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Eisbären und der Klimawandel: Sterben sie aus?

Eisbären Klimawandel
Foto: stock.adobe.com/Ellen Goff/Danita Delimont

Eisbären kämpfen wegen des Klimawandels ums Überleben. Laut Prognosen könnten viele Populationen bis 2100 verschwinden. Doch eine Gruppe in Grönland zeigt: Anpassung ist möglich. Gibt es noch Hoffnung?

Eisbären stehen vor einer ungewissen Zukunft. Kaum ein Tier steht so für die verheerenden Folgen des Klimawandels, insbesondere der damit einhergehenden Erderwärmung, wie der Eisbär – und tatsächlich machen längere eisfreie Phasen in der Arktis den Raubtieren schwer zu schaffen. Durch die steigenden Temperaturen verschwindet nach und nach Meereis, ihre Jagd- und somit Lebensgrundlage und in einigen Regionen haben sich die Populationen bereits halbiert. Forschende warnen vor dem Aussterben der Eisbären bis 2100. Doch eine Gruppe in Grönland macht Hoffnung auf neue Anpassungsstrategien der schneeweißen Bären.

So werden Eisbären durch den Klimawandel bedroht

Die Populationen an Eisbären hat durch die Folgen des Klimawandels schon stark abgenommen.
Die Populationen an Eisbären hat durch die Folgen des Klimawandels schon stark abgenommen. (Foto: CC0 / Pixabay / 358611)

Aktuell leben in freier Wildbahn nur noch 26.000 Eisbären. Ihre Zahl ist stark bedroht. Laut einer Studie aus der Fachzeitschrift Nature Climate Change könnten Eisbären bis zum Jahr 2100 fast ausgestorben sein.

Forschende der Toronto University konnte den Rückgang einer Population der Eisbären an der Hudson Bay beobachten. In nur vier Jahrzehnten schrumpfte die Anzahl der Bären um 50 Prozent. Diese Entwicklung steht laut der Forscher:innen in einem direkten Zusammenhang mit dem Klimawandel. Weil das Meereis in der Arktis schwindet, wird die Jagd nach Robben schwieriger und damit auch die Ernährung der Jungtiere. In einigen der besser erforschten Lebensräume schrumpfen die Vorkommen bereits – und bei fortschreitendem Klimawandel halten Wissenschaftler:innen das langfristige Überleben des Eisbären für unsicher. Forscher:innen der in Nature veröffentlichten Studie gehen davon aus, dass zwölf der 13 beobachteten Eisbärpopulationen bis zum nächsten Jahrhundert nicht überleben werden.

Weitere Gründe hängen ebenfalls mit dem Klimawandel zusammen:

  • steigende Temperaturen
  • Schmelzen der Arktis
  • Der Winter verkürzt sich und somit auch die Zeit, in der Eisbären auf dem Packeis jagen können.
  • Es dauert länger, bis das Eis wieder zufriert – in dieser Zeit müssen Eisbären auf dem Festland bleiben und von ihren Fettreserven zehren

Es entsteht ein Teufelskreis, denn entkräftete Eisbären sind weniger erfolgreiche Jäger. Mit weniger Nahrung verringert sich auch ihr Gewicht und umso härter wird es für die Eisbären, den kommenden Winter zu überstehen. Die besten Überlebenschancen haben unter diesen Umständen weibliche Eisbären, da sie am besten Energie speichern können. Jungtiere und ältere Eisbären sind am meisten gefährdet.

Kann man den Eisbären noch helfen?

Der Lebensraum der Eisbären verändert sich durch den Klimawandel zu schnell.
Der Lebensraum der Eisbären verändert sich durch den Klimawandel zu schnell. (Foto: CC0 / Pixabay / 12019)

Bisher verändert sich der Lebensraum zu schnell für die Eisbären, als dass sie sich an die Veränderung anpassen könnten. Allein in den letzten hundert Jahren ist die Durchschnittstemperatur in der Arktis um rund fünf Grad gestiegen. Damit einher geht der Rückgang von Packeis: Pro Jahrzehnt betrug der Verlust um die zehn Prozent. Anders gesagt: Der Lebensraum der Eisbären schmilzt ihnen aufgrund des Klimawandels weg. Also bedeutet Eisbärenschutz im Grunde Klimaschutz.

