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E-Auto-Reichweite im Winter erhöhen: Experten geben Tipps

E-Auto-Reichweite im Winter erhöhen: Experten geben Tipps
Foto: Falk Zielke/dpa-tmn

Vereiste Scheiben, kalte Sitze und glatte Straßen. Im Winter macht Autofahren selten Spaß. Bei E-Autos schrumpft sogar die Reichweite. Doch dem können Besitzer:innen entgegenwirken.

Abends zeigte der Bordcomputer noch 300 Kilometer an, am nächsten Morgen sind es nur 250 Kilometer. Akkus von E-Autos setzt der Winter zu – das geht vor allem auf die Reichweite.

Denn Licht, Heizung und Gebläse benötigen viel Energie. Dazu müssen die Zellen in der E-Auto-Batterie in einem bestimmten Temperaturfenster liegen – dafür benötigt der Akku ebenfalls Strom. Es gibt aber Möglichkeiten, auch im Winter Strom zu sparen.

Aber zunächst geben Experten Entwarnung an alle, die nun Angst haben, mit ihrem modernen E-Auto gar nicht mehr weit zu kommen. „Dank großer Batterien, Schnellladefunktionen und Wärmepumpen lässt sich ein aktuelles E-Auto im Winter komfortabel und weit fahren„, sagt Marcel Mühlich, Technik-Experte des Auto Club Europa (ACE). Derselben Meinung ist Matthias Vogt, Experte für Elektromobilität im ADAC-Technikzentrum in Landsberg.

Zumal der erste Blick der Anzeige der Restreichweite trügen kann. Die kann bei tiefen Temperaturen an einem Wintermorgen für ein kaltes Auto nämlich drastisch geringer sein als noch am Vortag beim Parken, so Marcel Mühlich. „Das hängt mit der aktuellen Berechnung der Batterietemperatur zusammen.“

Batterie vorkonditionieren

Hersteller haben das erkannt – und es gibt Infotainmentsysteme und spezielle Apps zur Vorkonditionierung der Batterie, während sie an Wallbox hängt. „Wenn die Batteriezellen morgens schon auf ihre Wohlfühltemperatur aufgeheizt sind, dann benötigen sie weniger eigene Energie“, sagt Jens Dralle, Ressortleiter Test und Technik bei „Auto, Motor und Sport“. Übrigens: Eine warme Batterie nimmt schneller Strom auf als eine kalte – das ist wichtig für schnelles Zwischenladen.

Energiesparen unterwegs: Sitzheizung vorziehen

Winterwunderland: Auch mit E-Autos lässt sich das in der Regel problemlos durchfahren.
Winterwunderland: Auch mit E-Autos lässt sich das in der Regel problemlos durchfahren. (Foto: Henning Kaiser/dpa/dpa-tmn)

Wer körpernahe Heizungen wie Sitz- oder Lenkradheizung aktiviert, kann ebenfalls sparen. „Das ist effizienter, als wenn der gesamte Innenraum beheizt wird“, sagt Matthias Vogt. „Bei manchen Autos lässt sich auch nur die Fahrerseite erwärmen. Das spart Strom, wenn man alleine im Auto sitzt.“ Noch energieeffizienter ist eine dicke Jacke.

Sicherheit gehe aber immer vor Reichweite. „An Beleuchtung und Heizung für die Scheiben sollten E-Auto-Fahrer keine Energie sparen, das ist gefährlich“, sagt der ADAC-Experte.

Weicher Fahrstil ist energieeffizienter

Unterwegs kommt es auf den Fahrstil an. „Vorausschauendes Fahren mit sanfter Beschleunigung und langem Ausrollen mit sanfter Rekuperation spart Energie und reduziert die Reichweite weniger drastisch“, sagt Jens Dralle. Rekuperation ist die Energierückgewinnung beim Bremsen, die Stärke ist oft einstellbar.

