Sie schmecken Kindern besonders gut: Fischstäbchen. Längst gibt es die Fischfilets mit knuspriger Panade auch vegan. Öko-Test hat vegane Stäbchen und solche aus Fisch überprüft: Die Tester:innen vergaben keine Bestnote, einige bekannte Marken fielen sogar durch.
Fischstäbchen gelten als praktische Mahlzeit, mit der auch Kinder gerne Fisch essen. Doch sind die rechteckigen Filets in goldbrauner Panade auch gesund? Oder sind vegane Fischstäbchen, etwa aus Reis, Erbsen oder Weizen, die bessere Wahl? Öko-Test hat insgesamt 31 Produkte geprüft.
Fischstäbchen und vegane Stäbchen bei Öko-Test
19 Fischstäbchen und zwölf vegane Stäbchen auf Basis von Weizen, Soja, Reis oder Gemüse schickte Öko-Test ins Labor. Die Fischstäbchen prüften die Tester:innen unter anderem auf Fettschadstoffe, Schwermetalle, Mineralölbestandteile, Keime und Chlorat (etwaige Rückstände aus Reinigungsmitteln). Auch die veganen Stäbchen wurden auf diese Schadstoffe getestet, zudem auf den Salz- und Fettgehalt.
Bei den Fischstäbchen gibt es zwar keine Bestnote, doch sechs Produkte im Test schneiden insgesamt „gut“ ab. Sie enthalten keine Schadstoffe und der Fisch stammt aus gesunden Beständen. Von den zwölf fischlosen Stäbchen sind nur zwei „gut“. Bei beiden Tests fallen einige Produkte mit „mangelhaft“ oder „ungenügend“ durch.
Iglo und Frosta: Die besten Fischstäbchen im Test
Als „gute“ Produkte bewertet Öko-Test die Marken-Fischstächen von Frosta und Iglo. Aber auch die günstigeren „Ocean Sea 15 Fischstäbchen“ von Lidl und die „Sea Gold Fischstäbchen“ von Netto Marken-Discount können mit einer „guten“ Bewertung überzeugen.
Fischstäbchen: Ist Bio-Fisch der bessere Fisch?
Die Alnatura-Fischstäbchen sind die einzigen im Test, die ein Bio-Siegel tragen. Die „Wild Ocean Seelachs Fischstäbchen“ von Demeter-Felderzeugnisse tragen das „Iceland Responsible Fisheries“-Zertifikat. Die „Landur Fischstäbchen in Bio-Knusperpanade“ von Denn‘s Biomarkt sind im Test nicht mit einem Siegel gekennzeichnet. Schneiden die Bio-Fischprodukte besser ab als konventionelle Fischstäbchen?
Nicht zwingend. Das Demeter- und das Denn’s-Produkt sind laut Test zwar empfehlenswert, doch die Alnatura-Fischstäbchen fallen durch. Öko-Test kritisiert unter anderem erhöhte Mineralölbestandteile.
Fischstäbchen: Wie steht es um die Fangmethoden und Bestände?
Welcher Fisch steckt eigentlich in den Fischstäbchen? Öko-Test lobt, dass die Hersteller transparent ihre Lieferketten offen legen. Drei Viertel der Produkte im Fischstäbchen-Test bestehen aus Alaska-Seelachs. Laut Öko-Test gelten die Bestände im Nordpazifik noch als gesund. Man könne sie „deshalb mit halbwegs gutem Gewissen essen“.
Der aktuelle Fischratgeber der Verbraucherzentralen stuft Alaska-Seelachs ebenfalls als empfehlenswert ein, wenn dieser aus dem Nordwestpazifik (Fangzone FAO 61) oder Nordostpazifik (FAO 67) stammt und mit einem MSC-Siegel ausgezeichnet ist.
Für Öko-Test war beim Fischstäbchen-Test nicht nur entscheidend, ob die Fischbestände ausreichend groß sind, sondern auch die Fangmethode und die Frage, ob tatsächlich nur so viel aus dem Meer gefischt wird, dass die verbleibenden Schwärme weiter ihre Rolle im Öko-System ausfüllen können (Fischereidruck).
Hier schneiden die meisten Hersteller schlecht ab: Laut Öko-Test wird der Alaska-Seelachs mit riesigen Netzen, sogenannten pelagischen („schwebenden“) Scherbrettnetzen, gefangen. Bislang galt diese Fangmethode als vergleichsweise nachhaltig, da sie sehr wenig Beifang verursachte. Außerdem glaubte man, diese Netze berühren den Meeresgrund nur selten.
Öko-Test: Schwebende Fangnetze zerstörerischer als gedacht
Doch Öko-Test beruft sich auf eine kürzlich veröffentlichte Studie des Alaska Marine Conservation Council, die zeigt: Die schweren Fangnetze berühren den Grund viel häufiger als angenommen – teils sogar 80 Prozent der Zeit. „Und wenn die über den Boden schleifen, hacken sie empfindliche Bodenlebensgemeinschaften wie Korallenfelder oder Tiefseeschwammwälder ab“, zitieren die Tester:innen einen WWF-Fischereiexperten.
Die Konsequenz: Pelagische Scherbrettnetze als Fangmethode werden im Fischstäbchen-Test abgewertet. 15 von 19 Herstellern verarbeiten auf diese Art gefangenen Fisch, darunter Iglo, Frosta, Bofrost und Eismann.
Followfood bei Öko-Test falsch bewertet
Auch die Kabeljau-Fischstäbchen von Followfood waren Teil des Fischstäbchen-Tests. Öko-Test kritisierte im Test, dass die Kabeljaubestände im Fanggebiet überfischt seien und die Fische mit Grundschleppnetzen gefischt werden, die zum Beispiel Muschelbänke und Seegraswiesen am Meeresboden verwüsten.
