährlich sind die Unfälle durch Dooring?

  • Laut Statista sind in Deutschland 2021 insgesamt 241 Radfahrer:innen durch Straßenverkehrsunfälle ums Leben gekommen.
  • 2022 stieg die Anzal auf 474 tötlich verunglückte Fahrradfahrer:innen. 
  • Eine Auswertung der Verkehrsunfälle von 2013 bis 2022 durch den Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC) geht bundesweit von durchschnittlich drei tödlichen Unfällen durch „Dooring“ pro Jahr aus.
  • Die meisten tödlichen Unfälle passieren durch Vorfahrtsfehler und zu dichtes Überholen, so Roland Huhn vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC).

Gut zu wissen ist, dass laut dem ADFC die Gerichte die Straßenverkehrsordnung (StVO) in solchen Unfällen eher zugunsten der Radfahrer:innen auslegen. In § 14 StVO steht: „Wer ein- oder aussteigt, muss sich so verhalten, dass eine Gefährdung anderer am Verkehr Teilnehmenden ausgeschlossen ist.“

Dennoch gibt es Versicherungen, die dem Radfahrenden eine Teilschuld zuschieben wollen. Und genau hier kannst du selbst ansetzen: Mit den folgenden Tipps verhältst du dich richtig.

Was kannst du als Fahrradfahrer:in gegen Dooring tun?

Abgetrennte Fahrradwege verhindern die Gefahr von Dooring-Unfällen.
Abgetrennte Fahrradwege verhindern die Gefahr von Dooring-Unfällen.
(Foto: CC0 / Pixabay / stimoroll)

Dooring ist deswegen so angsteinflößend, weil es nahezu unberechenbar ist. Und du bist selbst auf dem Fahrrad, hast eine gewisse Geschwindigkeit und eine Fahrbahn, die deine Aufmerksamkeit fordert. Dennoch: Wenn du an parkenden Autos vorbeifährst, musst du diese unbedingt mit beachten.

  • Um dich im Straßenverkehr zu schützen, empfehlen wir, generell immer einen Helm zu tragen. Bei mit dem Fahrrad verunglückten Personen hätten bis zu 20 Prozent der leichten und bis zu 80 Prozent der schweren Kopfverletzungen vermieden werden können, wenn sie einen Helm getragen hätten. 
  • Auch bessere Sichtbarkeit erhöht deine Sicherheit. Mit der richtigen Beleuchtung und einer Warnweste wirst du im Dunkeln besser gesehen.
  • Besonders auf dem Fahrrad solltest du dich nicht ablenken lassen. Das passiert schnell mit einem Blick aufs Handy oder auch durch Kopfhörer. Laut ADFC ist das Musikhören auf dem Fahrrad zwar erlaubt, es kommt jedoch auf die Lautstärke an. Der ADFC empfiehlt, beim Radfahren „alle Sinne zu nutzen.“ 
  • Abgetrennte Fahrradwege verhindern die Gefahr, dass dich eine Autotür trifft. Falls du also nicht direkt durch die Stadt musst, lohnt sich der Umweg vielleicht. Dort kannst du auch mit mehr Tempo fahren.
  • Du solltest immer vorausschauend fahren: Achte auf Zeichen wie Lichter oder Bewegung in den parkenden Autos, die auf ein zeitnahes Aussteigen hindeuten könnten. Passe dein Fahrt entsprechend an.
  • Parkt zum Beispiel ein Taxi am Straßenrand, kannst du damit rechnen, dass gleich die Beifahrertür aufgeht. Der oder die Autofahrer:in haftet in den meisten Fällen, wenn er/sie selbst die Person auf dem Rad zum Fallen bringt. Laut dem ADFC wird es jedoch etwas komplizierter, wenn eine mitfahrende Person die Beifahrertür öffnet und eine Person auf dem Rad zum Fallen bringt.  
  • Der ADFC empfiehlt Radfahrer:innen einen Sicherheitsabstand einzuhalten. Du solltest generell mit einem Abstand von einem Meter zu parkenden Autos fahren. Dort, wo dieser Abstand nicht einzuhalten ist, kannst du auch auf die Fahrbahn ausweichen. Eine gute Orientierung kann sein, dort zu fahren, wo normalerweise die rechten Räder des Autos sind.

Was kannst du als Autofahrer:in gegen Dooring tun?

Ein Blick in den Außenspiegel kann Dooring verhindern.
Ein Blick in den Außenspiegel kann Dooring verhindern.
(Foto: CC0 / Pixabay / dbderuiter)

Als Autofahrer:in bist du in der Regel Schuld, wenn etwas passiert. Du bist aber auch diejenige Person, die es wortwörtlich in der Hand hat, wann die Tür aufgeht. Achte unbedingt und ohne Ausnahme beim Aussteigen immer auf Radfahrer:innen.

  • Das heißt: Schaue in den Außenspiegel und wende den Schulterblick an. Denke auch daran, mitfahrende Personen beim Aussteigen darauf hinzuweisen. 
  • Routinen machen es leichter: Wenn du dir den holländischen Griff beim Aussteigen aus dem Auto angewöhnst, reduzierst du die Gefahr eines Dooring-Unfalles. Dabei machst du einfach die Fahrertür mit der rechten und die Beifahrertür mit der linken Hand auf. So dreht sich dein Oberkörper automatisch nach hinten und du kannst den Schulterblick einfacher machen. Um anfahrende Radfahrer:innen zu sehen, reicht die Drehung des Oberkörpers zwar noch nicht, aber es geht hier um die Gewöhnung. Wenn du dich einmal drehst, ist es viel leichter, den Schulterblick direkt auszuführen. Übrigens: Wie der Name schon verrät, kommt der Griff aus den Niederlanden und wird dort seit 1970 in den meisten Fahrschulen erklärt. In Berlin wurde er 2018 auch vom Senat beworben. In Großbritannien wurde er 2017 in den „Highway Code“ aufgenommen und in einzelnen Staaten Australiens und den USA ist er ebenso bekannt. In Deutschland wird er nicht großflächig gelernt.
  • Autofahrer:innen sollten auf der Straße nicht drängeln. Drängeln führt dazu, dass die Fahrradfahrer:innen nervös und abgelenkt sind. Dadurch werden sich schnell öffnende Türen übersehen. Im schlimmsten Fall kann sogar das Auto hinter dem Fahrrad nicht mehr schnell genug bremsen, wenn es zu einem Unfall kommt. 

In neueren Fahrzeugmodellen gibt es bereits einen verbauten Ausstiegswarner. Dieser würde das Öffnen kurz vor und während des Vorbeifahrens eines Fahrrades verhindern oder die aussteigende Person warnen.

Ebenso wichtig sind die strukturellen Veränderungen im Sinne einer nachhaltigen Verkehrswende. Forderungen an die Politik der Länder beinhalten seit Langem eine fahrradfreundlichere Verkehrsführung. Diese beinhalten gut ausgebaute Radwege mit einem Sicherheitstrennstreifen von mindestens 80 Zentimeter Breite.

Und hier können sowohl Fahrrad- als auch Autofahrer:innen gleichermaßen aktiv werden und diese Forderungen unterstützen (Wahlen, Petitionen etc.).

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Überarbeitet von Rachel Pechholz

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