Das Experiment Selbstversorgung Von Annika Flatley Kategorien: Wissen & Technik Stand: 20. Januar 2015, 10:32 Uhr Fotos: © experimentselbstversorgung.net Weg vom Massenkonsum, hin zur Selbstversorgung – davon träumen viele. Michael und Lisa haben vor fünf Jahren einfach mal damit angefangen und sind dem „Experiment Selbstversorgung“ bis heute treu geblieben. Wie anstrengend ist dieses Leben? Und was isst man eigentlich als Selbstversorger im Winter? Wir haben nachgefragt. Das „Experiment Selbstversorgung“ und das dazugehörige Blog startete im Jahr 2009 auf einem Hof in Niederösterreich. Nach einer Zwischenstation in Tschechien zogen Lisa und Michael 2012 auf einen Hof im österreichischen Südburgenland. Auf dem Blog berichten sie gemeinsam mit verschiedenen Gastautoren sehr unterhaltsam über Ideen, Erfahrungen und Fortschritte auf dem Weg zur Selbstversorgung. Nach der Trennung der beiden im Sommer 2014 verbringen Lisa und Michael den diesjährigen Winter nicht auf dem zuvor gemeinsam bewirtschafteten Hof. Doch Lisa kehrt im Frühjahr dorthin zurück – und erinnert sich gut an die zurückliegenden Winter, die sie als experimentierende Selbstversorgerin verbracht hat. Das Experiment Selbstversorgung Utopia: Auf eurem Blog steht, für euch sei Selbstversorgung „in erster Linie gleichbedeutend mit dem besten Leben, das Menschen leben können.“ Aber mal ehrlich, alles selber zu machen ist doch sicher ganz schön anstrengend? Lisa: Ja, klar. Es ist manchmal schwere körperliche Arbeit und natürlich macht nicht alles immer Spaß. Aber es ist ein bisschen wie mit Sport: Auch wenn man weiß, dass man gleich schwitzen und keuchen wird, ist es anschließend wahnsinnig befriedigend. Und zum Glück steht die wirklich anstrengende Arbeit, wie Bodenbearbeitung, auch nur ein bis maximal zwei Mal im Jahr an. Ich empfinde die Arbeit, die eine Selbstversorgung mit sich bringt als sehr sinnstiftend: Man kommt in Berührung mit dem Wesentlichen, den Basics. Ich habe dabei das Gefühl etwas Sinnvolles zu tun. Es macht glücklich und stolz, etwas von Anfang bis Ende selber machen zu können. Ihr habt auf dem Hof immer auch Dinge verwendet, die man nicht gut selbst herstellen kann, zum Beispiel Werkzeug. Wie konsequent bist du als Selbstversorgerin beim Experiment Selbstversorgung? Ehrlich gesagt bin ich immer so konsequent, wie ich es gerade sein möchte. Die Sache soll ja auch Spaß machen, darum mache ich das mit der Selbstversorgung nicht um jeden Preis. Ich habe nicht den Anspruch immer alles selbst machen zu können. Aber andererseits sind es natürlich gerade die Extreme, die besonders spannend sind. Ich habe vor, im Sommer eine Art Wildnistraining zu machen, bei dem man lernt, ohne industrielle Hilfsmittel auszukommen. Einfach um herauszufinden, was eigentlich alles möglich ist. Immer nur das essen zu können, was man selbst gerade anbaut, würden viele Menschen sicher als Einschränkung sehen – keine Tomaten im Winter zum Beispiel. Wie empfindest du das? Im Winter keine Tomaten zu essen ist dann eine Einschränkung, wenn ich es als Einschränkung empfinde. Das tue ich nicht. Anstatt zu denken: Oh nein, es gibt keine Tomaten, finde ich es sehr spannend, herauszufinden: was gibt es denn sonst alles? Mich treibt die Neugier. Im Winter keine Tomaten zu essen ist für mich kein Verzicht – erst dadurch beginnt man zu experimentieren und entdeckt so wahnsinnig viele spannende Möglichkeiten. Durch dieses Experimentieren ist übrigens auch mein Kochbuch „Vegan, regional, saisonal“ entstanden. Stichwort saisonal-regionale Ernährung: Wie habt ihr euch beim Experiment Selbstversorgung in den vergangenen Wintern ernährt? Konntet ihr euch ausschließlich mit Lebensmitteln aus Eigenanbau versorgen? Nicht ausschließlich, nein. Aber wir haben es immer wieder versucht und nicht viel dazu gekauft. Auf dem Hof in Tschechien, auf dem wir eine Weile lang waren, hatten wir richtig viel Wintergemüse und haben wirklich den ganzen Winter davon gegessen. Das richtig Spannende sind aber auch hier die Experimente, zum Beispiel mit der Lagerung. Und die Erfahrung, dass das alles auch mit kleinen Mengen funktioniert und Sinn macht. Fast jeder kann ein paar Kilo Karotten einlagern, wenn er das will. Mal ehrlich: Hängt dir die vergleichsweise kleine Auswahl an Winter-Gemüse nicht irgendwann zum Hals heraus? Mir persönlich nicht, ich kann gut oft das gleiche essen. Aber das ist sicher individuell verschieden. Einen Winter lang hatten wir fast nur eingelagerte Kürbisse, Zucchini, Pastinaken, Karotten, Kohl und Zwiebeln. Klar ist da die Auswahl nicht groß. Aber wenn man sich auf die gerade verfügbaren Dinge beschränkt, wird man extrem kreativ, das ist sehr spannend. Es gibt so viele verschiedene Arten, Wintergemüse zuzubereiten, mir ist das noch nie langweilig geworden. Sicherlich ist der Winter aber die schwierigere Zeit für das Experiment Selbstversorgung? Natürlich ist im Winter alles etwas mühsamer. Die Anbaumethoden zum Beispiel sind im Winter aufwendiger und schwieriger. Aber nicht alles ist schwer: Wildkräuter zum Beispiel kann man, wenn das Wetter mild ist, auch im Winter sammeln. Ich persönlich habe den Winter nie als schlimm empfunden. Aber ich mag ja auch gerne Wintergemüse… Weiterlesen: 12 Dinge, die ewig halten Zero Waste: besser leben ohne Müll 9 Dinge, die wir kaufen, obwohl sie völlig absurd sind ** mit ** markierte oder orange unterstrichene Links zu Bezugsquellen sind teilweise Partner-Links: Wenn ihr hier kauft, unterstützt ihr aktiv Utopia.de, denn wir erhalten dann einen kleinen Teil vom Verkaufserlös. Mehr Infos. War dieser Artikel interessant? 1 0 Vielen Dank für deine Stimme! 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