Euro 7 statt Euro 6: Was die neue Abgasnorm für Autofahrer:innen bedeutet

Für Autos gilt künftig die neue Abgasnorm Euro 7.
Foto: Colourbox.xom - M-production

Stickoxide, Feinstaub und Co.: Der Straßenverkehr zählt zu den größten Verursachern gesundheitsschädlicher Emissionen. Um die Luftqualität europaweit zu erhöhen, setzt die EU seit Jahrzehnten auf einheitliche Abgasnormen – in Deutschland und allen anderen Mitgliedsstaaten. Mit der neuen Euro-7-Norm beginnt ein neues Kapitel, das strengere Anforderungen stellt und reale Bedingungen stärker berücksichtigt als je zuvor.

Autos, Busse und Lkw sind ein zentraler Bestandteil unserer Mobilität – doch sie verursachen Emissionen, die Menschen und Umwelt belasten. Laut EU-Kommission zählen Fahrzeuge zu den Hauptquellen von Luftschadstoffen wie Stickoxiden, Feinstaub und Kohlenmonoxid. Diese Stoffe beeinträchtigen – insbesondere in Städten – die Luftqualität und stehen im Zusammenhang mit Atemwegserkrankungen, Herz-Kreislauf-Problemen und vorzeitigen Todesfällen.

Um dem entgegenzuwirken, setzt die Europäische Union auf schrittweise verschärfte Abgasnormen. Diese Regulation soll die Emissionen aus dem Straßenverkehr so weit wie möglich senken – ohne dabei den Binnenmarkt oder die Erschwinglichkeit von Fahrzeugen zu gefährden. Die neue Euro-7-Norm, die am 8. Mai 2024 mit der Verordnung (EU) 2024/1257 veröffentlicht wurde, markiert nun den nächsten Meilenstein im Bemühen um saubere Mobilität. Sie tritt für neue Pkw-Typgenehmigungen ab dem 29. November 2026 in Kraft und gilt ab dem 29. November 2027 für alle neuen Fahrzeuge. Was Autofahrer:innen dazu wissen sollten.

Abgasnorm Euro 7 für bessere Luft kommt: die wichtigen Grundlagen im Überblick

Eine Abgasnorm, auch als Schadstoffklasse bekannt, definiert die zulässigen Grenzwerte für Abgase von Kraftfahrzeugen. In der EU gelten dabei einheitliche Standards für:

  • Stickstoffoxide (NOx)
  • Kohlenstoffmonoxid (CO)
  • Kohlenwasserstoffe (CnHm)
  • Partikelmasse (PM)
  • Partikelanzahl (PN)

Diese Grenzwerte betreffen sowohl Modelle mit Verbrennungsmotor und in Zukunft auch Elektroautos, etwa im Hinblick auf den Abrieb von Reifen und Bremsvorgänge.

Die erste europäische Abgasnorm wurde bereits in den 1970er-Jahren durch die damalige Europäische Gemeinschaft (EG) eingeführt. Seitdem wurden die Normen sukzessive angepasst – zuletzt mit Euro 6, die seit 2014 gilt und in der Folge mit verschiedenen Unterarten strenger wurde. Allerdings zeigen sich bei realen Fahrbedingungen nach wie vor große Abweichungen zwischen Labor- und Straßentests. Mit der Euro-7-Norm soll sich das nun grundlegend ändern.

Euro 7 vs. Euro 6: Was sich mit der neuen Abgasnorm ändert

Im Vergleich zu Euro 6 bleibt bei Euro 7 einiges bestehen – entscheidende Faktoren werden jedoch erweitert: Statt wie bisher nur für fünf Jahre oder 100.000 Kilometer müssen die Emissionsgrenzwerte nun über zehn Jahre oder 200.000 km hinweg eingehalten werden. Das entspricht laut EU-Kommission deutlich eher der tatsächlichen Lebensdauer eines Pkw, die in Europa im Durchschnitt bei rund zwölf Jahren liegt, in manchen Ländern sogar bei 18.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist die neue Prüfmethode: Während Euro-6-Fahrzeuge im Labor getestet wurden, misst Euro 7 im realen Straßenverkehr – inklusive Kurzstrecken, kalten Motor, volle Beladung oder extreme Temperaturen. Dadurch entfallen nach Angaben der Europäischen Kommission auch die umstrittenen Konformitätsfaktoren, mit denen Labordaten bisher auf reale Bedingungen übertragen wurden.

Die neue Abgasnorm Euro 7 prüft Fahrzeuge nicht nur im Labor.
Die neue Abgasnorm Euro 7 prüft Fahrzeuge nicht mehr nur im Labor. (Foto: CC0 / Pixabay - contratempo)

Zudem wird mit Euro 7 technologische Neutralität eingeführt: Diesel, Benziner, Hybridmodelle und Fahrzeuge mit E-Fuels unterliegen künftig denselben Grenzwerten. Unterschiede bei der Regulierung verschiedener Motoren-Typen sollen damit der Vergangenheit angehören.

Bremsen, Reifen, Batterien: Euro-7-Norm regelt mehr als nur Motoren

Erstmals nimmt eine Abgasnorm auch die Partikel-Emissionen abseits des Motors ins Visier: Bremsen und Reifen erzeugen Feinstaub, der bislang kaum reguliert war, aber laut Untersuchungen erheblich zur Luftverschmutzung beiträgt – vor allem im Stadtverkehr bei ständigem Stop-and-Go-Fahren. Euro 7 setzt hier neue Grenzwerte für Abrieb und Partikelanzahl, die unabhängig vom Antrieb gelten.