Sicher helfe es, häufig die Rekuperation zu nutzen, um die gewonnene Energie beim Bremsen in die Batterie zurückzuführen. Nur: „Wiederholtes, kräftiges Bremsen reicht nicht, um den Energieverlust nach starkem Beschleunigen auszugleichen“, sagt Dralle. Automatische Rekuperationsfunktionen der Hersteller unterstützen jedoch beim Energiesparen.

Die meiste Energie lässt sich bei der Geschwindigkeit einsparen. „Wer auf Autobahnen seine Geschwindigkeit auf rund 120 km/h reduziert, spart viel Energie – mehr, als wenn die Heizung ausgeschaltet wird“, sagt Mühlich. Bei modernen Navis lässt sich oft eine Route mit einer möglichst energiesparenden Streckenführung einstellen.

Übrigens: Aktive Tempomaten fahren häufig effizienter als der Pilot. Die meisten E-Autos besitzen einen energiesparenden Eco-Modus, bei dem die Antriebs- und Heizleistung gedrosselt wird.

Kurze Strecken – hoher Verbrauch

Man sollte wissen: „Kurzstrecken erhöhen den Verbrauch und verkürzen damit die Reichweite„, sagt Matthias Vogt vom ADAC. Denn dabei muss sich das Auto immer wieder aufwärmen. Im Schnitt erhöht sich der Verbrauch im Winter zwischen zehn und 30 Prozent, bei extremen Kurzstrecken bis zu 50 Prozent. E-Autofahrer:innen sollten daher im Winter ausreichend Reichweiten-Reserve bei ihrer Fahrt einplanen. Utopia-Tipp: Für kurze Strecken kann man leicht auf Alternativen umsteigen, zum Beispiel öffentliche Verkehrsmittel oder – bei nicht-vereisten Straßen – das winterfeste Fahrrad.

Allgemeine Pflegetipps für E-Autos im Winter gebe es zwar nicht, aber Matthias Vogt rät, es regelmäßig zu bewegen. „Bei sehr niedrigem Akkustand kann sich die Batterie sonst nach wochenlangem Stillstand tiefenentladen. Daher sollte der Akku mindestens 20 Prozent geladen sein“, sagt er. Genaue Hinweise gibt die Betriebsanleitung. Es komme jedoch sehr selten vor, dass sich die Hochvoltbatterie tiefenentlädt. Dann aber sei das Auto ein Fall für die Werkstatt.

Das Auto nur des Akkus wegen zu bewegen, verbraucht allerdings sinnlos Energie. Braucht man das (E-)Auto nur hin und wieder, ist fragwürdig, ob sich die Anschaffung lohnt. Wer nur hin und wieder Strecken mit dem Auto zurücklegen muss, kann auf Fahrgemeinschaften und Mitfahrgelegenheiten zurückgreifen, falls kein öffentlicher Nahverkehr zur Verfügung steht.

Bei leerer Batterie: Starthilfe für das E-Auto

Im Winter zählt eine leere Starterbatterie wie bei Autos mit Verbrenner zur häufigsten Pannenursache bei E-Autos. Die 12-Volt-Starterbatterie muss die Hochvolt-Batterie zum Leben erwecken. Ist diese entladen, streikt das E-Auto.

Bei einigen E-Autos lädt der Hochvolt-Akku die Starterbatterie beim Laden an der Ladesäule nicht automatisch mit. „Wer in den Ladepausen zu viel Strom verbraucht, zum Beispiel ein Entertainmentsystem laufen lässt, der kann unter Umständen nach dem Laden sein Auto nicht mehr starten„, sagt Marcel Mühlich vom Auto Club Europa (ACE).

Mit normaler Starthilfe eines Spender-Autos oder mit einem sogenannten Start-Booster lässt sich eine entladene Batterie meist schnell wieder zum Leben erwecken – sofern sie nicht defekt ist. Denn sie benötigt wenig Strom und lediglich ausreichend Spannung. Danach wird sie durch die Hochvoltbatterie wieder geladen.

Aber: Die meisten E-Autos können keine Starthilfe geben. Ihre 12-Volt-Starterbatterie besitzt eine geringe Kapazität und ist zu schwach für die hohen Starterströme von Verbrennungsmotoren.

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