Um die Überlebenschancen der Eisbären zu verbessern (und das globale Artensterben zu verhindern), muss der weltweite Temperaturanstieg verringert werden. Allein schon deshalb, weil an den Polen, also in der Arktis, die Temperaturen doppelt so schnell steigen wie im weltweiten Durchschnitt. In der bereits erwähnten Studie von Nature Climate Change gehen die Forscher:innen von einer Erderwärmung von 3,3 Grad bis zum Jahr 2100 aus. Will man diese Zahl auf 2,4 verringern, würde es das Aussterben der Eisbären wahrscheinlich nur hinauszögern. Sehr optimistisch sehen die Forscher:innen der Studie die Überlebenschancen der Eisbären also nicht. 

Auf der Seite Polar Bears International findest du einige weitere Informationen über Eisbären und Projekte, mit denen Aktivist:innen die Eisbären schützen wollen. Auch gegen den Klimawandel ist die Organisation aktiv – beispielsweise mit Petitionen für eine CO2-Steuer oder ähnlichen Aktionen.

Population in Grönland zeigt Anpassungen

In Grönland gibt es Eisbären, die auf Süßwassers jagen und so ganzjährig Nahrung erbeuten.
In Grönland gibt es Eisbären, die auf Süßwassers jagen und so ganzjährig Nahrung erbeuten.

Hoffnung macht eine Population in Südostgrönland. Dort erforschten Wissenschaftler:innen der University of Washington in Seattle eine von anderen Polarbären isoliert lebende und sich genetisch von ihnen unterscheidende Eisbärenpopulation. Dabei konnten die Forschenden eine interessante Entdeckung machen. In der Zeitschrift Science veröffentlichten sie ihre Studie, die sich mit einer besonderen Anpassung der Population beschäftigt: Die Bären jagen nicht auf Packeis-Schollen, sondern auf Süßwassereis an den Gletscherenden – und zwar ganzjährig.

Dementsprechend besitzt die Population in Südostgrönland einen entscheidenden Vorteil: Sie müssen bei der Jagd wesentlich kürzere Strecken zurücklegen als ihre Artgenossen und umgehen die Packeis-freie Zeit mit ihrer Anpassung an das Süßwassereis. Mit diesem veränderten Jagdverhalten und ihrer Standortanpassung haben sie ganzjährig ausreichend Nahrung zur Verfügung und sichern so ihr Überleben. 

Lies hier über die Gefahren des Artensterbens für Menschen: Die stille Katastrophe: Das Artensterben ist für die Menschheit so gefährlich wie die Klimakrise.

Das passiert, wenn die Eisbären aussterben

Eisbären leiden stark unter dem Klimawandel.
Eisbären leiden stark unter dem Klimawandel. (Foto: CC0 / Pixabay / 3analytics)

Die Eisbären sind im Ökosystem Arktis die Spitzenprädatoren, sie stehen also ganz oben in der Nahrungskette. Sie ernähren sich hauptsächlich von Ringelrobben und teils von Walrossen. Ohne die Eisbären würde deren größter Fressfeind wegfallen. Das hätte zur Folge, dass sie sich stärker vermehren können.

Auch alle anderen Bewohner der Arktis leiden unter dem Klimawandel und den erhöhten Temperaturen und dem damit einhergehenden Eisrückgang. Sie müssen ihr Verhalten anpassen. Ringelrobben ruhen normalerweise beispielsweise nur auf dem Eis und gehen selten an Land. Bei zurückgehendem Eis wird das aber womöglich häufiger der Fall sein. Außerdem passen sie ihren Fortpflanzungszyklus an. Dieser hängt mit Wassertemperaturen und damit dem als Nahrung zur Verfügung stehenden Plankton zusammen. Diese Umstellung schränken auch ihre Fortpflanzung ein.

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Überarbeitet von Adriana Jodlowska

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