Das führt dazu, dass auch Elektroautos von der Neuregelung betroffen sind, obwohl sie keine Abgase im klassischen Sinne hervorbringen. Darüber hinaus müssen die Batterien von elektrifizierten Modellen künftig eine definierte Lebensdauer erfüllen. Die Euro-7-Norm schreibt Mindestanforderungen an Kapazitätserhalt und Haltbarkeit vor – ein Schritt zu mehr Transparenz und Nachhaltigkeit auch bei E-Fahrzeugen, wie der ADAC einordnet.

Was die Euro-7-Norm für Hersteller und Autofahrer:innen bedeutet

Durch die neuen Regelungen muss die Autoindustrie sowohl Antriebstechnik als auch Überwachungssysteme anpassen. Nach Angaben der Europäischen Kommission belaufen sich die Mehrkosten pro Pkw aber lediglich auf 90 bis 150 Euro – was weniger als einem Prozent des durchschnittlichen Fahrzeugpreises entspreche. Gleichzeitig sollen die gesundheitlichen und ökologischen Vorteile fünfmal höher ausfallen, insbesondere durch geringere Krankheitskosten und bessere Luftqualität.

Für Verbraucher:innen stellt sich die Frage: Welche Autos erfüllen Euro 7? Aktuell kein Serienmodell – doch ab 2026/27 müssen neue Fahrzeugreihen die Standards erfüllen.

Die bisherigen Euro-6-Grenzwerte für Kohlenmonoxid, Stickoxide oder Feinstaubpartikel gelten dann weiterhin; Feinstaubpartikel werden bei der Euro-7-Norm jedoch auch ab einer Größe von zehn Nanometern gezählt, bisher lag die Grenze bei 23. Die EU-Kommission wollte Umweltschutzverbänden zufolge ursprünglich strengere Bedingungen durchsetzen, schwenkte jedoch um.

Wie viel Abrieb Autoreifen erzeugen dürfen, ist Bestandteil der Euro-7-Norm.
Wie viel Abrieb Autoreifen erzeugen dürfen, ist Bestandteil der Euro-7-Norm. (Foto: CC0 / Pixabay - delphinmedia)

Und was ist mit bestehenden Fahrzeugen? Autos mit Verbrennungsmotor, die vor 2034 zugelassen werden, genießen Bestandsschutz. Sie dürfen auch über das Jahr 2035 hinaus gefahren werden. Allerdings könnten sich Fahrverbote in Umweltzonen verschärfen – etwa in Städten mit hohen Feinstaubwerten.

Euro 7: Welche Kritik es an der neuen Verordnung gibt

Die Einigung zur Euro-7-Norm fiel nach langen Verhandlungen im Dezember 2023 – der Ministerrat und das EU-Parlament mussten ambitionierte Umweltziele und wirtschaftliche Interessen der Automobilbranche zusammenbringen. Das Ergebnis ist ein politischer Kompromiss, der auf beiden Seiten nicht nur Zustimmung fand.

Umweltorganisationen kritisieren die Verordnung als zu lasch – sie vermissen strengere Grenzwerte und sehen das Potenzial für größere Fortschritte ungenutzt. Demgegenüber warnt die Autoindustrie vor Investitionsverzögerungen und Kostenrisiken, insbesondere in der Übergangszeit zur Elektromobilität. Die EU-Kommission betont dagegen, dass sich die neuen Standards langfristig positiv auf Gesundheit und Umwelt auswirken und gleichzeitig für Hersteller wirtschaftlich tragbar seien.

Ein weiterer Vorteil der EU-weiten Regelung: Sie verhindert nationale Alleingänge und schützt damit den Binnenmarkt vor Fragmentierung – etwa durch unterschiedliche Fahrverbote für Diesel-Modelle.

Utopia-Fazit: Warum echte Nachhaltigkeit mit Umdenken beginnt

Die neue Euro-7-Norm ist ein notwendiger Schritt, um die CO2-Emissionen im Straßenverkehr weiter zu senken. Sie bringt mehr Realität in die Prüfverfahren, soll die Langlebigkeit von Fahrzeugkomponenten stärken und reguliert erstmals auch Reifen, Bremsen und Batterien – ein Fortschritt gegenüber Euro 6. Die Allgemeinheit profitiert bei Euro 7 somit langfristig von einer verbesserten Luftqualität. Gleichzeitig zeigt die politische Hängepartie um die Verordnung, wie schwer der Spagat zwischen Umwelt- und Wirtschaftspolitik bleibt.

So sinnvoll technische Verbesserungen auch sind: Am umweltfreundlichsten ist – ob Euro 6 oder Euro 7 –immer noch, das Auto stehenzulassen und wenn möglich zu Fuß zu gehen, mit dem Fahrrad zu fahren oder öffentliche Verkehrsmittel zu wählen. Denn emissionsfreier Verkehr beginnt mit der Entscheidung, ihn möglichst oft zu vermeiden und gesündere Alternativen zu wählen.

** mit ** markierte oder orange unterstrichene Links zu Bezugsquellen sind teilweise Partner-Links: Wenn ihr hier kauft, unterstützt ihr aktiv Utopia.de, denn wir erhalten dann einen kleinen Teil vom Verkaufserlös. Mehr Infos.
War dieser Artikel interessant?