Doch Öko-Test zog für seinen Test den falschen Fischbestand heran. Followfood stellt klar: Statt des gesunden Nordostarktischen Kabeljau-Bestands, der in den Followfood Produkten enthalten ist, hatte Öko-Test den überfischten norwegische Küstenkabeljau zur Bewertung herangezogen. Öko-Test zog seine Bewertung der Followfood Kabeljua Fischstäbchen zurück und unterzeichnete eine Unterlassungserklärung. Der Fischstäbchen-Test ist deshalb online nicht mehr abrufbar, der Test veganer Fischstäbchen schon (siehe unten).
Langleinen und Haken fischen schonender
Die schonendere Fangmethode bleiben Haken und Langleinen. Die Seelachs-Fischstäbchen von Demeter-Felderzeugnisse sind als einzige im Test damit gefischt. Die Seelachs-Bestände im Fanggebiet um Island sind zudem gesund. Einzig der Fischereidruck sorgte für Öko-Test dafür, dass die Fischstäbchen eine „gute“ und keine „sehr gute“ Gesamtnote erhalten.
Öko-Test findet Fettschadstoffe in Fischstäbchen
Abgesehen von zerstörerischen Fangmethoden und Überfischung – sind die Produkte wenigstens gesundheitlich zu empfehlen? Immerhin: Alle Fischstäbchen schmeckten bei der Verkostung „sehr gut“ und Fisch ist eine gute Quelle für Omega-3-Fettsäuren. Unser Körper benötigt diese mehrfach ungesättigten Fettsäuren unter anderem für das Immunsystem und die Durchblutung.
Doch Fischstäbchen enthalten neben Fisch Panade und damit viel Fett. Beim Frittieren entstehen oft Fettschadstoffe. Im Test kritisiert Öko-Test in elf Produkten zu hohe Mengen an Fettschadstoffen. Die „Golden Seafood Fischstäbchen“ von Aldi Süd sowie die Eismann Fischstäbchen fallen deshalb im Test durch. Das Eismann-Produkt enthält zudem erhöhte Mineralölbestandteile. Bereits im Test 2020 fiel es wegen Fettschadstoffen bei Öko-Test durch.
Derzeit sind die Testergebnisse aufgrund der Unterlassungserklärung, auf die sich Öko-Test und Followfood geeinigt haben, nicht verfügbar.
Vegane Fischstäbchen im Test: Nur zwei Produkte sind „gut“
Bei den vielen genannten Problemen stellt sich die Frage, ob vegane Fischstäbchen die bessere Wahl sind. Klar ist: Überfischung, Beifang und die Zerstörung des Meeresbodens sind bei fischlosen Knusperstäbchen kein Problem.
Doch Öko-Test hat genau hingeschaut und kann nur zwei Produkte mit „gut“ empfehlen. Das sind die „Iglo Green Cuisine 12 Vegane „Fischstäbchen““ und die „K- Take It Veggie Vegane Knusprige Stäbchen“ von Kaufland. Hier störten die Tester:innen lediglich die zugesetzten Aromen. Bis auf Bofrost und Frosta sind allen getesteten Ersatzprodukten laut Deklaration Aromen zugesetzt.
Öko-Test: Veggie-Fischstäbchen teils keimbelastet
Immerhin sechs der zwölf Produkte schneiden „befriedigend“ ab. Drei Stäbchen fallen bei Öko-Test durch, darunter „Ve Happy Vegane Fischstäbchen“, die es bei Edeka und Netto zu kaufen gibt. Schlusslicht im Test sind die veganen „Gutfried Fix WieFisch- Stäbchen“. Das Labor wies eine erhöhte Anzahl an Keimen sowie Mineralölbestandteile (MOSH/MOSH-Analoge) nach. Als Triebmittel setzt Gutfried Diphosphate ein, die laut Öko-Test auf Dauer nierenschädigend sind. Der Hersteller hat das Produkt inzwischen aus dem Sortiment genommen.
Vegane Stäbchen und Fischstäbchen im Vergleich
Öko-Test fand bei den veganen Stäbchen seltener Fettschadstoffe als bei den Produkten mit Fisch. Das spricht für die Veggie-Produkte. Doch lassen sich Fischstäbchen mit den Stäbchen aus Reis und Co. ersetzen? Das funktioniert für das Testmagazin nicht wirklich. Öko-Test schreibt dazu: „Fisch ist ein guter Lieferant von hochwertigen Proteinen, Jod und langkettigen Omega-3-Fettsäuren. Die pflanzenbasierten kommen da oft nicht ran.“
Alle Testergebnisse kannst du in der Ausgabe 09/23 oder auf ökotest.de nachlesen.
Utopia meint: Auch wenn du mit den veganen Stäbchen die wertvollen Inhaltsstoffe von Fisch nicht kompensieren kannst, den Fischbeständen und der Umwelt tust du einen Gefallen. Da es sich bei beiden Produkten um verarbeitete, frittierte Speisen handelt, sollten sie so oder so nur selten auf deinem Speiseplan stehen, probiere stattdessen unser Rezept für vegane Fischstäbchen mit Tofu.
** mit ** markierte oder orange unterstrichene Links zu Bezugsquellen sind teilweise Partner-Links: Wenn ihr hier kauft, unterstützt ihr aktiv Utopia.de, denn wir erhalten dann einen kleinen Teil vom Verkaufserlös. Mehr Infos.War dieser Artikel interessant?